Trainerentwicklung
Das Coaching durch zielgerichtete Fragen optimieren
Fragen – die Basis für ein effizientes „Aktives Zuhören“

Coaching-Tool: Fragen stellen!
Ein wirkungsvolles Instrumentarium beim Coachen der Spieler*innen sind zielorientierte Fragen. Fragen erfüllen nicht nur den ursprünglichen Zweck, den Informationsaustausch zu fördern und das gegenseitige Verständnis zu stärken. Sie unterstützen auch das Ziel des Coachings, mit Athlet*innen persönlichkeits- und leistungsfördernde Prozesse und Veränderungen zu initiieren und umzusetzen.
Mit Fragen lassen sich die Denkprozesse der Spieler*innen initiieren, strukturieren, akzentuieren, zusammenfassen usw. Konkret lassen sich in Coaching-Gesprächen mit Spieler*innen durch den Fokus der Fragestellung angezielte (Denk-)Prozesse auslösen:
- Über Lösungen nachdenken
- Alternativen erkennen - Optimierungsvorschläge formulieren
- Eigene Ideen und Ansätze kreieren
- Selbstreflexion fördern
- Eigene Stärken erkennen
Coaches können anhand der Äußerungen erkennen, wie sich das Denken, die Empfindungen und Einstellungen der Spieler*innen gerade gestaltet und können diese Impulse durch systematisch eingesetzte Fragen je nach Situation und Ziel vertiefen, „schärfen“, ergänzen, strukturieren….
Die Frage so stellen, dass sich die Spieler*innen mit einer möglichen Verbesserung oder einer konkreten Lösungsfindung auseinandersetzen:
- „Was sind Deine Möglichkeiten, damit es das nächste Mal besser klappt? Was machst Du, dass es besser wird?“
Wenn Spieler*innen eine gestellte Aufgabe, eine Situation mit besserer Qualität lösen konnten, kann der Coach beim Feedback nachfragen:
- „Was hast Du gemacht, dass es besser funktioniert hat?“
Beim lösungsorientierten Coaching möchten Trainer*innen also erreichen, dass sich die Spiele*innen selbst mit der Lösung beschäftigen. Dazu „sensibilisieren“ sie per Fragestellung für vergleichbare Aufgaben-Lösungen in der Vergangenheit bzw. für mögliche Lösungsalternativen in der aktuellen Situation.
Die Trainer*innen fragen bei den Spieler*innen nach, welche Unterschiede er/sie zur vorherigen Situationslösung bzw. zum vorherigen Bewegungsablauf erkennen kann oder empfunden hat:
- „Was hast Du dieses Mal besser geschafft?“
- „Was hast du versucht, anders zu machen?“
- „Woran machst du das fest? Wie hast du das gemerkt?“
Das kann auch den Rückblick auf längere Lernphasen bzw. Trainingskomplexe betreffen:
- „Was war heute im Training besser als gestern?“
Die Spieler*innen sind somit dazu aufgefordert, selber darüber nachzudenken, was sich verändert hat. Dies kann sich auf verbesserte, aber auch verschlechtere Aspekte beziehen. Die Trainer*innen bringen erst nach diesem ersten Statement der Spieler*innen gegebenenfalls eigene Eindrücke vor, um damit zu einer weiteren Diskussion und Auseinandersetzung zu animieren.
Hier sollen die Spieler*innen dazu angeregt werden, aus einer Außenperspektive auf sich selbst zu schauen: Dazu möchten die Trainer*innen von den Spieler*innen wissen, was er/sie denkt, wie Mitspieler/Mitspielerinnen die Leistungen/Einstellungen bewerten würden:
- „Was würde Dein Mitspieler/Deine Mitspielerin zu Deiner heutigen Leistung sagen?“
- „Was denkst Du, wie bewerten Deine Mitspieler*innen Deinen Einsatzwillen?“
Die Spielerinnen sind somit aufgefordert, sich in die Mitspieler*innen hineinzuversetzen. Diese Eigenbewertungen aus einer fiktiven Sicht der Mitspieler*innen dokumentieren die Bereitschaft zu einer konstruktiv-kritischen Selbstbewertung. Diese Kompetenz ist wichtig für einen offenen Dialog und für die Weiterentwicklung der Team-Leistung.
Diese reflektierte Außensicht kann aber auch die Perspektive des Gegners in den Fokus rücken. Die Spieler*innen stellen sich dabei vor, welche Wirkung er/sie auf den Gegner hat:- „Wenn Du Dir von außen zuschauen würdest, was erkennst du?“
- „Was möchtest Du nach außen ausstrahlen? Was soll nach außen sichtbar sein?“
Die Trainer*innen fragen hier im Sinne eines „Wunschkonzertes“ nach einer „Idealwelt“, um zu erkennen, ob die Spieler*innen auch aus einer globaleren Sicht Vorstellungen davon haben, wie weitere Optimierungsprozesse ausschauen könnten: Inwiefern erkennen die Spieler*innen Potentiale und Ressourcen für individuelle Fortschritte, aber auch für das Vorwärtskommen des Teams?
