Trainer*innenentwicklung
Die Erfolgsschlüssel erfolgreicher Trainer*innen als Orientierungspunkt
Was macht die besten Trainer*innen im Spitzensport aus und wie kann ich mich daran orientieren?

Nicht imitieren und kopieren, aber Impulse für die eigene Vision als Trainer*in gewinnen!
Hinter Weltklasseathleten und Top-Teams mit wiederholten Titelgewinnen stehen Spitzentrainer. Aber was macht diese Top-Trainer so erfolgreich? Welche Charaktereigenschaften haben sie, wie arbeiten sie, was motiviert sie und wie wurden sie so erfolgreich? Eine britisch-australische Untersuchung hat 14 der erfolgreichsten Trainer aus 11 Ländern (128 olympische Goldmedaillen) und 10 Sportarten (darunter 5 Mannschaftssportarten) danach befragt. Aus den Interviewdaten ergibt sich ein spezifisches Persönlichkeitsprofil und eine Beschreibung der Erfolgsfaktoren, die Spitzentrainer zu Höchstleistungen motivieren. Nicht zuletzt lassen sich für die Arbeitsweise dieser internationalen Spitzentrainer ebenfalls konkrete Erfolgsschlüssel ableiten. (Link zur Studie)
Serial Winning Coaches sind kontrollierte Personen, Optimisten und Macher*innen. Sie weisen eine hohe Gewissenhaftigkeit, Extraversion sowie eine hohe emotionale Stabilität auf!
Charakter- und Persönlichkeitsprofil: visionär, zielorientiert, emphatisch und stressresistent
Wie vermutet, existiert nicht das magische Erfolgsrezept. Im Vergleich mit anderen Erwachsenen zeigen die befragten Trainer jedoch ein deutliches Charaktereigenschaften-Profil: Sie sind Optimisten, die die eigene Arbeit lieben, können Emotionen kontrollieren (Impulskontrolle) und sind vor allem „Macher“. Sie sind fokussiert auf die gesetzten Ziele. Sie haben eine klare Vorstellung davon, was sie erreichen wollen und bringen dafür den nötigen Willen und höchstes Engagement mit. Generell sind sie stressresistent und problemlösungsorientiert. Zudem sind die Spitzentrainer extrem „neugierig“, um sich weiterzubilden und Neues zu lernen. Dazu suchen sie aktiv einen Austausch mit Kollegen. Darüber hinaus sind sie selbstsichere Entscheidungsträger und agieren als Leader, die jeden einzelnen Athleten, das Team und das „Team um das Team“ begeistern und für die eigene Vision gewinnen können.
Motivation und Siegermentalität
Was treibt die Spitzentrainer an? Der größte Motivationsfaktor ist das Bedürfnis nach Lernen und Selbstverwirklichung. Ebenso werden «Serial Winning Coaches» durch die Leistung selbst und die Möglichkeit, andere positiv zu beeinflussen, motiviert. Nicht zuletzt sind sie permanent auf das „Siegen“ fixiert. Einmalige Erfolge sind dabei nicht genug! Sie versuchen, stets das Maximum zu erreichen. Das schließt höchste Ansprüche in jedem Training und Spiel ein!
Klare Prozesse: Vision - Führung - Struktur
Hier kristallisieren sich drei Kernbereiche und Qualitätsmerkmale der Erfolgstrainer heraus:

