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Antioxidantien – Unsere Verbündeten im Kampf gegen den Muskelkater?

Wirkung von Antioxidantien bei Muskelkater ist unwahrscheinlich

Spieler einer deutschen U-Mannschaft bedienen sich an einem Buffet.
    • Es gibt Hinweise darauf, dass eine hohe Dosierung von Antioxidantien-Ergänzung nach einer sportlichen Belastung, das Auftreten von Muskelkater (6h, 24h, 48h und 72h nach Belastung) in geringem Maße vermindern kann.
    • 96 Stunden nach der Belastung war kein Erholungseffekt nachweisbar.
    • Profi-Sportler wurden nicht untersucht.
    • Bei zwei von neun Experimenten, die Nebenwirkungen von Antioxidantien testeten, ging die Einnahme mit Durchfall und leichten Verdauungsstörungen einher.
    • Die aktuell verfügbaren Daten sind von niedriger bis moderater Qualität, wodurch die Aussagekraft der Ergebnisse gering ist.
Abstract

In der vorliegenden Meta-Analyse werden Ergebnisse zum Effekt von Antioxidantien auf das Auftreten von Muskelkater nach sportlicher Belastung zusammengefasst und bewertet. Dazu wurden 50 Studien und eine Anzahl von insgesamt 1.089 Personen aus der Allgemeinbevölkerung (Trainingsstatus von wenig bis mäßig trainiert) in einem Alter von 16 bis 55 Jahren untersucht. Antioxidantien in Form von Nahrungsergänzungsmitteln können Muskelkater geringfügig reduzieren. Allerdings ist dieser Effekt so klein, dass die zusätzliche Aufnahme durch Nahrungsergänzungsmittel wahrscheinlich keinen Unterschied macht. Zudem wird festgestellt, dass die Qualität der bisherigen Forschungslage noch als stark verbesserungsfähig zu betrachten ist.

Antioxidantien: Interventions- vs. Kontrollgruppe

Jeder Sportler kennt ihn: den Muskelkater. Dieser tritt typischerweise nach intensivem oder exzentrischem Training auf, bei dem sich die Muskeln unter Anspannung verlängern. Am stärksten ist der Muskelkater zwischen 24 und 72 Stunden nach dem Training. Um dem Muskelkater vorzubeugen und sich schneller zu erholen, wird mitunter auf die Einnahme von Antioxidantien in Form von Nahrungsergänzungsmitteln (Tabletten, Pulver, Konzentrate) oder angereichertem Essen in bis zu 10-facher Höhe des täglichen Tagesbedarfs zurückgegriffen. Dazu zählen beispielsweise Vitamin C und E oder Granatapfelsaft, Sauerkirschsaft, Nüsse und Hülsenfrüchte. Die Forschungsgruppe um Dr. Mayur Ranchordas von der Sheffield Hallam Universität ist deshalb der Frage nachgegangen, welche Vor- und Nachteile entsprechende Nahrungsergänzungsmittel oder angereichertes Essen für die Vorbeugung, Verminderung und Dauer von Muskelkater haben. Um diese Frage zu beantworten, wurden 50 Studien analysiert, die untersuchten, ob die Einnahme von Antioxidantien den Muskelkater 6, 24, 48, oder 96 Stunden nach dem Training reduziert oder die Erholung beschleunigt. Dies wurde beispielsweise mittels Muskelkaterskalen und subjektivem Erholungsempfinden gemessen, aber auch durch Leistungsvariablen wie vertikale Sprünge, Schnelligkeit oder Richtungswechselgeschwindigkeit. Insgesamt wurden dadurch 961 Männer und 128 Frauen in einem Alter von 16 bis 55 Jahren untersucht. Bei allen Studien nahmen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen entweder Antioxidantien in Form von Nahrungsergänzungsmitteln oder angereichertem Essen, über den Tagesbedarf hinaus, zu sich und wurden mit einer Kontrollgruppe (Placebo) verglichen. Lediglich neun der 50 Studien untersuchten unerwünschte Symptome oder Nebenwirkungen. Die Qualität der verwendeten Studien war allgemein niedrig bis mäßig.

Keine maßgebliche Reduzierung des Muskelkaters

Ranchordas und seine Forschungsgruppe stellten anhand der verfügbaren Studien fest, dass man den Muskelkater, der typischerweise zwischen 24 und 72 Stunden nach dem Training auftritt, durch die Aufnahme von hoch dosierte Antioxidantien geringfügig reduzieren kann. Überhaupt kein Effekt ist in 96 Stunden nach dem Training zu finden. Generell ist die Verminderung des Muskelkaters so gering, dass Antioxidantien in Form von Nahrungsergänzungsmitteln und angereichertem Essen keinen ausschlaggebenden Effekt haben. Von den neun Studien, die unerwünschte Symptome oder Nebenwirkungen untersuchten, stellte man bei den Teilnehmern in zwei Studien Magenverstimmungen, Durchfall oder Magen-Darm-Reizungen fest. Da die ausgewerteten Studien nur niedriger bis mäßiger Qualität waren, sind diese Resultate mit Unsicherheiten über die Aussagekraft verbunden. Zukünftige Forschung könnte die Schlussfolgerungen daher ändern. 

Autor des Textes ist Roman Prinz aus dem Think Tank der DFB-Akademie. Die Inhalte basieren auf der Originalstudie "Antioxidants for preventing and reducing muscle soreness after exercise.", die 2017 in der "Cochrane database of systematic reviews" veröffentlicht wurde.

Literatur

  1. Antioxidants for preventing and reducing muscle soreness after exercise, Ranchordas, M.K., Rogerson, D., Soltani, H. (2012)
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