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Ernährung: Zu viele Proteine, zu wenige Kohlenhydrate

Nachwuchs- und Seniorenfußballer im Spitzenbereich nehmen zu wenige Kohlenhydrate zu sich

Verschiedene Nudelsorten mit Pilzen, Tomaten, Basilikum und Öl.
    • Zu den Makronährstoffen zählen Kohlenhydrate, Proteine und Fette.
    • Die Basisernährung für Sportler sieht eine Aufnahme von 6-10 g/kg/Tag Kohlenhydrate, 1,4-1,7 g/kg/Tag Proteine und 20-35 % der täglichen Gesamtenergieaufnahme an Fett vor.
    • Der Energiebedarf wird individuell ermittelt und hängt von der Körperkomposition, dem Aktivitätsprofil und dem Sportlerbedürfnis ab.
    • Vor einem Spiel sollten die Spieler besonders auf kohlenhydratreiche Nahrung achten, damit der Kohlenhydratspeicher ausreichend aufgefüllt ist. 
Abstract

Forscher haben in einer Metaanalyse ermittelt, wie viel Makronährstoffe Nachwuchs- und Seniorenfußballspieler aufnehmen und mit Ernährungsempfehlungen für Sportler verglichen. Im Ergebnis zeigt sich, dass Spitzenfußballer aller Altersgruppen zwar ausreichend Fett, aber zu viele Proteine und zu wenige Kohlenhydrate zu sich nehmen. Gerade eine zu geringe Menge an Kohlenhydraten kann sich negativ auf die sportliche Leistung auswirken und eine schnelle Regeneration hemmen.  

Ernährungstrends

Die weltweite Ernährung unterliegt wechselnden Trends [1-5]. Während früher ein fettarmer Speiseplan propagiert wurde, um gesund zu leben, sind derzeit Ernährungsweisen mit möglichst wenigen Kohlenhydraten auf dem Vormarsch. Was für die Normalbevölkerung stellenweise eine sinnvolle Ernährung sein mag, ist für Spitzenfußballer aber nicht unbedingt hilfreich und kann sogar schädlich sein. Die „American Dietetic Association“ (ADA) empfiehlt für Sportler:

  • 6-10 g Kohlenhydrate pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag,

  • 1,4-1,7 g/kg Körpergewicht an Protein pro Tag und  
  • 20-35 % der täglichen Gesamtenergieaufnahme sollte aus Fett stammen [3, 4].     

Eine neue Studie hat nun die Aufnahme der Makronährstoffe (Kohlenhydrate, Proteine und Fette) bei Nachwuchs- und Seniorenfußballern (Profi- bis oberer Amateurbereich) aus mehreren Ländern untersucht. Michal Steffl und Kollegen kommen dabei zu dem Schluss, dass die Spieler im Schnitt zwar ausreichend Fett zu sich nehmen, jedoch zu viele Proteine und zu wenige Kohlenhydrate. Laut der Autoren ist dieser Effekt seit dem Jahr 2010 sogar noch stärker ausgeprägt als in den zehn Jahren zuvor (s. Tab. 01).

Ein Vergleich der aufgenommenen Makronährstoffe (Energie, Proteine, Kohlenhydrate, Fett) zwischen Nachwuchs- und Seniorenspielern.
Ein Vergleich der aufgenommenen Makronährstoffe (Energie, Proteine, Kohlenhydrate, Fett) zwischen Nachwuchs- und Seniorenspielern.

Die Wissenschaftler führten dafür eine sogenannte Metaanalyse durch. Dabei wurden Ergebnisse aus 21 Studien, die in den Jahren zwischen 2000 und 2019 veröffentlicht wurden, mit einer gemeinsamen Statistik verglichen. Die Autoren unterschieden dabei auch die Ernährung von Spielern zweier Altersgruppen. Zum einen die Nachwuchsspieler mit einem Alter von 10 bis 19 Jahren, zum anderen die erwachsenen Spieler (20 bis 27 Jahre). Sie fanden bei der Aufnahme der verschiedenen Makronährstoffe zwar bei den oben beschriebenen zeitlichen Trends mit den Abweichungen zur Empfehlung leichte Unterschiede, aber insgesamt ähnliche Trends in beiden Altersgruppen. 