Die Fragen stimulieren dabei auch zu einem «out-of-the-box»-Denken:
- „Wenn Geld keine Rollen spielen würde, wofür würdest Du es einsetzen?“
- „Was wären die konkreten positiven Effekte? Was wäre dann gelöst? Was wäre besser?“
Diese Begründungen schaffen die Möglichkeit über das Wünschenswerte zu diskutieren, in der Praxis daran anzuknüpfen und mögliche kleinere Optimierungsschritte einzuleiten.
Diese Fragen zielen bewusst darauf, bei den Spieler*innen Überraschung, Verwunderung, Emotionen und Ungläubigkeit hervorzurufen. An diesen Reaktionen und bewussten Irritationen können die Trainer*innen dann anknüpfen. Dieser Frage-Fokus bietet sich vor allem für kritische Situationen an, in denen bereits einige Lösungsstrategien und Impulse verpufft sind:
- „Was könnte die Situation noch schlimmer machen?“
Die Spielerinnen sollen sich hier zunächst ganz konkret, „objektivierbar“ einstufen. Dazu soll er/sie sich auf einer Skala von 1-10 bewerten:
- „Wie schätzt Du deine Leistung auf einer Skala von 1 bis 10 ein (10 = Top; 1 = Flop)?
- „Oder konkreter: Wie beurteilst Du Dein aktuelles Fitness-Level? Wie hast Du im letzten Spiel Deine Match-Aufgabe erfüllt?“
An dieser Einstufung lassen sich lösungsorientierte Fragen anschließen.
- „Wo könntest Du konkret ansetzen, um in der Bewertungsskala höher zu kommen?“
Somit befassen sich Spieler*innen ganz konkret mit individuellen Optimierungspotenzialen.
Diese Fragestellungen haben das Ziel, die Motive für eine betreffende Handlung zu ermitteln:
- „Warum hast Du in dem Moment so agiert?“
- „Warum hast Du diese Entscheidung getroffen?“
Es kann vorkommen, dass die Spieler*innen die Frage aus verschiedenen Gründen (z.B. unbeabsichtigtes, unbewusstes, impulsartiges Handeln) nicht beantworten können oder meinen, sich rechtfertigen zu müssen. Das ist bei dieser Art der Fragestellung zu berücksichtigen, zu akzeptieren und gegebenenfalls auf andere Frageoptionen zu wechseln.
Offene Fragen schaffen die besten Chancen, in die Innenwelt der Spieler*innen zu blicken und zu ermitteln, was sie bewegt und sie beabsichtigen:
- „Was denkst Du gerade?“
- „Was geht Dir durch den Kopf?“
Hier kann es vorkommen, dass die Spieler*innen nicht direkt und spontan eine Antwort formulieren, sondern zunächst etwas länger nachdenken. Ein längerer „stillerer Gesprächsmoment“ darf kein Problem sein! Umso reflektierter und fruchtbarer sind die Aussagen der Spieler*innen.
Diese Fragen richten sich ganz konkret auf Ziele der Spieler*innen:
- „Was ist Dein Ziel? Was möchtest du erreichen?“
- „Woran würdest Du feststellen, dass Du das Ziel erreicht hast?"
Die Frage kann auch überprüfen, ob der Spieler bzw. die Spielerin sich vorrangig an Resultats- oder Leistungszielen orientiert. Wenn das Gewinnen eines Titels oder Erreichen einer konkreten Tabellen-Position formuliert wird, könnten die Trainer*innen nachfragen:
- "Was ist konkret zu tun, um diese Ergebnisse zu erreichen?"
- "Was ist deine konkrete Rolle, damit das gelingt?"
Ziel ist hier, dass der Spieler bzw. die Spielerin sich vorhandener Ressourcen (Stärken) bewusst ist, um sie optimal nutzen und mobilisieren zu können:
- „Welche individuellen Stärken hast Du, um die sportlichen Ziele zu meistern?“
- „Welche Stärken helfen Dir heute dabei, die optimale Leistung abzurufen und erfolgreich zu sein?“
Jeder Erfolg und Fortschritt basiert auf persönlichen Ressourcen und Stärken der Spieler*innen. Dieser Potenziale müssen sie sich permanent bewusst sein/werden.
Frageimpulse dürfen sich nicht auf das reflektierte Nachdenken über die aktuelle Lebenssituation, sportliche und menschliche Ressourcen, mögliche Optimierungsprozesse usw. reduzieren. Fragen sollten natürlich auch die emotionale Seite der Spieler*innen erfassen:
- „Wie geht es Dir?“
- „Wie hast du Dich in diesem konkreten Moment gefühlt?“
Gerade nach einer Niederlage können die Spieler*innen auf diese Fragen natürlich emotional heftig reagieren. Diese Emotionen benötigen Raum und Zeit. Trainer*innen zeigen in solchen Momenten durch Empathie und Präsenz, dass sie unerschütterlich an die Spieler*innen/das Team glauben.

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