Wie Abendspiele den Schlaf beeinflussen

Geregelter Schlaf und Leistungsfußball stehen bei Abendspielen nicht im Gleichgewicht.

Spieler*innen sind zunehmend einer größeren Anzahl und auch Intensität von Spielen ausgesetzt, wodurch die Regeneration unweigerlich an Bedeutung gewinnt. Der Spielplan der einzelnen Mannschaften lässt aber immer weniger Freiräume zu, sodass sich die Frage stellt: Welchen Einfluss hat der sportliche Wettbewerb auf die Regeneration und was sind die Folgen, wenn diese ausbleibt oder unzureichend ist?

Zunehmende Belastung

Immer mehr Wettbewerbe, längere Reisen, höhere Trainingsbelastungen und teils spätere Anstoßzeiten sorgen dafür, dass die Spieler*innen einer außerordentlich hohen Belastung ausgesetzt sind.

Im Leistungsfußball sind zwischen den Spielzeiten 2008/09 und 2018/19 durchschnittlich - je nach Abschneiden in den Wettbewerben - zehn Spiele hinzugekommen, die die Spieler*innen bestreiten mussten. Nicht selten überschreiten Nationalspieler*innen das von Fitnesstrainer*innen empfohlene Maximum an Spielen. Dadurch müssen die Athlet*innen nicht nur die physische, sondern auch die psychische Belastung verarbeiten. Das Abrufen der eigenen Leistungsfähigkeit in kurzen Zeitintervallen ist daher auch für den Kopf eine hohe Beanspruchung. Luka Modric hatte den jüngsten Höchstwert im Jahr 2020. Er absolvierte 24 Spiele mit weniger als fünf Tagen Ruhepause dazwischen.

Am Beispiel von Modric wird deutlich, wie hoch die Belastung für die Spieler*innen ist und wie wichtig ausreichender Schlaf und andere Regenerationsprozesse sind. Da während des Schlafs zahlreiche wichtige Funktionen im Körper unterstützt werden, sollte der Nachtruhe stets besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Ein Problem: Bei Abendspielen verschieben sich typische Muster, sodass Spieler*innen gar nicht ausreichend regenerieren können.

Die Auswirkungen von Abendspielen für die Spieler*innen

Spiele am Abend, die bei internationalen Vereinswettbewerben oder Länderspielen üblich sind, gelten für Fans und Zuschauer als Highlight. Doch für die Spieler*innen bedeuten die späten Anstoßzeiten einige Umstellungen. Über 90 Prozent der Spieler*innen haben nach Abendspielen Probleme beim Ein- und Durchschlafen, sodass die Regenerationsphase nach dem Wettkampf unmittelbar negativ beeinflusst ist. Des Weiteren setzen einzelne Spieler*innen auf falsche Strategien:

  • 75 Prozent der Spieler*innen verbringen nach Abpfiff Zeit vor dem Bildschirm
  • 15 Prozent nehmen Schlafmittel und beeinträchtigen die Schlafrhythmus zusätzlich

Spieler des OSC Lille gaben nach einer Champions-League Saison an, welche individuellen Auswirkungen die späten Anstoßzeiten auf ihren Schlaf hatten. Insbesondere die Zubettgehzeit, die gesamte Zeit im Bett und die Schlafdauer verschlechterten sich auffallend. Aus diesem Grund wurden den Nationalspieler*innen Strategien und Möglichkeiten aufgezeigt, die ihnen bei Abendspielen weiterhelfen sollen, um dennoch gut regenerieren zu können. In jedem Fall sollte ein zu großer Schlafmangel vermieden werden, da die Folgen weitreichend sein können.

Folgen von Schlafmangel

Zu wenig Schlaf hat zahlreiche negative Einflussfaktoren auf die Leistungsfähigkeit der Spieler*innen. Weitere Begleiterscheinungen neben der Kraftlosigkeit sind:

  • mangelnde Frische
  • keine bzw. unzureichende Muskelregeneration
  • ineffizienter Sauerstoffhaushalt
  • eine gestörte Thermoregulation
  • reduzierter Testosteronspiegel
  • ein verringertes Sättigungsgefühl

Ausreichender und qualitativ hochwertiger Schlaf ist somit eine der Grundlagen für eine optimale sportliche Leistungsfähigkeit.