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Mit dem Constraint-Led Approach die Teamleistung verbessern
Ein Überblick über den aktuellen Forschungsstand
- Der Constraint-Led Approach im Training kann dazu beitragen, die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den Spielern zu verbessern, was letztendlich zu einer höheren Teamsynergie führt.
- Trainer sollten möglichst verschiedene Aufgabenbeschränkungen integrieren und manipulieren, da sie unterschiedliche kollektive taktische Verhaltensweisen bei den Lernenden hervorrufen können.
Abstract
Der „Constraint-Led Approach“ ist ein system-dynamischer Trainingsansatz, der die Fähigkeit von Fußballspielern schult, sich schnell an neue Situationen anzupassen und Lösungen zu finden. Hilft er auch, die Teamleistung zu verbessern? Eine systematische Analyse des aktuellen Forschungsstands bestätigt das zwar, zeigt aber auch, dass allgemeine Schlussfolgerungen für die Trainingspraxis schwer zu treffen sind.
Was ist der Constraint-Led Approach?
Fußballspieler müssen situativ schnell reagieren und ihre Bewegungen oder Aktionen dem Spielgeschehen anpassen, um mit schwierigen Bedingungen wie begrenztem Platz oder Zeitdruck erfolgreich umzugehen. Mit dem Constraint-Led Approach (CLA) werden diese Fähigkeiten geschult und trainiert. Anders als der traditionelle methodische Ansatz, in dem der Trainer Lösungswege vorgibt, basiert der CLA auf der Annahme, dass menschliches Verhalten von umweltbezogenen Einschränkungen beeinflusst wird („constraint-led“) und sportliche Leistungen durch die Wechselwirkung zwischen dem Sportler, seiner Umwelt und der Aufgabe entstehen [1]. Weil diese Wechselwirkungen nicht statisch sind, sondern sich ständig verändern, beeinflussen sie die sportliche Leistung. Der CLA nutzt diese Wechselwirkungen, um die Fähigkeiten der Spielerinnen und Spieler zu verbessern und somit die sportliche Leistung zu steigern.
Der CLA unterscheidet sich von anderen Trainingsmethoden dadurch, dass er den Fokus auf die Schaffung von Bedingungen legt, die die Spielenden dazu bringen, sich anzupassen und Lösungen zu finden, um ihre Fähigkeiten zu verbessern. Der Trainer legt dabei gezielte Einschränkungen („constraints“) und lenkt das Lernen durch die Beeinflussung der Rahmenbedingungen, anstatt Anweisungen und korrigierendes Feedback zu geben. Die veränderten Faktoren können zum Beispiel die Größe des Spielfelds, kleine Spielformate, die Anzahl der Spieler oder die Position der Tore sein [2].
Die Spieler müssen dann innerhalb dieser Einschränkungen arbeiten und sich anpassen. So wird der Lernende herausgefordert, seine eigenen funktionellen Bewegungslösungen durch variables Üben und Ausprobieren zu finden. Der Trainer hingegen beobachtet und unterstützt die Anpassung an die Bedingungen durch gezieltes Feedback.
Die Leistung des Teams verbessern
Wie gut ein Fußballprofi darin ist, sich schnell an neue Situationen anzupassen und seine technisch-taktischen Fähigkeiten zu verbessern, beeinflusst auch die Leistung der Mannschaft. In den letzten Jahren hat deshalb der CAL in der Sportwissenschaft zunehmend an Bedeutung gewonnen. Im Fokus der Studienliteratur steht auch die Frage, wie Trainer Übungsaufgaben gestalten sollten, um die Synergiebildung zwischen Spielern während des Spiels zu fördern. Aber wie sieht der Erkenntnisstand in der Forschung genau aus? Welche Empfehlungen gibt es für die Anwendung des CLA in der Trainingspraxis?
Eine systematische Literaturübersicht hat jüngst insgesamt 62 Studien, die sich mit der Anwendung des CLA zur Verbesserung der Teamleistung im Sport beschäftigen, untersucht und 26 davon statistisch ausgewertet und verglichen. Obwohl die Ergebnisse insgesamt positiv waren, stellten die Autoren fest, dass es viele Unterschiede zwischen den Studien gab, was es schwierig macht, allgemeine Schlussfolgerungen zu ziehen.
Überblick über den Forschungsstand
Ein Problem ist das Studiendesign. Die meisten Studien zum Thema verwenden ein Querschnittsdesign. Der Nachteil: Die Forscher nehmen so die Anpassungsfähigkeit von Spielern zu einem bestimmten Zeitpunkt in den Blick. Das gibt aber keinen Aufschluss über den Prozess und zeigt nicht, wie sich das Zusammenspiel im Laufe der Zeit unter dem Eindruck veränderter Rahmenbedingungen durch den Trainer verändert. Außerdem haben nur wenige Studien den Grad der Synchronisation zwischen den Spielern untersucht. Die wenigen Längsschnittstudien zum Thema zeigen aber, dass die Teamkoordination auf der Bildung von Synergien zwischen den Spielern beruht [3], und dass die Geschwindigkeit der Teamkoordination abnimmt, wenn die Variabilität des Leistungskontexts zunimmt [4].
