Podcast mit Daniel Niedzkowski

Übersichtsfolge

Aufgenommen wurde die Folge am 24.08.2022

Daniel Niedzkowski über … 

… Wissen und Erfahrung in der Praxis

Viele Teilnehmer*innen an unseren Pro-Lizenz-Lehrgängen verfügen über umfangreiche praktische Erfahrung, sowohl als Spieler*innen als auch als Trainer*innen. Da diese Erfahrungen aber häufig innerhalb eines bestimmten Settings gemacht wurden, sind sie nicht zwingend auch auf andere Kontexte anwendbar. Wichtig ist, daraus Prinzipien abzuleiten, die auch unter anderen Vorzeichen funktionieren. Mit einem guten Mix aus Wissen und Erfahrung bin ich kompetent in vielen Situationen – nicht nur in denen, die ich in der Vergangenheit durchlebt habe.

… den Umgang mit Schwächen und das Delegieren von Aufgaben

Es ist wichtig, seine eigenen Potenziale zu identifizieren und sich in diesen Bereichen weiterzuentwickeln. Die eigenen Schwächen, die weniger Potenzial bergen und bei denen eine Verbesserung viel Energie kosten würde, stehen an zweiter Stelle. Hierfür hilft der Kompetenzpool der eigenen Mitarbeiter*innen, die genau diese Bereiche abdecken sollten. Dennoch gibt es Kompetenzen, über die ein Cheftrainer selbst verfügen muss. Diese kommen bei nicht delegierbaren Aufgaben, wie zum Beispiel Krisengesprächen mit Spieler*innen, zum Einsatz.

… Führung und Fachkompetenz im Wandel

Spieler*innen verfügen heute über mehr theoretisches Wissen und haben einen höheren Anspruch an den Trainer / die Trainerin. Dadurch ist die Bedeutung von Fachkompetenz massiv gestiegen. Für Führung gibt es aber keine Schablone, die in jeder Situation das gewünschte Ergebnis erzielt. Es ist wichtig, eine klare Linie zu verfolgen. Dabei ist der Kontext der sportlichen Situation zu beachten und jede*r Einzelne erhält je nach Persönlichkeit mehr oder weniger Entscheidungsfreiheit. Führungsverhalten ist nicht nur bei unterschiedlichen Personen variabel, sondern auch in unterschiedlichen Situationen bei der gleichen Person. Dabei sollte ein(e) Trainer(in) berechenbar sein und einem klaren Wertesystem folgen.

… Persönlichkeiten und Meinungen

Mein Auftrag ist nicht, Persönlichkeiten zu verändern, sondern die Trainer*innen in ihrer Persönlichkeit zu bestärken. Dabei geht es um das Verhalten und das Mindset dahinter. Wenn ich eine klare Meinung habe, dann kann das prinzipiell positiv sein, aber auch bedeuten, dass ich unflexibel bin. Es ist wichtig, Offenheit und Demut zu entwickeln, um zu erkennen, was ich alles nicht weiß. Ich kann meine Überzeugungen beibehalten und dennoch Dinge hinterfragen.

… eine gesunde Feedback-Kultur

Feedback hilft immer. Die Herausforderung besteht darin, eine Kultur herzustellen, in der Feedback willkommen ist, im Idealfall sogar aktiv eingefordert wird. Meine Teammitglieder sollen das Gefühl haben, dass ihre Meinung wertvoll ist und sie neue Perspektiven aufzeigen kann. Auch der Zeitpunkt für Feedback ist entscheidend: Wenn es läuft, kann man sich besser mit neuen Ideen auseinandersetzen als in Krisenzeiten.

… Selbstreflexion und Zielsetzungen

Selbstreflexion ist ein strukturierter Prozess, in dem ich meine Ziele festlege und das Erreichte überprüfe, ohne mich jedoch selbst als Trainer infrage zu stellen. Für eine gesunde Lebensführung ist es entscheidend, sich erreichbare Ziele zu setzen. Unrealistische Ziele führen häufig zu Stress, Schlafmangel und einer ungesunden Ernährung. Wir machen uns viele Gedanken darüber, wie wir unsere Spieler*innen in Topform bringen, müssen aber vor allem selbst in Topform sein.

… das Vorgehen bei der Trainer*inverpflichtung und die Gefahr von Ergebniszielen

Natürlich hat jede Trainerin und jeder Trainer die Freiheit, sich für oder gegen einen Job zu entscheiden. Trainer*innen in der Verantwortung, die richtige Passung für sich selbst zu finden. Der Verein wiederum muss dafür Sorge tragen, Risiken zu minimieren, indem möglichst viele Informationen und Einschätzungen eingeholt werden. Dennoch ist kaum vorhersehbar, was in Krisensituationen passiert. Viele Vereine arbeiten mit reinen Ergebniszielen, denen alles untergeordnet wird. Die Leistungsebene und die Prozessebene werden dadurch jedoch vernachlässigt. Oft heißt es bei einer Trainerentlassung, dass die Entwicklung der Mannschaft nicht wie gewünscht war, aber die Entwicklung wird – abgesehen von den Ergebnissen – kaum berücksichtigt. 

Es ist wichtig, Offenheit und Demut zu entwickeln, um zu erkennen, was ich alles nicht weiß.
Daniel NiedzkowskiLeiter der Pro-Lizenz-Ausbildung, Co-Trainer U21-Nationalmannschaft