3 Fragen an...

Trainerentwickler Robert Jörg

Über seine Aufgaben als Trainerentwickler beim DFB

    • A+-Lizenz-Inhaber
    • Master of Science Sportwissenschaft & Doktorand Sportpsychologie
    • Ehemaliger Ausbildungsleiter SpVgg Greuther Fürth
    • Teilnehmender Trainer am RTE-Pilotprojekt
1) Wie hast du als Trainer die Zusammenarbeit mit einem Trainerentwickler erlebt?

Ich vergleiche meine Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit meinem Trainerentwickler Patrick Irmler gerne mit einem vielseitigen und abwechslungsreichen Buffet. Ich konnte mir gezielt die Inhalte aussuchen, die für mich zu diesem Zeitpunkt besonders schmackhaft und damit für meine persönliche Entwicklung als Trainer besonders wertvoll waren. Konkret haben wir intensiv an den Themen Coaching im Training und Spiel, Selbstmanagement und Führungsverhalten gearbeitet. Durch die individualisierte Begleitung konnten wir hier sehr tief ins Detail gehen, so dass ich nun mit Überzeugung sagen kann, dass diese Zusammenarbeit die aufschlussreichste und lehrreichste Zeit meiner Trainerausbildung war. Patrick war in diesem Prozess stets mein Sparringspartner auf Augenhöhe, der mich durch gezielte Fragen, relevante Impulse sowie Videofeedback und viele weitere subjektive und objektive Coaching-Methoden immer wieder dazu gebracht hat, mich selbst zu reflektieren. Durch diese individuelle Begleitung hat er es mir ermöglicht, selbstständig meine nächsten Entwicklungsschritte zu gehen und ein noch besserer Trainer für meine Mannschaft zu sein.

2) Wie gehst du die Aufgabe als Trainerentwickler an und wie ist die Zusammenarbeit mit den Trainern organisiert?

Die wohl wichtigste Basis in der Zusammenarbeit zwischen Trainer und Trainerentwickler ist gegenseitiges Vertrauen. Nur auf dieser Grundlage und einer stabilen Beziehungsebene kann Lernen und Weiterentwicklung stattfinden. Das ist der Rahmen, den ich versuche, direkt zu Beginn der Trainerbegleitung zu setzen. Gleichzeitig ist es wichtig, dass der Trainer für sich erkennt, dass Offenheit, Eigenverantwortung​, ​Kritik- & Reflektionsfähigkeit​ sowie ein dynamisches Selbstbild (Growth Mindset: Verlangen zu lernen und besser werden zu wollen) die Grundvoraussetzungen sind, um den eigenen Entwicklungsprozess selbstbestimmt voranzutreiben. Darauf aufbauend können wir in der Zusammenarbeit Entwicklungsfelder des Trainers identifizieren, analysieren, fokussieren und schließlich entwickeln. Dieser Prozess der Zusammenarbeit strukturiert sich in mehrere Entwicklungszyklen über circa sechs Monate, in denen ich immer etwa eine Woche in Präsenz vor Ort bin. Diese Präsenzphase wird im Anschluss immer von einer etwa drei- bis vierwöchigen Anwendungsphase komplementiert, in der der Trainer an seinen Entwicklungsaufgaben in seinem Arbeitsalltag arbeitet.

3) Wie meinungsstark darf und sollte ein*e Trainer*innenentwickler*in sein?

Der Grundgedanke der individualisierten Trainer*innenentwicklung im Rahmen der Talentförderung zielt darauf ab, den/die Trainer*in dabei zu unterstützen, der/die beste Trainer*in zu werden, der er oder sie sein kann, um somit ein optimales Lernumfeld für seine oder ihre Spieler*innen zu kreieren. Es gibt also keine „Perfekte-Jugendtrainer*innen-Schablone“, in die wir den Trainer reinpressen können. Somit gehen wir davon aus, dass die Lösung für die eigenen Entwicklungsaufgaben immer im oder in der Trainer*in liegen und er oder sie selbstverantwortlich die eigenen Entwicklungsschritte gehen muss. Unsere Aufgabe ist es daher, dem oder der Trainer*in dabei behilflich zu sein, die eigene Perspektive zu erweitern, zu wechseln und vielleicht sogar zu verändern, um somit Möglichkeiten für das eigene Handeln zu identifizieren. Nur dann kann er oder sie seinen individuellen Entwicklungsplan entwerfen und bearbeiten. Hierzu können wir über objektives Videomaterial und Coaching-Daten sowie durch Rückmeldungen der Spieler und des Umfelds Feedback geben, welches wir dann gemeinsam im Gespräch mit dem Trainer aufarbeiten und einordnen können. Gleichzeitig können wir – wenn erwünscht – inhaltliche Impulse geben, in dem wir beispielsweise Erfahrungen aus unserer eigenen Trainerpraxis und damit auch persönliche Meinungen teilen, Fachvorträge oder Literatur empfehlen oder die Trainer*innen mit Expert*innen auf gewissen Gebieten vernetzen. Das Ziel ist es allerdings nicht, eine bestimmte Sicht oder unsere persönliche Meinung hinsichtlich der Fußballausbildung und dem Spiel zu vermitteln. Diesen Weg sollen Trainer*innen – im besten Falle möglichst reflektiert – selbst gehen.

2 Fußbälle liegen im Tor.

3 Umsetzungstipps

...welche Eigenschaften und Kompetenzen zeichnen eine*n gute*n Trainerentwickler*in aus?

  • Empathie: Die Lebenswirklichkeit der Trainer*innen verstehen und nachempfinden können, um eine Beziehungsebene für ein optimales Lernumfeld herzustellen.
  • Integrität: Als Grundvoraussetzung für eine Vertrauensbasis und psychologische Sicherheit in der individuellen Zusammenarbeit.
  • Fragen stellen (und zuhören) können: Um Perspektiven zu verstehen und zu erweitern und Lösungen zu erarbeiten.

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