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FAQ: Kopfballspiel im Kinderfußball

Kopfverletzungen sind eine ernste Sache, nicht nur beim Fußball. In jüngerer Vergangenheit aber haben die Veröffentlichung einer schottischen Studie sowie Beschlüsse der Fußballverbände in den USA und England dazu beigetragen, dass bei manchen Eltern unnötig Ängste aufkamen. Oft wurden in der öffentlichen Debatte drei unterschiedliche Themen vermengt: das Kopfballtraining im Nachwuchsfußball, der Umgang mit Gehirnerschütterungen im Profifußball sowie mögliche Langzeitfolgen.

Hier also die wichtigsten Fragen und Antworten zum richtigen Umgang mit dem Kopfballspiel im Kinder- und Jugendfußball.

Welche Empfehlungen gilt es, beim Kopfballtraining im Kinderfußball zu beachten?

Kopfball-Einheiten sollten langsam aufbauen und bei ungünstigen äußeren Rahmenbedingungen (z. B. bei nasskaltem Wetter) vom Trainingsplan gestrichen werden. Beim Kopfballtraining der jüngeren Jahrgänge sollte der Ball mit der Hand angeworfen werden. Bei längeren Distanzen muss die Wiederholungszahl reduziert werden. Komplett vermieden werden soll ein Schwerpunkttraining mit vielen Wiederholungen. Der DFB und die 21 Landesverbände haben damit die grundsätzlichen Empfehlungen der UEFA aus dem Frühjahr 2021 umgesetzt und konkretisiert.

Welche Ballgrößen werden für die verschiedenen Altersstufen verwendet?

Für den Fußball der G-/F- und E-Junior*innen wird der Ultralight Größe 3-Ball mit einem Gewicht von 290 Gramm eingesetzt. Bei der E- und D-Jugend wird im Wettbewerb mit Lightbällen Größe 4 mit einem Gewicht von 350 Gramm gespielt, für das Kopfballtraining werden weiterhin Ultralight-Bälle verwendet. In der C-Jugend wird mit normalen Fußbällen gespielt, für das Kopfballtraining werden Lightbälle verwendet. Bei den A- und B-Junior*innen achten die Trainer*innen auf einen geringeren Balldruck beim Kopfballtraining.

Warum ist ein starker Nacken wichtig?

Neben dem Aufbau des Kopfballtrainings selbst ist auch die Reduktion des "Impact", also die Verringerung der biomechanischen Wucht des Aufpralls bedeutsam. Anatomische Gegebenheiten wie etwa die Kopfform haben einen Einfluss. Was Trainer*innen aktiv leisten können, ist die regelmäßige Stärkung der Hals- und Nackenmuskulatur durch isometrische Übungen. Isometrisch heißt, dass man den Muskel unter Spannung bringt, ohne eine Bewegung auszuführen. Im Online-Angebot der "DFB Akademie" sind Videos mit einem Übungsprogramm zur Stärkung der Nackenmuskulatur abrufbar.

Was spricht gegen ein totales Verbot des Kopfballtrainings etwa bei den G- und F-Junior*innen?

Der deutsche Fußball setzt für den Kinder- und Jugendfußball nicht auf Verbote, sondern auf Empfehlungen für ein gezieltes Training, um den jungen Spieler*innen altersgerecht und risikoarm das Kopfballspiel beizubringen. Wer den Ball mit falscher Technik köpft, riskiert eine gesundheitliche Schädigung, wie Studien belegen. DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann sagt: "Ein Trainingsverbot ist der falsche Weg, denn im Wettbewerb oder auch beim Kick auf dem Bolzplatz wird dann doch geköpft. Der junge Fußballer oder die junge Fußballerin wendet möglicherweise eine falsche Technik an, die im worst case zu deutlich größeren Schädigungen führen kann."

Welche neuen Spielformen wurden auf dem Bundesjugendtag in Duisburg beschlossen?

Der DFB-Bundesjugendtag hat offiziell die Empfehlung des Jugendausschusses und Ausschusses für Frauen- und Mädchenfußball bestätigt, die neuen Spielformen im Kinderfußball ab 2024/2025 verbindlich in die DFB-Jugendordnung aufzunehmen. Damit ändern sich die Spielformen für die Altersklassen U 6 bis U 11.

Was bedeuten die neuen Spielformen für das Kopfballspiel im Kinderfußball?

Die neuen Spielformen werden aufgrund der deutlich reduzierten Spielerzahl sowie der Verwendung von Minitoren dazu führen, dass im Wettbewerb deutlich weniger geköpft wird. Dies wird nach aktuellen Zahlen mehr als 35.000 Mannschaften in mehr als 10.000 Vereinen betreffen. Rund eine halbe Millionen Kinder werden im Wettbewerb praktisch nicht mehr köpfen. Bei Zwei-gegen-zwei-Spielen auf einem 16 x 20 Meter kleinen Feld mit vier Minitoren etwa bei den G-Junioren gibt es spieltaktisch praktisch keine Gelegenheit mehr zum Kopfballspiel. Ab wann gelten die neuen Spielformen? Offiziell beschlossen wird die verbindliche Einführung der veränderten Spielformen beim DFB-Bundestag am 11. März 2022. Anschließend sollen die Spielformen etappenweise in die Fläche ausgerollt werden. Mit Beginn der Saison 2024/2025 gelten die neuen Regelungen dann verbindlich in ganz Deutschland.

Was ist die wichtigste Botschaft an die Trainer und Trainerinnen im Jugendfußball?

"Die durchaus verbreitete Einstellung, wenn der Schädel brummt, könne man doch weiterspielen, ist einfach falsch. Schluss mit der Bagatellisierung", fordert DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann. Prof. Dr. Tim Meyer, Vorsitzender der Medizinischen Kommission des DFB, sagt: "Es geht um eine Bewusstseinsbildung in dem Sinne, dass alle Beteiligten Einwirkungen auf Kopf und Gehirn nicht mehr bagatellisieren."