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Das verändert sich in der DFB-Trainer*innenentwicklung

Was ist neu, was bleibt? DFB.de beantwortet Fragen rund um die reformierte Trainer*innenausbildung. Die Neuerungen betreffen alle Lizenzstufen auf DFB-Ebene, also die Lizenzen B+, A und A+ sowie die Pro-Lizenz. Sie gelten seit dem 1. Januar 2022. Fragestellungen zu kleineren Änderungen, die im Laufe des Jahres folgen sollen, werden ebenfalls hier beantwortet. Noch mehr Infos gibt es in den Akademiewelten.

Worin liegt der Unterschied zwischen dem System der Entwicklungspyramide im Vergleich zur neuen Entwicklungstreppe?

Die Entwicklungstreppe bietet durchgehende altersspezifische Profile für Jugend- und Erwachsenentrainer*innen. Erfahrung als Trainer*in erhält eine hohe Gewichtung zwischen den Ausbildungsstufen und in Anwendungsphasen während der Ausbildungslehrgänge. Alle Vorteile gibt es hier.

Warum wird zwischen Jugend- und Erwachsenenausbildung getrennt?

Im Nachwuchsbereich besteht die Aufgabe hauptsächlich darin, Spieler*innen zu entwickeln, die später in der Lage sind, im Erwachsenenbereich zu bestehen. Als Profitrainer*in geht es hingegen in erster Linie darum, Spiele zu gewinnen und mit seinen Fähigkeiten das Trainerteam und das Team hinter dem Team zu führen. Völlig voneinander entkoppelt sind die Ausbildungen aber nicht, man hat nach wie vor die Möglichkeit, aufgrund individueller Karriereverläufe zwischen beiden zu wechseln.

Warum war diese umfangreiche Reform notwendig?

Die Reform hat einerseits inhaltliche Gründe, da von nun an neue Lernansätze integriert sind. Im bisherigen System der Pyramide gab es nur wenig Möglichkeiten der Individualisierung und Differenzierung zwischen Jugend- und Erwachsenenfußball. Ab sofort steht das Trainer*innen-Ich verstärkt im Mittelpunkt. Des Weiteren gibt es von der UEFA mittlerweile deutlich strengere Auflagen, die mit der Reform erfüllt werden.

Was erhofft man sich von der Umstrukturierung der Trainerausbildung?

Zielgruppenspezifischere Angebote sollen für höhere Qualität der Trainer*innen sorgen. Die Trainer*innen sollen auf dem Alters- und Leistungsniveau ihrer Mannschaft die passenden Kompetenzen erwerben. Nur im regelmäßigen Spiel- und Trainingsbetrieb können die Trainer*innen die Lehrinhalte authentisch anwenden und somit Kompetenzen aufbauen. Inhalte, Methoden und Formate der Ausbildung wurden konsequent nach diesen Zielen ausgerichtet.

Was hat es mit dem neuen Bewerbungsprozess auf sich?

Für eine vollständige Bewerbung sind folgende Schritte notwendig. Zu beachten gilt: Das neu eingeführte Aufnahmeprüfverfahren löst ab sofort das „first-come-first-serve-Prinzip" ab.

Nach welchem System erfolgt die Auswahl der Kandidat*innen für die entsprechenden Trainer*innen-Lehrgänge?

Während früher bei der Anmeldung das Prinzip „Wer zuerst kommt, malt zuerst“ angewendet wurde, gibt es nun ein transparentes Bewertungssystem (Aufnahmeprüfverfahren), welches die Spieler*innen- und Trainer*innenkarriere sowie sonstige Leistungen wie zum Beispiel ein Sportstudium bewertet.

Welche Voraussetzungen sind zu erfüllen?

Neben den allgemeinen Zulassungsvoraussetzungen wie einem erweitertem Führungszeugnis, der Mitgliedschaft in einem Verein und einer bestimmten Punktzahl in der vorangegangenen Lizenz, werden nun weitere Faktoren in einem Punktesystem berücksichtigt. Zunächst einmal zählt die Trainer*innenerfahrung. Pro abgeschlossene Saison gibt es entsprechend des Niveaus eine bestimmte Punktzahl. Der zweite Faktor ist die Spieler*innenerfahrung. Auch hier gibt es pro gespielte Saison Punkte. Zu guter Letzt spielt noch die Kategorie „Relevante Bildung“ eine Rolle. Auch Berufsausbildungen oder Fortbildungen können noch Punkte für die Gesamtwertung bringen.

Wie viele Punkte benötigt ein*e Bewerber*in für die jeweiligen Lizenzausbildungen und wo ist der Punktewert einsehbar?

Es gibt keinen festen Punktewert für die Aufnahme in einen Lehrgang. Die Lehrgangsplätze werden an die Bewerber*innen mit der höchsten Punktzahl vergeben. Der Punktewert, um einen Kurs aufgenommen zu werden, variiert somit von Bewerbungsphase zu Bewerbungsphase.

