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Pit Reimers: "Ein besserer Trainer werden"

Pit Reimers ist aus dem Nachwuchsbereich des Hamburger SV kaum wegzudenken. Er arbeitet seit 2007 für den Traditionsklub, trainierte von der U 12 bis zur U 17 alle Teams. Aktuell betreut der 35 Jahre alte Trainer die U 17 in der B-Junioren-Bundesliga. Im DFB.de-Interview spricht Pit Reimers mit Mitarbeiter Thomas Palapies-Ziehn auch über seine Ausbildung zum Fußball-Lehrer.

DFB.de: An diesem Wochenende beginnt die Rückrunde in der B-Junioren-Bundesliga, und Sie befinden sich beim Lehrgang zum Fußball-Lehrer auf der Zielgeraden. Kommen Sie noch zum Schlafen, Herr Reimers?

Pit Reimers: Da müssen Sie sich keine Sorgen machen. (lacht) Klar, es ist anstrengend. Wir befinden uns in der abschließenden Unterrichtswoche, ab Montag beginnt die rund vierwöchige Prüfungsphase. Beschweren über die Belastung würde ich mich nie. Ich empfinde die Zeit beim Lehrgang als Privileg. Sie war und ist ereignisreich und spannend.

DFB.de: Wie fordernd war die Doppelbelastung bis hierher?

Reimers: Hamburg ist von Hennef nicht gerade um die Ecke. Bei mir kamen die Fahrzeiten also obendrauf. Meistens bin ich mit dem Zug gefahren, um die Reisezeit besser nutzen zu können. Ich habe es geschafft, mich immer auf meine jeweilige Aufgabe zu fokussieren. Das heißt: War ich in Hennef, war ich zu 100 Prozent dort. War ich in Hamburg, gehörte meine volle Konzentration meiner Mannschaft. Der Tanz auf zwei Hochzeiten war dennoch nicht einfach.

DFB.de: Was fanden Sie während des Lehrgangs besonders positiv?

Reimers: Ich durfte insgesamt sieben Wochen bei unseren Profis hospitieren - zunächst unter Christian Titz, später dann unter Hannes Wolf. Beide haben mich nahe herangelassen. Eine inspirierende Zeit hatte ich auch bei Manchester City, einem der zweifellos größten Klubs der Welt. Die Zusammensetzung des Lehrgangs mit Trainern aus ganz unterschiedlichen Bereichen hat außerdem für eine große Vielfalt gesorgt. Die Auseinandersetzung mit den Meinungen der Kollegen hatte teilweise zur Folge, dass ich meine eigene Auffassung überdacht habe. In anderen Fällen fühlte ich mich in meiner Sichtweise bestätigt.

DFB.de: Was hat Sie besonders überrascht?

Reimers: Den Englisch-Unterricht hatte ich so nicht unbedingt auf dem Schirm. Da für uns theoretisch auch das Ausland als Arbeitsort infrage kommt, fand ich den Unterricht sehr gut. Ohne eine vernünftige Kommunikation wird Zusammenarbeit schließlich schwierig.

DFB.de: Mit welchem Ziel hatten Sie die Ausbildung in Hennef in Angriff genommen?

Reimers: Ich wollte die knapp zehn Monate nutzen, um ein besserer Trainer zu werden und die höchstmögliche Lizenz zu erwerben.

DFB.de: Zu Ihren Vorbildern zählen Sie Jupp Heynckes. Warum?

Reimers: Jupp Heynckes ist in der Lage, eine Gruppe mit Ruhe und Entschlossenheit für eine gemeinsame Idee zu begeistern. Jedem muss stets bewusst sein, dass er seine persönlichen Ziele nur in einer starken Gruppe erreichen kann. Das versuche auch ich unseren Spielern zu vermitteln.

DFB.de: Wer hat Sie während des Lehrgangs bei den Trainingseinheiten vertreten?

Reimers: Co-Trainer Tim Reddersen und Athletiktrainer Jan Hasenkamp haben mich hervorragend vertreten. Sie haben dafür gesorgt, dass ich immer mit einem guten Gefühl in Richtung Hennef fahren konnte.

DFB.de: Sehen Sie Ihre Mannschaft für die Rückrunde gut vorbereitet?

Reimers: Die Vorbereitung ist gut gelaufen. Das abschließende Testspiel gegen den West-Vertreter VfL Bochum haben wir 5:1 gewonnen. Das hat noch mal für ein gutes Gefühl gesorgt.

DFB.de: Woran wollten Sie während der Vorbereitung besonders feilen?

Reimers: Es gab bis zur Winterpause das eine oder andere Spiel, in dem wir die bessere Mannschaft waren und ein Chancenplus hatten. Dennoch haben wir einige Punkte liegen gelassen. Wir wollen uns nun für den Aufwand noch mehr belohnen. Dafür müssen wir vor dem Tor noch ruhiger agieren. Daran haben wir besonders gearbeitet.

DFB.de: Die Rückrunde beginnt mit dem Duell gegen den Tabellendritten VfL Wolfsburg. Ist es genau der richtige Gegner zum Auftakt?

Reimers: Wir bekommen es mit einer der besten Mannschaft der Staffel zu tun. Das ist gleich eine willkommene Standortbestimmung. Das Hinspiel war eine dieser Partien, in der wir uns nicht belohnen konnten. Wir lagen in Führung, haben dann aber einige Möglichkeiten ausgelassen und 1:2 verloren.

DFB.de: Ihre Mannschaft rangiert auf Platz vier, elf Zähler hinter Spitzenreiter Hertha BSC. Geht da noch etwas nach ganz oben?

Reimers: Hertha BSC führt die Tabelle nicht von ungefähr mit vier Punkten Vorsprung an. Die Berliner sind für mich bisher die souveränste Mannschaft. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich die Meisterschaft noch nehmen lassen. Für uns geht es zunächst darum, gut zu starten und dann so gut wie möglich abzuschneiden. Noch wichtiger als der sportliche Erfolg ist die Weiterentwicklung der Spieler und der Mannschaft.

DFB.de: Wie steht es denn mit der Ausbildung?

Reimers: Die Mannschaft hat sich prima entwickelt, ist stabil in ihren Leistungen. Daran wollen wir in der Rückrunde anknüpfen. Es geht darum, offensiv zuzulegen, dabei aber nicht die Kompaktheit zu verlieren.

DFB.de: Zeichnet sich schon ab, welche Spieler es nach oben schaffen können?

Reimers: Unsere Spieler sind im U 17-Bereich nicht mehr so weit weg vom Seniorenbereich. Auf der anderen Seite liegen auch noch zwei Jahre in der U 19 vor ihnen. Bei dem einen klappt die Umstellung schneller, andere benötigen mehr Zeit. Das hängt immer individuell vom jeweiligen Spieler ab.

DFB.de: Die Profis des HSV sind Spitzenreiter in der 2. Bundesliga. Wie ist die Stimmung im Verein?

Reimers: Man merkt, dass der HSV trotz des Abstiegs aus der Bundesliga nach wie vor eine riesige Strahlkraft hat. Nicht umsonst kommen mehr als 50.000 Zuschauer zu den Heimspielen. Viele wünschen sich den Klub in der ersten Liga zurück. Wir alle hoffen selbstverständlich, dass der Wiederaufstieg gelingt.