Maik Halemeier leitet eine Trainingseinheit während der Fortbildung der DFB-Elite-Jugend-Lizenz.

Das Projekt „Regionale Trainer*innen-Entwicklung"

Das Prinzip: Ein Coach für den Coach. Das Ziel: Denjenigen helfen besser zu werden, die den größten Input auf die Spieler*innen haben. Im Projekt "Regionale Trainer*innen-Entwicklung" unterstützen der DFB und die DFL die Coaches genau dort, wo sie wirken – in ihrem Club und in der täglichen Arbeit mit ihrer Mannschaft. Adressaten sind die Leistungszentren, die sich für eine Teilnahme am Projekt bewerben können. Der DFB und die DFL unterbreiten damit zusätzlich zu den Ausbildungs- und Lizenzformaten ein interessantes Angebot für Trainerinnen und Trainer im Nachwuchsleistungsfußball – individuell, begleitend und maßgeschneidet auf das individuelle Profil des Coaches. 

Das Projekt

Die Position des*der Trainer*innenentwickler*in ist zum Beispiel in England bereits seit mehreren Jahren etabliert. Der DFB hat Mitte 2021 das Pilotprojekt "Regionale Trainer*innen-Entwicklung" gestartet, das zwei Jahre lang bis Juni 2023 lief. Mit dem Ziel, vielen Leistungszentren die Idee und den Mehrwert dieser Position aufzuzeigen. Zunächst besuchten die beiden Trainer*innen-Entwickler, Alexander Reifschneider und Patrick Irmler, fast alle damaligen 56 Leistungszentren in Deutschland, um Input aus den Clubs aufzunehmen. Mit dem SC Freiburg, der Spielvereinigung Greuther Fürth, RB Leipzig, TSV 1860 München, dem FC Ingolstadt und Jahn Regensburg wurden anschließend sechs Vereine für das Projekt ausgewählt. Die Trainer*innentwickler waren während dieser Zeit von Januar bis Juni 2022 regelmäßig vor Ort und arbeiteten mit Trainer*innen, Sportlichen Leitungen und Sportpsycholog*innen zusammen. Jedes Projekt lief individuell, abgestimmt auf die Voraussetzungen, Ziele und Philosophie des Vereins. Im Anschluss folgte die Evaluation durch die Deutsche Sporthochschule Köln, um eine mögliche Fortsetzung des Projekts gezielt vorzubereiten. Die Herangehensweise und die Ausrichtung wurden strukturell sowie inhaltlich geschärft.

Die Vorteile des Projekts

  • gezielte, vereinsgerechte Trainer*innenentwicklung "on the job"
  • Vergrößerung des Know-hows bei allen Beteilgten (Trainer*innen, Club, DFB, DFL)
  • Sichtung und Förderung der Trainer*innentalente
  • Individuelle Begleitung der Trainer*innen zwischen ihren Lizenzstufen
  • Trainer*innenentwicklung und die Position in Deutschland etablieren

Die Rolle des DFB

  • Gezielte Maßnahmen in der Entwicklung von Spieler*innen
  • Maßgeschneiderte Förderung von Trainer*innen
  • DFB als Brückenbauer & Dienstleister
  • Campus als integratives, interaktives Angebot
  • Unterstützung und Stärkung der Vereine vor Ort.

2024 startete das Projekt in die zweite Runde – und wurde ausgebaut. Durch einen weiteren Trainer*innenentwickler konnte die Anzahl der teilnehmenden Vereine von sechs auf neun erhöht werden. Jeder Trainerentwickler arbeitet mit drei Clubs und insgesamt zwei Trainern aus den Altersbereichen U12 bis U16 zusammen. In einer weitere Phase des Projekts, die im Frühjahr 2025 eingeläutet wurde, sind erneut neun Leistungszentren und 18 Trainer involviert. Die Reichweite wächst und mit ihr die Bedeutung und Wirkung.

Worum geht es?

