Top-Teams der WM 2022

Weltmeister Argentinien

Totale Lust, persönliche Duelle zu gewinnen!

Die „Albiceleste“ konnte nach einem faszinierenden WM-Finale und einem 4:2 im Elfmeterschießen gegen Frankreich den WM-Titel feiern. Dieser dritte WM-Triumph Argentiniens nach 1978 und 1986 war dabei zweifellos eine Sternstunde des Fußballs.

Dabei hatten sich diese Chancen auf einen weiteren WM-Titel bereits angedeutet. Zwischenzeitlich blieb die Albiceleste unter Lionel Scaloni 36 Spiele ungeschlagen und siegte 2021 bei der Copa-América. Der anfangs umstrittene Trainer schaffte es, ein Team zu formen und ist mit einem Schnitt von 2,32 Punkten pro Spiel der erfolgreichste Trainer (mit mindestens 10 Spielen) Argentiniens aller Zeiten. Spätestens im „besten WM-Finale aller Zeiten“ (so die Meinung vieler Fans und Experten) präsentierte der neue Weltmeister ein breites Spektrum an Qualitäten einer besonderen Mannschaft. Über weite Strecken des Finales dominierte Argentinien und spielte dabei auf allerhöchstem Qualitätslevel.  Insbesondere die überragende Angriffskette mit Ángel Di María, Lionel Messi und Julián Álvarez stellte Frankreich vor große Probleme. Doch die exzellenten Comeback-Qualitäten des französischen Teams nach dem zwischenzeitlichen 0:2 ermöglichten dann ein unglaubliches Spektakel für die Fußballwelt mit einer atemberaubenden Spannung bis in die Nachspielzeit.

Spezielle Qualitätsmerkmale

Argentinien war zwar vor allem, aber bei weitem nicht nur Messi. Die sensationelle Start-Niederlage gegen Saudi-Arabien stärkte im Rückblick nochmals die Team-Geschlossenheit und die Fokussierung auf das große sportliche Ziel.

Defensive

  • Herausragendes Qualitätsmerkmal des neuen Weltmeisters war das extrem körperbetonte, „positiv aggressive“ Spiel gegen den Ball – (fast) jeder war permanent „auf dem Sprung“, in den Zweikampf zu kommen bzw. einem Mitspieler zu helfen
  • „Defensivlust“ über die komplette Spielzeit mit der „Gier“, persönliche Duelle zu gewinnen!
  • Eingebettet war dieses robuste, „abgezockte“ Agieren im 1 gegen 1 in einen bestens organisierten, kompakten und relativ tief gestaffelten Defensivblock
  • Nur Messi begrenzte sich auf das sporadische Zustellen von Anspielpunkten beim Spielaufbau des Gegners
  • Damit war es wenig aussichtsreich, ein konsequentes und intensives Angriffspressing zu spielen. Folglich verlegte Argentinien die erste Pressinglinie etwas zurück und agierte primär aus einem relativ gegnerorientierten Mittelfeldpressing heraus

  • Höchste Priorität hatte aber eine konsequente Tiefensicherung bzw. das Sichern der inneren Linie
  • Vor allem bei defensiven Umschalt-Situationen war ein enorm engagiertes, tempoorientiertes und diszipliniertes Spiel gegen den Ball festzumachen: Taktisch clevere, situative und variable Lösungen gegen den Ball: Attackieren – Stellen – Fallen lassen – Durchschieben
  • Kognitive Qualitäten beim „Lesen des Gegners“: Bewegungs- und Aktionsvorteile durch Antizipieren
  • Weiteres Qualitätskriterium war die Konterabsicherung. Kein Team konnte gegnerische Umschaltmomente erfolgreicher verteidigen als die Albiceleste

Sicherlich das beste WM-Finale, das es jemals gegeben hat!
The Sun. England

Offensive

  • Messi war die alles überragende Schaltstelle in der Offensive, der das Tempo bestimmte, den Rhythmus wechselte, Dynamik auslöste, Mitspieler in aussichtsreichen Positionen freispielte und nicht zuletzt selbst Tore erzielte
  • Herausragende Angreifer-Typen mit speziellen Profilen und individuellen Qualitäten wie Álvarez, Di María komplettierten diese Offensiv-Power Argentiniens
  • Das Angriffsspiel Argentiniens war logischerweise vor allem über die rechte Halbspur angelegt – Aktionen über die linke Angriffsseite waren dagegen im WM-Vergleich unterdurchschnittlich
  • Variables Angriffsspiel durch das Einschalten über die Halbspuren (z.B. de Paul, Mac Allister) bzw. aus hinteren Außenpositionen (Acuña, Molina)
  • Variabilität bei Flanken aus verschiedenen Winkeln
  • Konsequentes Attackieren der Tiefe durch variable Laufwege in die Schnittstellen einschließlich kreativer Lösungen wie Chipbälle
  • Flexible Positionswechsel im Angriffsbereich
  • Im Team-Verbund dominierte über weite Turnier-Phasen die Ballsicherung vor risikoreichen, schnellen Angriffen in die Tiefe – dazu formierte sich z.B. der zentrale Mittelfeld-Verband mit kurzen Distanzen zueinander, um viele Optionen für ein Kurzpass-Spiel herzustellen
  • „Gewinner-Mentalität“ auch in der Offensive mit der „Lust“, jedes persönliche Duell zu gewinnen, z.B. auch direkte Laufduelle
110
Torschüsse mit 15 WM-Treffern dokumentiert die Offensivstärke – kein anderes WM-Team schafft eine vergleichbare Quote
15,6%
war der Expected-Goals-Wert – ein absoluter Topwert
Argentina v France: Final - FIFA World Cup, WM, Weltmeisterschaft, Fussball Qatar 2022 Angel Di Maria right winger of Argentina and Juventus FC celebrates after scoring his sides first goal during the FIFA World Cup Qatar 2022 Final match between Argentina and France at Lusail Stadium on December 18, 2022 in Lusail City, Qatar. Lusail City Qatar
27,8 Jahre
Altersdurchschnitt repräsentiert eine ideale Mischung aus spiel- und laufstarken Newcomern sowie routinierten, etablierten Top-Stars und Spielerpersönlichkeiten
Lusail Stadium Julian Alvarez of Argentina celebrates after scoring a goal 3-0 with Lionel Messi of Argentina during the match between Argentina and Croatia, valid for the World Cup semifinal, held at the National Stadium in Lusail, Qatar. Marcio Machado/SPP
6
defensive Aktionen pro Minute dokumentieren die permanente Einstellung, intensiv gegen den Ball zu agieren – fast die Hälfte aller gegnerischen Schüsse konnten die Argentinier blocken
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