Ein weiteres Manko ist, dass die bisherige Forschung sich lediglich auf die Trainingssituationen konzentriert. Vielversprechender wäre es, auf der Grundlage von Wettkampfsituationen spezifische Lernszenarien mit verschiedenen Einschränkungen für das Training zu erstellen, die die im Wettkampf aufgezeichneten Situationen simulieren – zum Beispiel, wie sich die Synchronisierung und mannschaftsinterne Koordination verändert, wenn die Mannschaft verliert [5].
Bislang hat die Forschung zudem vornehmlich männliche Spieler in den Blick genommen. Über Frauen gibt es kaum Studien, und dass, obwohl die körperlichen und reifungsbedingten Unterschiede zwischen Frauen und Männern in verschiedenen Altersstufen zu unterschiedlichen Reaktionen auf Belastungsmanipulationen während des Trainings führen könnten [6, 7]. Da der Frauenfußball immer populärer wird, werden Erkenntnisse zu solchen Fragestellungen künftig immer wichtiger.
Insgesamt ist die Forschung zum CLA noch begrenzt: Die Überblicksstudie zeigt auf, dass es noch viel Forschungsbedarf gibt, um das Potenzial des CLA als Methode zur Verbesserung der Teamsynergie im Sport besser zu verstehen. Insbesondere sind weitere Studien erforderlich, um die spezifischen Faktoren zu identifizieren, die den Erfolg des CLA beeinflussen.
Deutlich wird, dass der Erfolg des CLA in der Trainingspraxis von der richtigen Anwendung abhängt. Die Autoren der Überblicksstudie betonen, dass die Gestaltung von Übungsaufgaben sorgfältig geplant und umgesetzt werden muss, um erfolgreich zu sein. Insbesondere müssen die Einschränkungen, die der Trainer festlegt, gut durchdacht sein, um sicherzustellen, dass sie die richtige Balance zwischen Herausforderung und Kontrolle bieten.
Grundsätzlich bestätigt sich, dass variable Szenarien flexible Verhaltensweisen fördern, die wiederum anpassungsfähiges Handeln ermöglichen. In Bezug auf die verbesserte Mannschaftsleistung deutet die Forschungslage darauf hin, dass die Anwendung des CLA im Training dazu beitragen kann, die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den Spielern zu verbessern, was letztendlich zu einer höheren Teamsynergie führt.
Die Inhalte basieren auf der Studie „The constraint-led approach to enhancing team synergies in sport - What do we currently know and how can we move forward? A systematic review and meta-analysis“, die 2020 in der Fachzeitschrift „Psychology of Sport and Exercise“ veröffentlicht wurde.
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Literatur
- Ramos, A., Coutinho, P., Leitao, J. C., Cortinhas, A., Davids, K., & Mesquita, I. (2020). The constraint-led approach to enhancing team synergies in sport - What do we currently know and how can we move forward? A systematic review and meta-analyses. Psychology of Sport and Exercise, 50, 101754.Studie lesen
Newell, K. M. (1986). Motor development in children: Aspects of coordination and control. In M. G. W. H. T. A. Whiting (Ed.), Constraints on the development of coordination (pp. 341-360).
Renshaw, I., & Chow, J. Y. (2019). A constraint-led approach to sport and physical education pedagogy. Physical Education and Sport Pedagogy, 24(2), 103-116.
Silva, P., Chung, D., Carvalho, T., Cardoso, T., Davids, K., Araújo, D., & Garganta, J. (2016). Practice effects on intra-team synergies in football teams. Human Movement Science, 46, 39-51.
Gonçalves, B., Folgado, H., Coutinho, D., Marcelino, R., Wong, D., Leite, N., & Sampaio, J. (2018). Changes in effective playing space when considering sub-groups of 3 to 10 players in professional soccer matches. Journal of Human Kinetics, 62(1), 145-155.
Eccles, D. W., Ward, P., & Woodman, T. (2009). Competition-specific preparation and expert performance. Psychology of Sport and Exercise, 10(1), 96-107.
Cumming, S. P., Standage, M., Gillison, F., & Malina, R. M. (2008). Sex differences in exercise behavior during adolescence: is biological maturation a confounding factor? Journal of Adolescent Health, 42(5), 480-485.
Ramos, S., Volossovitch, A., Ferreira, A. P., Barrigas, C., Fragoso, I., & Massuça, L. (2020). Differences in maturity, morphological, and fitness attributes between the better-and lower-ranked male and female U-14 Portuguese elite regional basketball teams. The Journal of Strength & Conditioning Research, 34(3), 878-887.
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