Zielfokussierung: Sie haben eine klare Vision mit ambitionierten Zielen, verlieren dabei jedoch nicht das große Ganze und die Komplexität der Einflussfaktoren aus dem Blick. Das ermöglicht den Top-Trainern letztlich Prioritäten zu setzen, Komplexität zu reduzieren, sich auf die zentralen Ressourcen zu fokussieren und klare „Next Steps“ (Teilziele) zu definieren. Das alles schließt regelmäßige Soll-Ist-Vergleiche mit ein.
Klare Führung: Sie stellen klar die Athleten in den Mittelpunkt und schaffen einen engen, persönlichen Kontakt. Als „Leader“ leben sie Ehrlichkeit, Respekt und Loyalität vor, fordern diese Werte aber auch konsequent vom Athleten und Funktionsteam ein. Sie selbst sind bereit, mit größter Leidenschaft die gesetzten Ziele zu erreichen. Erfolgreiche Trainer arbeiten möglichst konsensorientiert, zögern aber nicht vor unpopulären Entscheidungen im Sinne der Athleten oder des Teams. Sie begeistern und motivieren.
Zentraler Erfolgsfaktor ist jedoch eine stabile Selbstsicherheit auch in Drucksituationen. Der Glaube an sich selbst, aber auch an die Athleten und an das „Team um das Team“ bleibt jederzeit spürbar!
Klare Strukturen: Spitzentrainer achten beim Zusammen-stellen des Kaders und des Expertenteams nicht nur auf die sportliche/fachliche Komponente, sondern auch auf charakterliche Qualitäten.
Gleichzeitig ist der organisatorische Aufbau rund um die Athleten/Teams zielorientiert auf die spezifischen Prozesse und die spezielle „Trainer-Philosophie“ abgestimmt. Das schließt eine regelmäßige Qualitätskontrolle sowie flexible Anpassungen mit ein. Letztlich bildet dieser originäre Mix aus „Philosophie“, Prozessen und Struktur eine unverwechselbare Identität!
Selbstreflexion – eine Herausforderung für alle Trainer*innen
Die Studie belegt als weiteres Qualitätsmerkmal eine ausgeprägte Selbstreflexion bei den „Serial Winning Coaches“. Als Folge einer extremen Erfolgsorientierung und „Siegermentalität“ überdenken sie (selbst)kritisch das eigene Handeln, überprüfen die Prozesse und Strukturen. Die Spitzentrainer sind offen für Neues und erhoffen sich dadurch weitere Optimierungen, um hochambitionierte sportliche Ziele kontinuierlich zu erzielen. Dieser Reflexionsprozess ist dabei eine Herausforderung für alle Trainer*innen.
Jede/r sollte sich dabei zunächst bewusst werden, wo er/sie sich gerade auf dem Weg als Trainerin oder Trainer befindet. Dabei hilft ein Fragen-Katalog, der sich am Profil der Spitzentrainer orientiert und bestimmte Qualitätsmerkmale und Persönlichkeitseigenschaften der Studie aufnimmt.
- Woran ist zu erkennen, dass ich ein klares Bild von der (sportlichen) Zukunft habe?
- Wie und wann entwickle ich diese Vision mit meinen Spieler*innen?
- Welche Teilziele und Prozesse plane ich, um die gemeinsame Vision umzusetzen?
- Woran ist zu erkennen, dass ich eine „Kultur der höchsten Ansprüche“ lebe?
- Woran ist zu erkennen, dass ich die Messlatte immer weiter nach oben setze?
- Wie zeigt es sich, dass ich alles offen und kritisch überprüfe, um weiterzukommen?
- Was setze ich daran, um immer zu gewinnen und immer wieder neue Erfolge anzusteuern?
- Woran ist zu erkennen, dass ich mich immer wieder neu beweisen will?
- An was macht sich fest, dass ich eine Siegermentalität besitze?
- An welchen Werten orientiere ich mich beim Miteinander im Team? Wie und wo wirke ich als Vorbild?
- Wie zeigt es sich, dass mir die Verantwortung gegenüber den Spieler*innen, aber auch dem „Team um das Team“ jederzeit bewusst ist?
- Woran ist zu erkennen, dass ich jederzeit bereit bin, sie zu unterstützen, wenn sie mich brauchen?
- Woran zeigt sich, dass ich zuerst den Menschen im Spieler/in der Spielerin erkenne?
- Wie erreiche ich, dass meine Spieler*innen für alle Herausforderungen auch außerhalb des Fußballs genug Hilfe bekommen?
- Woran ist zu erkennen, dass ich regelmäßig einen offenen Dialog mit allen Spieler*innen suche?
- In welchen Situationen zeigt sich, dass ich mutige Lösungen finde, um maximalen sportlichen Erfolg zu erreichen?
- Woran ist zu erkennen, dass ich (sportliche) Rückschläge positiv verarbeite und sie als weitere Herausforderung begreife?
- Wann und in welchen Situationen lebe ich Emotionen bewusst aus, um extreme Leidenschaft zu zeigen?
- Woran ist festzustellen, dass ich aktiv nach Lösungen suche statt in Problemen zu verharren?
- Woran ist mein dynamisches Mindset zu erkennen?
- Wie zeigt sich, dass ich auch in großen Druck- und Stresssituationen „cool“ bleibe und agiere?
- An was ist zu erkennen, dass ich die Lebenswelt meiner Spieler*-innen wirklich kenne?
- Wie beteilige ich meine Spiele*innen an Prozessen rund um Training und Spiel?
- Woran zeit es sich, dass ich die individuellen Stärken meiner Spieler*innen konsequent einsetze?
Jede*r hat eine eigene Persönlichkeit, um mit Spieler*innen zu arbeiten. Das wollen wir akzeptieren und daran ansetzen!

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