Kohlenhydrate sind wichtig für Fußballer

Alarmierend sind die Ergebnisse laut der Autoren vor allem deshalb, da die physiologische Beanspruchung von Fußballspielern im letzten Jahrzehnt sogar noch zugenommen hat [6, 7]. Zwar konnten vorherige Bedenken, wonach eine Aufnahme von zu vielen Proteinen sogar schädlich für den Körper von Spitzensportlern sein kann, in den vergangenen Jahren ausgeräumt werden [8]. Dass ein Mangel an Kohlenhydraten aber negative Folgen haben kann, ist unbestritten.

Kohlenhydrate sind insbesondere deshalb wichtig für Fußballspieler, da sie die Muskeln bei der Regeneration unterstützen. Sie werden benötigt, um im Körper vor, während und nach der sportlichen Aktivität das sogenannte Muskelglykogen bilden zu können. Muskelglykogen wiederum ist während eines Spiels die wichtigste Energiequelle in den Muskeln. Es wurde gezeigt, dass zu wenig Muskelglykogen eine schnellere Erschöpfung bei längerem intermittierendem Training hervorruft, während sich die Leistung durch die Zufuhr von mehr Kohlenhydraten erhöht. Zudem kann ein Mangel an Kohlenhydraten die Konzentration, die kognitiven Fähigkeiten, die Stimmung sowie die Anfälligkeit der Skelettmuskulatur für Verletzungen negativ beeinflussen. 

Auf ausgewogene Ernährung achten

Als möglichen Grund für die verminderte Aufnahme von Kohlenhydraten vermuten die Autoren der Studie die aufkeimende Debatte um Kohlenhydrate in der Ernährung in der allgemeinen Bevölkerung. Teil der Studie war diese Frage freilich nicht und die Beantwortung reine Spekulation. 

Steffl und Kollegen empfehlen Spielern und Ernährungsberatern auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Kohlenhydraten zu achten. Vor einem Spiel sollten Profifußballspieler mindestens acht Gramm Kohlenhydrate pro Kilogramm Körpergewicht und Tag zu sich nehmen. Unbedingt vermeiden sollten Spieler, weniger als drei Gramm Kohlenhydrate pro Kilogramm Körpergewicht und Tag aufzunehmen. Besonders wichtig scheint eine ausreichende Aufnahme an Kohlenhydraten zu sein, wenn wenig Zeit zur Erholung zwischen Spielen liegt. 

Die Inhalte basieren auf der Studie "Macronutrient Intake in Soccer Players — A Meta-Analysis.”, die 2019 in "Nutrients" veröffentlicht wurde.

Literatur

  1. Steffl, M., Kinkorova, I., Kokstejn, J., & Petr, M. (2019). Macronutrient Intake in Soccer Players—A Meta-Analysis. Nutrients, 11(6), 1305.
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    1. Clark, K. (1994). Nutritional guidance to soccer players for training and competition. Journal of Sports Sciences, 12(sup1), S43-S50.

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    2. Burke, L. M., Hawley, J. A., Wong, S. H., & Jeukendrup, A. E. (2011). Carbohydrates for training and competition. Journal of sports sciences, 29(sup1), S17-S27.

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    3. Rodriguez, N. R., Di, N. M., & Langley, S. (2009). American College of Sports Medicine position stand. Nutrition and athletic performance. Medicine and science in sports and exercise, 41(3), 709-731.

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    4. Thomas, D. T., Erdman, K. A., & Burke, L. M. (2016). American College of Sports Medicine Joint Position Statement. Nutrition and Athletic Performance. Medicine and science in sports and exercise, 48(3), 543-568.

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    5. Kerksick, C. M., Arent, S., Schoenfeld, B. J., Stout, J. R., Campbell, B., Wilborn, C. D., ... & Willoughby, D. (2017). International society of sports nutrition position stand: nutrient timing. Journal of the International Society of Sports Nutrition, 14(1), 33.

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    6. Bradley, P. S., Archer, D. T., Hogg, B., Schuth, G., Bush, M., Carling, C., & Barnes, C. (2016). Tier-specific evolution of match performance characteristics in the English Premier League: it’s getting tougher at the top. Journal of sports sciences, 34(10), 980-987.

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    7. Bush, M., Barnes, C., Archer, D. T., Hogg, B., & Bradley, P. S. (2015). Evolution of match performance parameters for various playing positions in the English Premier League. Human movement science, 39, 1-11.

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    8. Antonio, J., Peacock, C. A., Ellerbroek, A., Fromhoff, B., & Silver, T. (2014). The effects of consuming a high protein diet (4.4 g/kg/d) on body composition in resistance-trained individuals. Journal of the International Society of Sports Nutrition, 11(1), 19.

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