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Kanzlerin Merkel: "Ein Gebäude, das dem DFB gut ansteht"

Als Ehrengast nahm Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel an der Grundsteinlegung des neuen DFB und seiner Akademie in Frankfurt teil. Vor dem Festakt richtete sie das Wort an die Versammlung. Ihre Rede im Wortlaut.

Sehr geehrte Herren Präsidenten Koch und Rauball,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, lieber Herr Feldmann,
liebe Trainer,
liebe Manager,
liebe fußballbegeisterte Gäste,

ich bin heute sehr gerne hierhergekommen. Was die Dauer meiner Amtszeit anbelangt, so ist der Unterschied zu Jogi Löw überschaubar. Ich bin aber länger im Amt; das stimmt. Mal sehen, wie es später wird.

Heute findet aber erst einmal die Grundsteinlegung statt. Damit - das weiß ich aus vielen Gesprächen - wird ein lang gehegter Traum nun sichtbar Form und Gestalt annehmen. Man sieht ja schon einiges. Die modernen Methoden der Animation zeigen uns schon im Vorfeld, was für ein tolles Gebäude entsteht. Es ist ein Gebäude, das dem DFB gut ansteht und das, glaube ich, auch die verschiedenen Komponenten des deutschen Fußballs - vom Amateur- bis zum Profifußball - gut unter ein Dach bringt. Ich denke, nach manchen Diskussionen ist es ein gutes Omen, dass es eine gemeinsame Entwicklung geben wird, denn der Fußball lebt sowohl von den Amateuren als auch von den Profis. Ganz oben wollen wir die großen Leistungen sehen; na klar. Aber die Basisarbeit muss eben auch sein und ist glücklicherweise in Deutschland so wunderbar ausgeprägt.

Dieses 150-Millionen-Euro-Projekt ist eine ganz besondere Wertschätzung für den Fußballsport in unserem Land. Dass dazu keine Zuschüsse der öffentlichen Hand gebraucht werden, zeigt die Prosperität des Fußballs. Natürlich ist ein bisschen Neid dabei. Ich komme von der Ostsee, Herr Feldmann. Der DFB würde natürlich nicht daran denken, dort seine Zentrale zu bauen. "Man muss och jönne könne", wie man im Rheinland sagt. Insofern haben Sie es gut in Hessen und Frankfurt, dass Sie hier so ein schönes Projekt haben.

Das Projekt stand manchmal auf der Kippe. Es ist aber schön, dass die Frankfurter Bevölkerung dahintersteht. Ich habe manches Gespräch zum Beispiel mit Oliver Bierhoff geführt, als es den Volksentscheid gab und man sich nicht ganz von der Galopprennbahn trennen wollte oder ihr noch ein bisschen nachgetrauert hat. Aber ich hoffe, dass der DFB nun ein gutes Zugpferd für Frankfurt, für Hessen und für ganz Deutschland wird.

Der DFB hatte ja nicht immer seinen Sitz hier in Frankfurt. Er wurde 1900 in Leipzig gegründet. Dann machte er Station in Dortmund, Kiel und Berlin. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er kurzzeitig in Stuttgart zu Hause, bis allerdings schon 1951 der Umzug nach Frankfurt erfolgte. Acht Mitarbeiter hatte der Verband damals. Aber der DFB wuchs an und mit seinen Aufgaben. Das Dach spannt er heute über 25.000 Vereine, 150.000 Mannschaften und mehr als sieben Millionen Mitgliedern. Es ist der größte Einzel-Sportverband der Welt. Da ich bei Ihrem Bundestag nicht dabei sein werde, will ich einfach all denen danke sagen, die in all den Funktionen für den deutschen Fußball arbeiten.

Weil es so eine breite gesellschaftliche Verankerung gibt, ist es vielleicht nicht ganz einfach, dafür ein einzelnes Zentrum zu schaffen. Aber wir müssen auch mit der Zeit gehen. England und Spanien haben bereits nationale Fußballzentren geschaffen. Deshalb ist es, glaube ich, eine wirklich gute und in die Zukunft weisende Idee, das auch in Deutschland mit seiner speziellen Struktur zu machen.

Dass dieser Gebäudekomplex die verschiedenen Funktionen so wunderbar vereint, deutet darauf hin, dass es auch gelingen kann, dem Ganzen eine gute gemeinsame Fußballseele zu geben. Manch älterer Fußballer konnte vielleicht nur davon träumen, was nun die Jüngeren in der Realität erleben können, wenn sie hier ihre Ausbildung oder die Trainerausbildung absolvieren. Ich habe neulich gehört und gelernt, dass wir bei den Frauen schauen müssen, dass bei ihnen die Breite der Trainerausbildung zunimmt. Es gibt also viel zu tun.

Fußball steht im öffentlichen Rampenlicht. In unseren medialen Zeiten haben die Fußballer es gut, wenn sie gewinnen, und richtig schlecht, wenn sie verlieren. Das Verständnis dafür, dass ein ordentliches Medienzentrum vielleicht auch ein bisschen kalmieren kann - was auch nervlich eine sportliche Herausforderung ist -, dass man sich in einem Wettbewerb befindet, bei dem Deutschland nicht immer gewinnen kann, wird sicherlich auch mit einer sehr professionellen Medienarbeit geweckt werden können.

Wer hat davon gesprochen, dass 2034 die Weltmeisterschaft wieder gewonnen werden soll? - Na ja, Herr Koch; ich glaube, Sie würden den Sieg auch früher nehmen. Ich glaube, 2034 ist ein Jahr, in dem junge Menschen, die erst kürzlich geboren sind, für Deutschland auflaufen werden. Wir wissen es noch nicht. Sie sollen aber die beste Ausbildung bekommen.

Hier zeigt sich schon Vorfreude auf den neuen Bau. Wenn man sieht, wie Sie von hier aus die Skyline von Frankfurt betrachten können, wie hier gearbeitet wird, dann ist das schon eine beeindruckende Sache. Ich bin ganz davon überzeugt, dass der Bau besser vorangeht als der des Berliner Flughafens. Insofern kann ich, aus Berlin kommend, Ihnen und auch den Bauarbeitern nur wünschen, dass alles gut läuft. Wir werden ja gleich noch symbolisch die Grundsteinlegung vornehmen.

Da ich morgen nicht dabei bin, möchte ich Ihnen, lieber Herr Rauball, und genauso Herrn Koch ganz herzlich für die vielen Jahre der Arbeit und für die vielen Begegnungen danken, die wir hatten. Morgen findet hier eine Art kleine Revolution im deutschen Fußball statt. Dazu passt es auch, dass das neue Gebäude in Augenschein genommen wird.

Danke dafür, dass ich dabei sein darf. Dem deutschen Fußball auf allen Ebenen alles Gute und viel Freude an Ihrem neuen Zuhause!