Bausteine der Trainer*innenentwicklung

Trainingsreflexion

Den Trainer*innenentwicklern ist es wichtig, die Ansichten und die Überzeugungen des Trainers zu berücksichtigen, eigene Beobachtungen zu objektivieren sowie die Clubphilosophie mit einzubeziehen. Ziel ist es, Entwicklungspotentiale zu definieren. Video-Aufzeichnungen sind zudem ein verlässslicher Partner für quantitative Aussagen.

Spielreflexion

Im Bezug auf das Wettspiel sind verschiedene Aspekte bedeutsam: die Spielvorbereitung, das unmittelbare Aufwärmen, die Ansprache und Motivation vor dem Spiel und in der Halbzeitpause, das Spiel als solches (inhaltliche Entscheidungen, das Coaching) sowie der Umgang mit verschiedenen Spieldynamiken (Wie entwickelt sich das Spiel und wie verändert sich das Trainer*innenverhalten?).

Interaktion/Kommunikation

Trainer*innen müssen wissen, wie sich ihr Verhalten auf die Spieler*innen, deren Eltern und das Trainer*innenteam auswirkt. Ein Perspektivwechsel kann helfen. Teil des Programms war es, diesen zu forcieren. Eine zielgerichtete und wertschätzende Gesprächskultur zwischen dem Coach und den genannten Parteien bildet die Basis für eine erfolgreiche und vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Nachhaltigkeit

Ein Ziel ist es, für den*die Trainer*in Angebote zu schaffen und Prozesse zu initiieren. Die Dokumentation und Ergebnissicherung ist wichtig, um langfristig von der gemeinsamen Arbeit zu profitieren. Obligatorisch war für alle Teilnehmer der sechsmonatigen Pilotphase das Anfertigen einer Präsentation und das Referieren vor der Sportlichen Leitung nach Ablauf der Zeit.

Impulse

Inspiration kann vielfältig sein. Beispielsweise durch Gespräche mit Vereinskolleg*innen oder Expert*innen aus einem anderen Fachbereich. Auch Fachbücher oder Beiträge aus dem Internet können hilfreich sein. Jeder Typ ist unterschiedlich und individuell. Der Trainer*innenentwickler filtert aus der Fülle der Angebote, stellt Kontakte her und bringt sich auf Wunsch selbst mit ein.

Individuelle Themen

Der*die Trainer*in bestimmt die Richtung, sein Entwickler hilft bei der Routenführung. Jede*n Trainer*in beschäftigen eigene Themen, die er oder sie gerne weiterentwickeln möchte. Kunst und Aufgabe des Trainer*innenentwicklers ist es, sich darauf einzulassen und keine eigene Agenda zu verfolgen. Die konzeptionellen Schwerpunkte, die im Laufe des Projekts diskutiert worden sind, hat der *die Trainer*in gesetzt.

Zusammenarbeit zwischen Trainer*innenentwickler und Trainer*in

Kennenlernen
  • Club erfahren und spüren (DNA, Rahmenbedingungen)
  • Vertrauen schaffen
  • Die Person und den*die Trainer*in kennenlernen
Analysieren
  • Referenzmodell zur Entwicklung von Trainer*innen
  • Trainer*innenpersönlichkeit und Trainer*innen-Alltag
  • Aktives Hinterfragen und nutzen von zusätzlichen Tools
Fokussieren
  • Eigenverantwortung des Trainers
  • Trainer definiert Entwicklungsfelder
  • Verfolgung von Entwicklungszielen und nicht Karrierezielen
Entwickeln
  • Im Arbeitsumfeld des Trainers 
  • Hilfe zur Selbsthilfe
  • Reflektierendes Coaching
  • Lernen, Erfahrungen zu nutzen

Die Rolle und die Aufgaben von Trainerentwickler*innen sind verwandt mit denen von Ausbilder*innen. Trotzdem unterscheiden sich beide Profile in einigen Punkten. Der wichtigste: Während Ausbilder*innen die Inhalte anlehnend an ihre Ausbildungsordnung setzen, richten sich Entwickler*innen nach den Themen ihrer Trainer*innen. Trainerentwickler*innen sind keine Lehrer*innen, sondern Berater*innen oder auch Mentor*innen. Beide stehen während der sechsmonatigen Projektzeit ständig im Austausch. Die gemeinsame Arbeit besteht aus Präsenz- und aus virtuellen Phasen. 