Welche Möglichkeiten haben Trainer*innen, die zunächst eine Absage für bestimmte Lehrgänge bekommen haben?

Die nächste Bewerbungsphase bietet die Möglichkeit der erneuten Bewerbung. Zu beachten sind die aktuellen besonderen Zulassungsvoraussetzungen und das Aufnahmeprüfverfahren.

Warum gibt es weniger Lehrgangsplätze in der Pro Lizenz?

Hierbei handelt es sich nicht um eine Verknappung. In der Pro Lizenz gibt es zwar nur noch 16 Plätze, aber ausschließlich für diejenigen, die wirklich für den Profibereich infrage kommen bzw. sich schon sehr nah daran befinden. Die A+ Lizenz bietet dafür mit zwei Lehrgängen à 20 Personen sogar zusätzliche Plätze auf Topniveau und übertrifft die in der UEFA-Trainerkonvention formulierten Anforderungen deutlich. Durch weniger Teilnehmer*innen pro Ausbilder*in wird in den neuen Ausbildungsformaten ein völlig anderes Qualitätsniveau erreicht.

Kann ich von der A+ in die Pro Lizenz gehen?

Ja, das ist möglich, da die A Lizenz in der A+ Lizenz inkludiert ist, womit man sich für die Pro Lizenz bewerben kann.

Werden Jugendtrainer*innen am Sprung in die Pro Lizenz gehindert?

Nein, in Zukunft wird jedoch die Schwelle des U 19-Trainers als entscheidend für den Sprung in den Profibereich angesehen. U 19-Trainer können sich für die Pro Lizenz bewerben. U 17-Trainer*innen sind in erster Linie Jugendtrainer*innen, die auch als solche ausgebildet werden sollen.

Warum wurden die Lehrgänge teurer?

Es gibt eine Steigerung in der Ausbildungsqualität, indem individueller auf die einzelnen Trainer*innen eingegangen wird und über einen längeren Zeitraum Einfluss auf ihre Entwicklung genommen werden kann. Das bedeutet eine intensivere Betreuung durch mehr Ausbilder*innen auf weniger Trainer*innen, woraus sich der höhere Preis errechnet.

Was sind die didaktischen Besonderheiten der Ausbildungslehrgänge?

Realitätsnahes und kompetenzorientiertes Lernen. Das bedeutet, dass die Trainer*innen Themenbereiche aus der Lehrgangsphase mit ihrer Mannschaft im Heimatverein anwenden und ihr eigenes Handeln reflektieren.

Was ist Social-Video-Learning und worin liegen die Stärken?

Die Außenwahrnehmung, sich selbst filmen zu lassen bzw. anschließend in einem Video zu sehen, erschließt neue Blickwinkel und trägt enorm zu einer objektiveren Selbsteinschätzung bei. Der zweite Schub, um sich weiterzuentwickeln, erfolgt über das Selbst- und Fremdfeedback durch punktegenaue Videokommentare.

Wie unterstützt der Online Campus die Trainerausbildung?

Online findet die ganze Zeit statt, sowohl in der Trainingszeit zuhause als auch während der Präsenzphase in den Sportschulen. Überall wird mit Aufnahmen gearbeitet, durch die ein Diskurs entsteht, der immer wieder aufgegriffen werden kann.

Was ist Blended Learning?

Blended Learning bedeutet „gemischtes Lernen“, dabei ist die Mischung aus Präsenzphasen am Lehrgangsort und Online-Phasen im Heimatverein gemeint. Dies wird mittels des Online Campus in den Lizenzausbildungen des DFB durchgeführt. Vorteile sind unter anderem zeitliche und räumliche Flexibilität, effektive Vor- und Nachbereitung von Präsenzphasen sowie videobasiertes Lernen in der Gruppe.

Was ist der kompetenzorientierte Vierklang?

Zunächst sollen alle Teilnehmer*innen ihr eigenes Vorwissen (1) (re)aktivieren und einbringen um daran im Lehrgang anknüpfen zu können. So kann die Referenz bzw. der Lehrinhalt (2) viel besser an die bestehende Basis angepasst. Das Erlernte in den Anwendungsphasen (3) zu verarbeiten , ist entscheidend für kompetente Trainer*innen. Ob die Umsetzung erfolgreich war, soll über Feedback (4) herausgefunden werden. Dieses rundet den Lernprozess ab.

Was kann ich mir unter Leistungsnachweisen vorstellen?

Die Trainer*innen-Entwicklung soll zukünftig im Mittelpunkt stehen. Es werden bereits kleine Zwischenleistungen während des Lehrgangs erbracht. In einer Abschlusspräsentation zeigen die Teilnehmer*innen noch einmal auf, wie sie sich über die Zeit entwickelt haben. Abschließend kommt es nochmal zum Austausch mit den Ausbilder*innen, um weitere Punkte zur Verbesserung der eigenen Trainer*innenfähigkeit herauszukristallisieren.