Spielanalyse

Raumverteidigung

Gefahrensituationen frühzeitig erkennen und entschärfen!

In der Raumverteidigung entschärft der Torwart gegnerische Angriffe, bevor eine direkte Gefahr für sein Tor entsteht. Es handelt sich dabei vor allem um Flanken bzw. flache Hereingaben von der Seite und Steilpässe aus dem zentralen Bereich aus unterschiedlichen Distanzen. Im Gegensatz zur Zielverteidigung nimmt der Torwart hier eher den Part des aktiv Handelnden ein, denn er muss entscheiden, ob er in der gegebenen Situation eingreift oder nicht.

Vielfältige Anforderungen

Die qualitativen Aktionen machten zu knapp einem Viertel Standardsituationen aus. 15 Prozent entfielen auf Pässe in die Tiefe. In knapp 43 Prozent der Aktionen stand die Abwehr von Flugbällen und Hereingaben von außen im Mittelpunkt, die Querpassverteidigung machte rund 12 Prozent aus. Im Schnitt hat jeder Torwart 2,2 Raumverteidigungsaktionen mit Anspruch pro Spiel, wovon 1,7 Aktionen aus dem Spiel und 0,5 Aktionen nach Standardsituationen erfolgen. Der Italiener Donnarumma sticht in diesem Bereich heraus und verzeichnet rund 2,7 anspruchsvolle Aktionen im Raum.

Verteilung der qualitativen Torwart-Aktionen
Flanken und Hereingaben

Viele Gegentore wurden durch Zuspiele von außen vorbereitet (22%). Aktiv kann der Torhüter hier durch eine hohe Bereitschaft und Aktivität in der Raumverteidigung bereits Chancen in der Entstehung unterbinden. Entscheidend ist seine Präsenz im Raum vor seinem Tor. Damit vergrößert er seinen Wirkungsradius und die Möglichkeit, den Ball präventiv zu verteidigen. Mit einem präsent wirkenden Verhalten kann er zudem die Möglichkeiten des Flankengebers beeinflussen.

    1. Aufgrund der vorherrschenden Situation hat der Torwart (TW) eine tiefere Position für die Zielverteidigung eingenommen. Die eigene Mannschaft klärt jedoch den Ball, ...

    2. ... weshalb er zusammen mit der Abwehrkette 'schleichend' in eine höhere Position schiebt. Damit erweitert der TW seinen Wirkungsradius und erhöht seine Präsenz im Raum. Der Gegner flankt in den Strafraum.

    3. Der TW entscheidet sich im Raum zu agieren – er springt mit links ab und klärt den Ball mit der rechten Faust. Dabei überzeugt er mit energischer Entschlossenheit, im Gegensatz zu seinem Verteidiger, der sich wegdreht und den ballnahen Gegner nicht konsequent abschirmt.

    1. Gegnerischer Ballbesitz in der Außenspur: Donnarumma (TW) nimmt eine mutige offensive Position ein. Im Verlauf der Situation kappt der gegnerische äußere Mittelfeldspieler (AMF) ab und passt zurück zum zentralen Mittelfeldspieler (ZDM). Donnarumma nimmt den Rückpass wahr und passt seine Position nach vorne an.

    2. Dadurch erweitert er seinen Wirkungsradius und hat eine hohe Präsenz im Raum. Anschließend flankt der ZDM in den Strafraum.

    3. Donnarumma trifft die Entscheidung im Raum zu agieren. Beim Abfangen springt er mit seinem linken Bein ab und geht in die volle Körperstreckung, während die Verteidiger den Gegner relativ gut abschirmen.

Querpassverteidigung

Raumverteidigungsaktionen sind komplex, da Torhüter verschiedene Aspekte berücksichtigen müssen und stets viele Spieler involviert sind. So gehört auch die Querpassverteidigung zu den anspruchsvollen Aufgaben eines Torhüters, da diese nur im Kollektiv erfolgsstabil zu verteidigen sind. Bei der EURO 2020 fielen rund 10 Prozent der Gegentore nach einem Pass aus den beiden Querpasszonen, die sich seitlich des Torraumes nahe der Grundlinie erstrecken.

    1. Der Gegner dribbelt in Richtung Grundlinie, weshalb die Wahrscheinlichkeit eines Querpasses steigt. Der Torwart (TW) erkennt die Situation jedoch nicht ...

    2. ... und verpasst es 'aufzuklappen', weshalb keine aktive Aktion in der Querpassverteidigung möglich ist. Anschließend passt der Ballbesitzer zum einlaufenden Mitspieler in die Mitte.

    3. Der TW versucht sich noch mit einer Notlösung in den Ball zu werfen, doch letztlich ist der Pass nicht mehr zu verteidigen.

    1. Gegnerischer Ballbesitz in der Außenspur. Der Torwart (TW) besitzt eine gewisse 'Lockerheit' in der Positionsanpassung und hat eine hohe Präsenz im Raum.

    2. Im weiteren Verlauf der Spielsituation bricht der ballbesitzende Gegner in Richtung Grundlinie durch. Der TW erkennt die Situation frühzeitig und passt seine Position nach vorne in Richtung Querpassverteidigung an.

    3. Als der Gegner an der Grundlinie ist, hat der TW aufgrund seines aktiven Positionsmanagement rechtzeitig die Position für die Querpassverteidigung eingenommen. Die 'Lockerheit' ist mittlerweile der Überzeugung und Körperspannung gewichen. Der Gegner passt in die Mitte, ...

    4. ... doch der TW fängt das Zuspiel durch schnelles Tauchen ab. Die ballnahen Verteidiger unterstüzen mithilfe ihre Positionierungen: Der ballnahe Verteidiger bildet den 'Pfosten' des virtuellen Tores, der ballferne blockt den Angreifer in Tornähe.

Fazit

Die Raumverteidigungsaktionen sind vielfältig und komplex. Die besten Torhüter haben wenige, aber dafür wichtige Aktionen im Raum. Mut und Entschlossenheit bilden die Grundlage für das erfolgreiche Verteidigen im Raum.