  1. Dauer: 2 Wochen

    • Präsenzzeit des Trainer*innenentwicklers im Club
    • Gemeinsamer Auftakt & Kennenlernen
    • Begleiten und Beobachten der Arbeit des*r Trainers*in
    • Gemeinsamen Work-Flow finden & Vereinbarung der Ziele
  2. Dauer: Eine Woche

    • Begleitung des*r Trainers*in bei Spiel- und Trainingsmaßnahmen
    • Der Trainerentwickler ist Ansprechpartner und Hinweisgeber im Trainingsalltag
    • Gemeinsame Vor- und Nachbereitung der Spiel- und Trainingsmaßnahmen und Evulation der gesetzten Ziele
  3. Dauer: 2 bis 3 Wochen

    • ständiger telefonischer oder virtueller Austausch 
    • Update & Selbstreflektion des*r Trainers*in an den Trainer*innenentwickler zu den Spiel- und Trainingseinheiten
    • Evaluation der besprochenen Themen aus den Präsenzphasen
    • Abschlussgespräch in Präsenz
    • Bezugnahme auf die Auftaktphase und die zu Beginn vereinbarten Ziele
    • Umfassende Selbstreflektion des*r Trainers*in
Wer nimmt teil?

Die neun Clubs der ersten Projektphase

SV Werder Bremen
Eintracht Braunschweig
SV Darmstadt 98
Fortuna Düsseldorf
FC Schalke 04
Dynamo Dresden
Rot-Weiss Essen
SpVgg Unterhaching
FC Carl-Zeiss Jena

Die neun Clubs der zweiten Projektphase

FC Augsburg
VfL Bochum
1. FC Heidenheim
1. FSV Mainz 05
VfB Stuttgart
VfL Wolfsburg
Spielvereinigung Greuther Fürth
DSC Arminia Bielefeld
VfL Osnabrück

Das Team

Patrick Irmler
Patrick Irmler

Sportliche Projektleitung

Brendan Birch
Brendan Birch

Projektleitung | DFB

Ajoscha Bonarius
Ajoscha Bonarius

Projektleitung | DFL

Caspar Nigbur
Caspar Nigbur

Projektmanager

Thomas Roy
Thomas Roy

Regionaler Trainerentwickler

Robert Jörg
Robert Jörg

Regionaler Trainerentwickler

Stefan Hirschberg
Stefan Hirschberg

Regionaler Trainerentwickler

Das TE-Zertifikat

Zusätzlich zur Trainer*innenentwicklung im Club bieten DFB und DFL mit dem TE-Zertifikat ein weiteres Qualifzierungsangebot für die Leistungszentren an. Der Kurs richtet sich an Personen, die eine vergleichbare Position innerhalb des Leistungszentrums ausführen. Oder aber an Clubs, die diesen Posten erst noch schaffen möchten. Der Kurs bietet einen hohen Praxisbezug zu den Aufgaben und Anforderungen, mit denen sich die Trainerentwickler*innen in ihrer Arbeit auseinandersetzen müssen. Inhaltlich besteht zudem ein enge Verbindung zu den verschiedenen Lizenzlehrgängen für Trainerinnen und Trainer. Somit ist das TE-Zertifikat eine passende Ergänzung im Angebot der Ausbildungsformate des DFB. Da es sich um eine noch vergleichsweise neue Position handelt, die sich gerade erst innerhalb der Clubs etabliert, steht natürlich auch das Netzwerken im Vordergrund sowie die Fragen: Wie interpretieren andere Vereine die Rolle? Welche Verantwortung und welche Befugnisse kann und sollte ein Trainerentwickler*in übernehmen?

Kursdauer

Der erste Lehrgang läuft circa zehn Monate lang von Februar bis November 2025.

Struktur

Der Kurs besteht aus sieben Präsenzmodulen am DFB-Campus als auch an nationalen und internationalen Locations. Dazwischen mit Anwendungsphasen im Club.

Teilnehmende

Der Kurs ist für 16 Personen konzipiert, die alle hauptberuflich in einem Leistungszentrum arbeiten.