Medizin
Plötzlicher Herztod: Was ist zu tun?
Mit dem richtigen Notfallmanagement Leben retten
Immer wieder kommt es auf dem Fußballfeld zu tragischen Vorfällen. Wenn Spieler*innen plötzlich ohne jegliche Fremdeinwirkung zusammenbrechen, geht es nicht selten um Sekunden. Denn, wenn das Herz aussetzt, ist zielgenaues und konsequentes Handeln gefragt. Das richtige Notfallmanagement kann Leben retten.
Was passiert beim plötzlichen Herztod?
Wenn eine bösartige Rhythmusstörung wie Kammerflimmern vorliegt, pumpt das Herz effektivkein Blut mehr. Der Sauerstofftransport wird nahezu eingestellt und das Gehirn ist unterversorgt. Die Zeit drängt: Hält dieser Zustand für etwa drei Minuten an, kommt es bereits zu irreversiblen Hirnschäden. Die Ersthelfermaßnahmen müssen in erster Linie darauf ausgerichtet sein, eine Mindest-Sauerstoffversorgung aufrechtzuerhalten. Unter Berücksichtigung der folgenden Handlungsweisen können Leben gerettet werden.
Bei der Erstversorgung der Spieler*innen gilt grundsätzlich immer die gleiche Diagnose: Jeder Bewusstseinsverlust ohne Fremdeinwirkung ist so lange ein plötzlicher Herztod, bis das Gegenteil bewiesen ist. In dieser Annahme können lebensrettende Maßnahmen sofort eingeleitet werden, ohne wertvolle Sekunden zu verlieren.
Wenn der oder die Sportler/in auf keine Reize (Ansprache, Schmerzreize) reagiert und nicht normal atmet, ist von einem Herzstillstand auszugehen. In einer so belastenden Situation wie auf dem Platz sind Messungen von Atmung und Puls oft unzuverlässig.
Viele allgemeine Helfermaßnahmen, die in Erste-Hilfe-Kursen vermittelt werden, sind beim plötzlichen Herztod nicht wirkungsvoll. Zum Beispiel ist es nicht hilfreich, die Patient*innen in eine stabile Seitenlage zu bringen oder ihnen die Zunge aus dem Hals zu ziehen. Fatal wäre es auch, auf den Krankenwagen zu warten. Dieser kommt nicht selten zu spät, um noch lebensrettende Maßnahmen einzuleiten. Für ein gezieltes Notfallmanagement sind zunächst keine Ärzte/Ärztinnen notwendig – jeder ist in der Lage zu helfen! Somit lautet die Devise: Wer nicht handelt, begeht bereits den größten Fehler.
Die Reanimation muss unmittelbar nach fehlender Reaktion auf Ansprache und Schmerzreiz beginnen. Mit der Herzdruckmassage wird ein Minimal-Blutkreislauf wieder in Gang gesetzt und Sauerstoff ins Gehirn gepumpt. Schnelles und tiefes Drücken ist sehr wichtig. Die Frequenz muss bei 100 bis 120 Stößen pro Minute liegen (Rhyhtmus von „Stayin´ alive“ von den Bee Gees als Richtschnur). Nur wenn die Herzdruckmassage kontinuierlich durchgeführt wird, kann sie erfolgreich sein. Mit jeder Pause stoppt der Sauerstofftransport und die Wirkung sinkt.
Ein Defibrillator sollte stets in greifbarer Nähe sein. Während die Herzdruckmassage durchgeführt wird, kann dieser vorbereitet und angeschlossen werden. Grundsätzlich sind zur Nutzung heutzutage verfügbarer halbautomatischer Geräte weder Vorerfahrung noch medizinisches Fachwissen nötig. Die Geräte geben gesprochene Anweisungen. Dennoch empfiehlt sich eine vereinsinterne Schulung zu Saisonbeginn für mehrere Personen. Auch für die Spieler*innen, die immer auf dem Platz stehen und somit als Ersthelfer*innen wichtig sind.
* Die Daten stammen aus: "FIFA Sudden Death Registry (FIFA-SDR): a prospective, observational study of sudden death in worldwide football from 2014 to 2018"
Prävention & Risiken
Fälle wie der von Christian Eriksen bei der Fußball-Europameisterschaft 2020 werden seltener, da der Umfang und die Qualität von Screeningverfahren im Profifußball in den vergangenen Jahren gestiegen sind. Im Amateurfußball jedoch gibt es keine flächendeckenden Vorsorgeuntersuchungen. Ein Belastungs-EKG kann allerdings für alle Ausdauersportler*innen sinnvoll sein, um mögliche Risiken frühzeitig festzustellen. In der Regel werden diese aber ohne vorliegende Symptome nicht von der Krankenkasse übernommen.
Sport verlängert die Lebenserwartung eines Menschen. Und dennoch ist das Risiko für einen plötzlichen Herztod beim Ausdauersport leicht erhöht. Das Herz muss für die Leistungserbringung schneller pumpen und die Stresshormone, die während der Belastung ausgeschüttet werden, können Herzrhythmusstörungen zusätzlich begünstigen. Der Trainingszustand spielt in diesem Zusammenhang aber keine Rolle. Auch Hochleistungsathlet*innen erreichen ab einem bestimmten Zeitpunkt ihr Maximum und können deshalb mit der gleichen Wahrscheinlichkeit einen plötzlichen Herztod erleiden wie Freizeitsportler*innen.