Individuelle Analyse

Die Bewegungssteuerung der Spieler*innen optimieren

Neurozentriertes Training
Laura Benkarth und Jan-Ingwer Callsen-Bracker

Die Grundlage für das neurozentrierte Training bildet eine umfangreiche individuelle Diagnostik des Nervensystems. Diese besteht aus Tests der Bereiche Bewegungssteuerung und Wahrnehmung, die den Prozess Input-Interpretation-Output genau analysieren. Die wichtigsten Erkenntnisse werden durch eine Bewegungsanalyse, Koordinationstests, Untersuchungen der sensorischen Wahrnehmung (Augen, Gleichgewicht, Fühlen und Spüren), Tests der Hirnnerven und einem persönlichen Gespräch gewonnen. Diese ganzheitliche Analyse erlaubt es die Ursachen für sportliche Limitierung aufzudecken und an der Gesunderhaltung des Spielers zu arbeiten. 

Persönliches Gespräch

Das festgelegte Trainingsziel bildet die Ausgangsbasis. Im anschließenden persönlichen Gespräch wird die Vorgeschichte und der Status quo jedes Spielers erörtert: Verletzungsgeschichte, chronische Probleme, motorischer Optimierungsbedarf sowie der aktuelle Leistungsstand. Dazu gehört auch die sportliche Anforderungsanalyse. Das eröffnet die Möglichkeit, die individuelle Schwachstellen und die limitierenden neuronalen Faktoren des Spielers auszumachen. 

Bewegungsanalyse

Im Fokus stehen der Bewegungsablauf und die Bewegungseffizienz des Spielers. Dazu ist es erforderlich, alle Bewegungen, die Körperhaltung und die technische Ausführung des Spielers genau zu beobachten. Aus diesen Eindrücken lassen sich erste Erkenntnisse für mögliche neuronale Defizite ziehen.

Für die Haltungsanalyse sind folgende Fragen wichtig:

  • Welche unbewussten Schutzhaltungen sind aktiv?
  • Wie stabil ist der Kopf in Bewegung?
  • Wie stehen die Extremitäten zueinander?
  • Zeigt das Lauf- und Bewegungsverhalten Asymmetrien oder Dysbalancen auf?
  • Gibt es funktionale Defizite, beispielsweise eine verlangsamte Reflexstabilität?
  • Wie präzise und wie schnell sind die Bewegungen?
Augen- und Gleichgewichtstests

Bei den visuellen Tests werden alle Bereiche der visuellen Kompetenz überprüft. Neben den bereits im Abschnitt zum visuellen System aufgeführten Fähigkeiten zu klarem Sehen, peripherem Sehen, Tiefenwahrnehmung und Augenmotorik gibt es noch viele weitere visuelle Kompetenzen. In den Gleichgewichtstests stehen die Funktion der Makulaorgane und der Bogengänge im Fokus. Durch die enge Verschaltung des visuellen und des vestibulären Systems findet die Analyse und das Training beider Komponenten meist gemeinsam statt.

Untersuchung des taktilen Systems

Bei der taktilen Analyse wird untersucht, wie genau und differenziert der Sportler spüren und fühlen kann. Wir untersuchen sehr spezifisch die einzelnen Rezeptoren. Dadurch erfahren wir einiges über die Fähigkeit der Körperwahrnehmung, die zum propriozeptiven System gehört.

Koordinationstests

Mit einer Reihe von Tests wird die Qualität der motorischen Ansteuerung (Motor-Output) einzelner Körperbereiche untersucht. Im Zentrum steht die Frage: Wie genau und präzise kann der Spieler das spezifische Körperteil bewegen und kontrollieren? Aus dieser umfassenden sensomotorischen Diagnostik ergibt sich ein genaues Bild, das die Ursachen für bestimmte Probleme eingrenzen kann. Ebenfalls können die spezifischen Trainingsbereiche herausgestellt werden, deren Nutzen für die Leistungssteigerung am größten ist. Jede Übung hat einen direkten Einfluss auf das Nervensystem. Es zeigt auf jeden gesetzten Reiz eine unmittelbare Reaktion. Mit Hilfe eines Re-Tests, der direkt im Anschluss stattfindet, wird überprüft, ob der gesetzte Reiz zielführend ist und sich positiv auf die Bewegungsqualität auswirkt.