Trainerentwicklung

Zukunftsszenarien der Fußballvereine

Qualifizierte Mitarbeiter*innen sind die beste Zukunftssicherung!

Trainerentwicklung
In den Vereinen an der Basis ist der Fußball zu Hause

Aufbau und Struktur des deutschen Fußballs gleichen einer Pyramide. Die Spitze bildet die Nationalmannschaft, das Fundament sind rund 7,1 Millionen Mitglieder und 24.500 Vereine. In diesen Fußballvereinen an der Basis ist der Fußball zu Hause. Dort wird die Begeisterung für den Fußball gelebt und erst die Voraussetzung für den professionellen Spitzenfußball geschaffen. Jede kleine oder große Fußballkarriere startet in einem Amateurverein. Wer sich heute nicht um Zukunftssicherung der Fußballvereine an der Basis und die Talentförderung auf den ersten Stufen kümmert, riskiert langfristig den Erfolg des kompletten Fußball-Systems. Profifußball und Amateurfußball ergänzen sich gegenseitig. Ein solidarisches Miteinander ist daher ein zentraler Erfolgsfaktor für die Zukunft. Die Wichtigkeit des Amateurfußballs findet auch im Masterplan Amateurfußball 2024 seinen Ausdruck.

Analyse der aktuellen Situation des DFB-Vereinsfußballs

Basis dieser Strategie zum Aufbau zukunftsorientierter Fußball-Angebote in Verband und Verein ist zunächst eine differenzierte Analyse der aktuellen Situation der Vereine im deutschen Fußball. Dabei können hier in aller Kürze nur Trends skizziert werden, in der konkreten Praxis ist die Situation der Vereine je nach Größe, Altersstruktur, sozialer Umgebung usw. spezifisch zu untersuchen.

    • Der DFB-Vereinsfußball ist attraktiv! Noch nie zuvor waren so viele Menschen Mitglied in einem Fußballverein. Momentan sind im DFB über 7 Millionen Vereinsfußballer*innen organisiert.
    • Bei Kindern ist Fußball klar die Einstiegssportart Nummer 1, bei Jungen über 50%!

    • Jeder dritte Junge unter 14 Jahren ist Mitglied in einem Fußballverein!
    • Der traditionelle, stärker leistungsorientierte Vereinsfußball ist gerade für die Zielgruppe Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 35 Jahren modern. Sie wollen in erster Linie in einer Meisterschaftsrunde um Punkte spielen, dafür trainieren und die eigene Leistung verbessern!
    • Die in Kindheit und Jugend geweckte Faszination ist die beste Zukunftsversicherung für die Vereine. Denn die jungen Spieler und Spielerinnen bleiben dem Fußball nicht nur als Aktive, sondern darüber hinaus in vielen anderen Funktionen positiv verbunden, sei es als Vereins- oder Verbandsmitarbeiter, Trainer*innen, Betreuer*innen, Schiedsrichter*innen, Fan, Fußball-TV-Zuschauer*innen oder als Elternteil, das mit seinem „Fußballvirus“ die nächste Generation ansteckt.
    • 7,5 Millionen vereinsungebundene Freizeit-Fußballer bedeuten ein enormes Potenzial, um diese Zielgruppe für den organisierten Vereinsfußball zu gewinnen!
    • Mädchen lassen sich leicht für den Fußball begeistern. Das Potenzial fußballinteressierter Mädchen ist noch von viel zu wenigen Vereinen durch adäquate Angebote erfasst.
    • Fußball spricht wie keine andere Sportart alle sozialen Gruppen gleichermaßen an. Diese Integrationskraft sowie weitere Bildungs-, Gesundheitseffekte des Vereinsfußballs sind gerade in finanz- und gesellschaftspolitisch schwierigen Zeiten beste Argumente für die politische Lobbyarbeit.

Der Vereinsfußball im DFB kann also auf einem großen Potenzial aufbauen. Doch für die Zukunft deuten sich nicht unerhebliche Risiken für den DFB-Vereinsfußball an, deren Auswirkungen viele Clubs bereits jetzt zu spüren beginnen. Sie werden demnächst aber noch drastischer die Vereinssituation bestimmen.

