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Gerst: "Wir alle haben eine Verantwortung"

Kaum ein Wissenschaftler ist in Deutschland so bekannt wie Alexander Gerst, der bereits zweimal auf der Internationalen Raumstation (ISS) arbeitete. Als erster Deutscher übernahm der 44-Jährige ab Oktober 2018 für drei Monate die Funktion des ISS-Kommandanten. Insgesamt verbrachte der Geophysiker 362 Tage im Weltall und ist damit ESA-Rekordastronaut. Im Leadership-Talk der DFB-Akademie spricht Gerst über den Auswahlprozess für Astronauten, die Vorbereitung auf die Arbeit in der Raumstation und die Verantwortung, die jeder Mensch in einer Gesellschaft hat.

Alexander Gerst erklärt, …

… warum er Astronaut wurde: Ich habe immer von mir selbst erwartet, dass ich meinen Träumen auch eine Chance gebe und mich zumindest bewerbe. Ich schulde es mir, dass ich mit 80 Jahren sagen kann: 'Auch wenn es nicht geklappt hat, habe ich der Sache zumindest eine Chance gegeben.'

… wie es zwischenmenschlich in seinem Team auf der Raumstation funktioniert hat: Meinungsverschiedenheiten kommen überall vor und sie sind auch wichtig. Wenn man positiv über die einzelnen Meinungen diskutiert und schaut, dass sich bei niemandem Frustration aufbaut, dann kann man es auch schaffen, ein Jahr lang zusammen im Weltraum zu sein, ohne Streit zu haben.

… wie man sich als Astronaut auf unerwartete Situationen vorbereitet: Die Crews werden im Training immer wieder in Situationen gebracht, die sie nicht vorhergesehen haben und die vorher nicht besprochen wurden. Der Sinn dahinter ist, das unabhängige Denken zu fördern. Das letzte Jahr vor einem Flug ist tatsächlich hauptsächlich Training in diese Richtung.

… wie er seine Sorgen bei Missionen unter Kontrolle hält: Wir versuchen Angst vorzubeugen, indem wir über alle gefährlichen Situationen im Vorfeld nachdenken und uns für die Szenarios einen Plan B und einen Plan C überlegen. Der richtige Weg, Angst zu vermeiden, ist es, die Kontrolle nicht zu verlieren.

… welche Verantwortung er bei Führungskräften und jedem einzelnen sieht: Wir alle haben eine Verantwortung für unsere Umgebung. Jeder sollte darauf achten, die Welt nicht schlechter zu hinterlassen, als er sie vorfindet. Ich glaube, dass jeder aus seiner Position etwas dazu beitragen kann, dass die Welt etwas besser wird.

Was bedeutet #EverydayLeadership für mich? Auch diejenigen, die keine Führungspositionen innehaben, können Verantwortung übernehmen und dazu beitragen, dass Menschen miteinander klarkommen, ihre Umwelt positiv beeinflussen und auf Ressourcen achten.