Spain's goalkeeper #23 Unai Simon catches the ball during the UEFA Euro 2024 semi-final football match between Spain and France at the Munich Football Arena in Munich on July 9, 2024. (Photo by Fabrice COFFRINI / AFP) (Photo by FABRICE COFFRINI/AFP via Getty Images)

Torwart-Analyse EURO 2024

Das Anforderungsprofil an Spitzen-Torhüter wird immer komplexer. Das hat die UEFA EURO 2024 in Deutschland einmal mehr gezeigt. Zahlreiche Aktionen in der Zielverteidigung, das Agieren im Raum und das Offensivspiel wurden den Torhütern einmal mehr abverlangt. Ein Expertenteam um DFB-Torwartkoordinator Marc Ziegler und Analyse-Leiter Dennis Hill hat die 16 K.o.-Spiele genutzt, um Zahlen, Fakten und Trends abzuleiten und das Torwartspiel bei der EURO 2024 genau zu analysieren.

  1. Marc Ziegler | DFB-Torwartkoordinator

    Dennis Hill | U18 Nationaltorwarttrainer und Leiter Analyse

  2. Klaus Thomforde | U21 Nationaltorwarttrainer

    Stefan Wessels | U20 Nationaltorwarttrainer

    Manuel Schneider | U19 Nationaltorwarttrainer

    Stefan Karow | U17 Nationaltorwarttrainer

    Daniel Haas | U15 Nationaltorwarttrainer

    Nico Stremlau | ehemaliger U17 Nationaltorwarttrainer

Analyse der Torwart-Aktionen

Im Rahmen des Analyse-Prozesses der EURO 2024 wurden alle Spiele der K.o.-Phase analysiert und ausgewertet. Anhand dieser Statistiken und Indikatoren sollen torwartspezifische Trends und Entwicklungen dargestellt und aufgezeigt werden.
Das Analyse-Team ging dabei auf quantitative und das qualitative Torwart-Aktionen ein. Während bei der quantitativen Erhebung alle Aktionen berücksichtigt werden, bei denen der Torhüter einen Ballkontakt hat, werden in der qualitativen Analyse Aktionen mit geringem Anspruch herausgefiltert. Um in der qualitativen Analyse Berücksichtigung zu finden, müssen diese Aktionen, Raum-, Zeit- und/oder Gegnerdruck aufweisen, einen Präzisionsdruck im offensiven oder defensiven Verhalten einfordern oder erhöhte technische Anforderungen mit sich bringen. Damit eine Aktion als qualitativ gewertet wird, muss mindestens eine der aufgeführten Bedingungen erfüllt sein. 

Die Analyse der EURO 2024 ergab, dass 80% der quantitativen Torwart-Aktionen im Offensivspiel stattfanden, 12% in der Raum- und 8% in der Zielverteidigung. Die Zahlen decken sich mit den Erkenntnissen aus vorangegangenen Analysen, bei denen ebenfalls das Offensivspiel seit Jahren den Großteil der Torwartaktionen ausmacht. Aus diesem Grund wurde auch die Differenzierung zwischen quantitativen und qualitativen Aktionen eingeführt. Denn in der qualitativen Analyse verschieben sich die Zahlen auf 65% Offensivaktionen, 18% Raum- und 17% Zielverteidigungsaktionen.

Durch die eingeführte Differenzierung von qualitativen Aktionen, wird auf den ersten Blick deutlich, dass ein Teil der Offensivaktionen keinen Anspruch an die Torhüter darstellt. Werden anschließend noch die Gegentore (auch wenn der Torhüter keinen Ballkontakt hat) mit einbezogen, da diese spielentscheidenden Charakter haben, verändert sich die Bedeutung der Zielverteidigung deutlich.

Das ist insofern bedeutend, als dass die Defensivaktionen laut unserer Experten, den größten Einfluss auf das Spiel haben. Entsprechend bleibt das Verhindern von Toren im Fußball die wichtigste Aufgabe von Torhütern.

Volunteers display the competition logo on the pitch prior to the UEFA Euro 2024 Group C football match between Slovenia and Serbia at the Munich Football Arena in Munich on June 20, 2024. (Photo by THOMAS KIENZLE / AFP) (Photo by THOMAS KIENZLE/AFP via Getty Images)
Analyse

Analyse EURO 2024

Schlüsselmomente - Positionsspezifik Torwart

In der Gesamtanalyse der EURO 2024 wurde der Fokus auf Schlüsselspieler und Schlüsselmomente gelegt, also auf Spieler und Situationen, die den Spielverlauf maßgeblich beeinflussen können. Aufgrund der Eigenschaft als Torhüter, oft der erste Offensivspieler, definitiv aber fast immer der letzte Defensivspieler zu sein, sind Torhüter oft in Schlüsselmomenten beteiligt. Vor allem Gegentore sind im Rückblick oft entscheidende Momente für den Ausgang eines Spiels. Genau aus diesem Grund haben Torhüter für den Spielverlauf oft eine bedeutende Rolle.

Für die Analyse der EURO 2024 wurde daher der Fokus auf folgende Fragestellungen gelegt:

Golden Zone verteidigen

  • Gibt es turnierspezifische Änderungen?

Offensivspiel

  • Wie werden Torhüter im Kontext Nationalmannschaft in das Offensivspiel eingebunden?

Aus dem Turnier ins Training

Die "Trainingsphilosophie Deutschland" beinhaltet das Prinzip 15:30. Das Training wird in zwei Phasen unterteilt:

  • 15 Minuten: Technik-Fokus
  • 30 Minuten: Spiel-Fokus
  • 15 Minuten: Technik-Fokus
  • 30 Minuten: Spiel-Fokus

Ein solches Training soll im Idealfall zweimal pro Woche stattfinden, mit dem Ziel den Bolzplatz zurück in das Training zu bringen.

Bedeutung der „Trainingsphilosophie Deutschland“ für das Torwarttraining

Das Trainingsmodell 15:30 bringt auch für die Ausbildung unserer Torhüter Vorteile mit sich, denn die geforderten Spielblöcke von 30 Minuten bringen unsere Torhüter im integrativen Training immer wieder in reale Spielsituationen mit Feldspielern.

Zwei exemplarische Möglichkeiten der torwartspezifischen Förderung:

    • Torhüter im Torwarttraining (15 Minuten)
    • Spielen = integratives Training [Torhüter bei der Mannschaft] (30 min)
    • Torhüter im Torwarttraining  (15 Minuten)
    • Spielen = integratives Training [Torhüter bei der Mannschaft] (30 min)
    • Torhüter starten früher mit dem  Torwarttraining (15-30 Minuten)
    • Technik-Block = integratives Training [Torhüter bei der Mannschaft] (15 min) z.B. Rondos oder Torschuss
    • Spielen = integratives Training [Torhüter bei der Mannschaft] (30 min)
    • Technik-Block = integratives Training [Torhüter bei der Mannschaft] (15 min) z.B. Rondos oder Torschuss
    • Spielen = integratives Training [Torhüter bei der Mannschaft] (30 min)
2 Fußbälle liegen im Tor.

Trainingsphilosophie Deutschland

Die Spielerinnen und Spieler umfassend ausbilden und sie auf die Anforderungen des Spitzenfußballs vorbereiten.