    • Die Verschiebung der Bevölkerungspyramide hin zu älteren Menschen läuft traditionellen Stärken des Fußballvereins im Kinder- und Jugendbereich und im leistungsorientierten Amateurfußball zuwider. Denn gerade die Jungen und Männer bis 35 Jahren bilden das Potenzial des traditionellen Spielbetriebs mit seinen Kreis- und Staffeleinteilungen.
    • Gerade in struktur- und bevölkerungsschwachen Regionen deutet sich das Szenario „verödeter Fußballlandschaften“ bereits an! Längst lassen sich mancherorts nicht alle Altersklassen besetzen, einzelne Clubs müssen ganz auf funktionierende Jugendabteilungen verzichten.
    • Die freie Bewegungs- und Spielwelt der Kinder hat sich extrem verändert. Früher waren für Kinder die Straße, der Wald, Wiesen und Bolzplätze zentrale Orte der Freizeit. Gerade der viel zitierte Straßenfußball förderte Mut, Kreativität, Spielwitz und vor allem die Bewegungsgeschicklichkeit der Jüngsten. Heutzutage sind für viele Kinder die „eigenen vier Wände“ der bevorzugte Spielplatz. Statt aktiver Bewegung wird nun vorrangig konsumiert. Untersuchungen belegen, dass Kinder heute in der Freizeit bis zu 30 Stunden pro Woche vor dem TV-Gerät oder Computer sitzen. Die Folgen sind fatal: Viel zu viele Kinder weisen bereits Übergewicht, psychosomatische Beschwerden, Rückenprobleme oder gravierende Koordinationsprobleme auf.
    • Die Konkurrenz auf dem Fußball-Markt (kommerzielle Fußballschulen, Turnier-Anbieter, Soccer-Hallen) sowie auf dem sonstigen Sport- und Freizeitanbieter-Markt (z.B. Fitness-Studios) wird größer.
    • Bei öffentlichen Sportanlagen nimmt der Renovierungs- und Modernisierungsbedarf kontinuierlich zu. Aufgrund der Finanzsituation kann die öffentliche Hand jedoch nur punktuell Abhilfe schaffen.
    • Neben diesen externen Risikofaktoren für den zukünftigen Vereinsfußball müssen die Motivationsstrukturen der Vereinsfußballer*innen systematisch und kontinuierlich untersucht werden. Eine DFB-Studie belegt, dass selbst bei Vereinsfußballer*innen Motive wie „Spaß, Geselligkeit, körperliche Fitness, Gesundheitsförderung, Ausgleich“ vor dem traditionellen Leistungsvergleich mit anderen Fußball-Vereinen an Bedeutung gewinnen. Diese Interessen-verschiebungen müssen die Vereine beachten!
Konsequenzen für die Zukunft der Fußballvereine an der Basis

Diese komplexen Herausforderungen lassen sich alleine durch traditionelle Vereinsmodelle und -strukturen nicht meistern. Zu diesem Zweck ist zunächst ein Problembewusstsein bei Vereinen zu schaffen. Schlimmstenfalls existiert z.B. durch negative Mitgliedertrends bereits ein aktueller Problemdruck. Weitaus chancenreicher ist jedoch eine vorausschauende Analyse der Vereinssituation. Diese Informationsbasis macht es möglich, rechtzeitig innovative Vereinskonzepte abzuleiten und Schritt für Schritt durch kompetente Mitarbeiter in eine neue oder erweiterte Vereinspraxis zu übertragen.
Bei der Erarbeitung einer zukunftsorientierten Philosophie für Fußballvereine helfen als Orientierungshilfe einige Leitlinien, die jeder Klub bei seiner Neuausrichtung beherzigen muss:

  • Leitlinie 1: Möglichst alle Vereinsmitglieder in den Prozess einbinden, um Identifikation zu schaffen und zu fördern!

  • Leitlinie 2: Keinen kurzfristigen Trends nachrennen, aber auf der Basis der Vereinsanalyse offen für neue Ideen, Aktionen und Angebote sein!

  • Leitlinie 3: Typische Stärken des Vereins bewusst herausstellen und damit ein unverwechselbares Profil gewinnen!

Die allermeisten Fußballvereine kommen zukünftig nicht umhin, attraktive Fußball-Angebote um weitere sportliche und außersportliche Aktivitäten für alle Altersklassen zu ergänzen. Diese müssen Bewegung, Gesundheitsförderung, soziale Kontakte, Spaß und Abwechslung bieten – alles Bedürfnisse, die Menschen heute in einem Verein suchen. Bei dieser Aufgabe müssen die Vereine alle vorhandenen Potenziale berücksichtigen, erkennen, aktivieren und optimal ausschöpfen.
Das originäre Profil eines Fußballvereins bilden aber auch in Zukunft leistungs- und altersgemäße Angebote für ein wettbewerbsorientiertes Fußballspielen in offiziellen Punktspielen und ein interessantes Training, das darauf vorbereitet.

Zukunft der Fußballvereine

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Die speziellen Aufgabenprofil der Vereinstrainer im Amateurfußball

Je attraktiver sich dieser fußballerische Kern eines Vereins präsentiert, desto besser ist er für die Zukunft aufgestellt. Je nach Amateur-Spielklasse klaffen dabei die individuelle Spielstärke und die Trainingsumfänge der Teams auseinander. Parallel zum Lizenzfußball erweitern sich auch in Spielklassen darunter die Anforderungen an die Trainer*innen. Sie sind zwar weiter im Kern Expert*innen für Training und Wettspiel, damit aber nicht genug: Einerseits werden pädagogisch-psychologische Qualitäten immer wichtiger, andererseits müssen die Trainer*innen kompetent und kreativ das leistungssportliche Umfeld rund um die Mannschaft aktiv mitgestalten!
Je ambitionierter die sportlichen Ziele sind, desto eindeutiger muss dabei die leistungssportliche Ausrichtung sein. Das hat jeweils direkte Konsequenzen für Umfang und Intensität des Trainings, das Konkurrenzdenken, das Spielkonzept oder einen Regel- und Pflichtenkatalog rund um alle sportlichen Abläufe. Schlüsselaufgabe der Trainer*innen ist auch hier, mit einem systematischen Trainingsprozess und auf Basis einer optimalen, für das Team maßgeschneiderten Spielkonzeption ein kompaktes, spielstarkes Team zu formen. Dennoch müssen Trainer*innen und Spieler*innen kompromissbereit sein, um sportliche, berufliche und familiäre Anforderungen zu koordinieren und zu meistern.
Exakt auf diese Anforderungen für Trainer*innen im großen „Kosmos“ des Amateurfußballs bereiten differenzierte, anwendungsorientierte Ausbildungsprofile für Jugend- und Erwachsenentrainer*innen vor!