Analyse internationaler Spitzenvereine
Liverpool FC 2018/2019
Wie die 'Reds' nach 14 Jahren wieder den Thron Europas stürmten
Niederlagen machen dich stärker! Ein Sprichwort, das auf die Entwickung Liverpools bestens zutrifft. Trainer Jürgen Klopp musste nach seinem Amtsantritt 2015 in entscheidenden Spielen einige schmerzvolle Niederlagen einstecken – die vermutlich bitterste im Champions-League-Finale 2018 gegen Real Madrid. Im Jahr darauf aber langte es dann beim 2:0 gegen Tottenham Hotspur zum großen Wurf. Klopp bot im Endspiel eine Mannschaft auf, die er in den Spielzeiten zuvor kontinuierlich aufgebaut hatte.
Ein Kern an Stammspielern
Liverpools Leistungen in der Champions League 2018/2019 waren der Ausgangspunkt unserer Analyse. Die Startformationen glichen sich und wir fragten uns, ob Klopp auf einen erlesenen Kern an Stammkräften vertraut, der grundsätzlich gesetzt ist. Unser Eindruck war, dass das im modernen Spitzenfußball etablierte Rotationprinzip in Liverpool nicht greift. Schauen wir uns nun die erhobenen Daten an, lässt sich diese Annahme durchaus bestätigen. Klopp baute insbesondere auf sechs Leistungsträger, die er alle selbst nach Anfield geholt hatte: Torhüter Alisson, Abwehrchef Virgil van Dijk, Mittelfeldspieler Georginio Wijnaldum, die Offensivkräfte Sadio Mané und Mohamed Salah sowie Linksverteidiger Andrew Robertson. In allen Mannschaftsteilen installierte Klopp seine Wunschspieler und schenkte ihnen großes Vertrauen und viel Einsatzzeit. Alle sechs Spieler kamen jeweils auf über 80% der Spielminuten – in der Champions League wie auch in der nationalen Meisterschaft. Klopp schaffte es also, seine Achse konstant in allen Wettbewerben aufzubieten.
In unserer Analyse haben wir die Ergebnisse Liverpools in den Vergleich zu Juventus Turin sowie den beiden spanischen Clubs Real und Atletico Madrid gestellt. Die Erkenntnis: Nicht selten haben die Vereine zwischen den Wettbewerben rotiert, um vermutlich die hohe Belastung abzufedern, die in den zahlreichen englischen Wochen schnell entsteht. Liverpool fand einen anderen Weg. Weiterhin ist auffällig, dass die elf Spieler, die in der Meisterschaft die meisten Minuten spielten, auch in der Champions League am längsten im Einsatz waren. Zehn von ihnen gehörten auch zur Startelf im Finale gegen Tottenham. Lediglich James Milner fehlte, den Klopp dann im Laufe der zweiten Halbzeit einwechseln sollte.
Champions League-Finale 2018/2019 in Madrid
Hohe Konstanz im Verbund
Ein Sextett, bestehend aus Alisson, van Dijk, Salah, Mané, Robertson und Wijnaldum, bildete das Kernteam und stand in 10 von 13 Champions-League-Spielen gemeinsam in der Startelf. Zusammen absolvierten sie 795 von 1170 (67,9%) möglichen Spielminuten. In der Meisterschaft zeichnete sich erneut ein ähnliches Bild. Das Kernteam blieb identisch und führte das erfolgreiche Team der Reds an. Mit herausragenden 97 Punkten in der Endabrechnung fehlte letztendlich nur ein Zähler auf Meister Manchester City. In 43 von 53 Saisonspielen spielten die sechs Kernspieler zusammen von Anfang an und bestritten 66,7% der Gesamtspielzeit. An diesen Wert ragte in der Kategorie "alle Wettbewerbe" kein anderes der drei untersuchten Teams auch nur ansatzweise heran. Atletico Madrid erzielte in der Saison 2013/2014 noch den zweitbesten Wert, als vier Spieler zusammen über zwei Drittel der Spielzeit auf dem Platz verbrachten.
Juventus Turin oder Real Madrid stellten in eingien Spielzeiten sogar nur einen Kernspieler. Das bedeutet, dass nicht einmal zwei Spieler pro Team zusammen in 66% aller Einsatzminuten einer Saison zusammen auf dem Platz gestanden haben. In diesen Kontext eingeordnet, beweisen die Zahlen eine außergewöhnliche Konstanz Liverpools. Beständigkeit war möglicherweise einer der wichtigsten Begleiter und ein besonderes Merkmal in dieser erfolgreichen Spielzeit 2018/2019. In den Jahren zuvor, auch bereits unter der Leitung Klopps, hatten es maximal drei Spieler geschafft, gemeinsam mehr als zwei Drittel der Einsatzminuten einer Saison zu bestreiten.
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