Medizin

Schmerzmittel im Fußball

Die weitreichenden Risiken durch wiederholten und häufigen Schmerzmittelgebrauch

Schmerzen sind Warnsignale des Körpers. Sportler, die diese auf Dauer ignorieren, nehmen langfristige Schäden in Kauf. Die Einnahme von Schmerzmitteln kann zwar zu einer kurzfristigen Linderung der Symptome führen, sind aber in regelmäßiger Dosierung eine große Gefahr für die Gesundheit.

  1. Nach der Begriffserklärung der Weltschmerzorganisation (IASP) ist Schmerz ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit einer tatsächlichen oder drohenden Gewebeschädigung verknüpft ist oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird. Diese Begriffserklärung ist seit vielen Jahren gültig und beschreibt verschiedene Anteile dessen, was im Erleben von Schmerz Bedeutung hat.

Wenn der Körper nicht wie gewünscht funktioniert, greifen Athlet*innen in einigen Fällen zu folgenschweren Maßnahmen. Denn der Anspruch und das Streben nach eigener Leistungsfähigkeit sind manchmal größer als die Vernunft. Verletzungen, die noch nicht auskuriert sind oder aber chronische Schmerzen, werden dann mit der Hilfe von Medikamenten betäubt. Zu den gängigen Schmerzmitteln gehören:

  • Diclofenac (Voltaren)
  • Ibuprofen
  • ASS
  • Paracetamol
  • Etericoxib/Arcoxia

Nebenwirkungen

Die genannten Medikamente hemmen nicht nur den Schmerz, sondern haben je nach Menge und Dauer der Einnahme weitere Auswirkungen auf den Körper und die Gesundheit. Für Sportler*innen ist es sehr wichtig, die Vor- und Nachteile der Medikation zu kennen. Eine ärztliche Beratung ist wichtig, um die Risiken und Nebenwirkungen vermeiden zu können.

Organschäden

Innere Organe wie das Herz, die Nieren, die Leber sowie der Magen-Darm-Trakt können durch längeren und hochdosierten Medikamentenkonsum irreparabel beschädigt werden.

Schmerzresistenz

Prophylaktische Medikamenteeinnahme setzt das Schmerzempfinden herab und kann den Körper an Belastungen führen, für die er nicht gemacht ist.

Verletzungsrisiko

Schmerzen kündigen Verletzungen an. Ist diese Warnfunktion jedoch abgeschaltet, werden die Muskeln, Bänder, Sehen und Gelenke unkontrolliert belastet.

Warum greifen Sportler*innen zu Schmerzmitteln?

Der Medikamentenmissbrauch entsteht schleichend. Am Anfang steht eine Verletzung, die Sportler*innen vor große Herausforderung stellt und einen unheilvollen Weg in die Abhängigkeit in Gang setzt. Die Angst vor dem Schmerz oder vor der Rückkehr einer noch nicht auskurierten Verletzung kann enorm belasten. Die Einnahme von Schmerzmittel verspricht dann kurzfristigen Erfolg. Daraus kann sich jedoch ein prophylaktischer Konsum entwickeln, der psychisch einen zunächst positiven Einfluss hat. Denn die Gewissheit, medikamentös gegen die Schmerzen vorgesorgt zu haben, befreit Sportler*innen von einem inneren Druck. Allerdings ohne die bisweilen schwerwiegenden Folgen zu berücksichtigen. Über den verheerenden Verlauf, den Schmerzen und Leistungsdruck auslösen können, müssen Athlet*innen unbedingt informiert und gewarnt werden.

Sprinttraining, das selbstständig auf dem Platz durchgeführt werden kann.

Digitale DFB-Sprechstunde

Prof. Dr. Toni Graf-Baumann, Facharzt für Anästhesie und Intensiv- und Notfallmedizin, beantwortet im Video Fragen rund um das Thema Schmerzmittel und deren Gebrauch.

Schmerztherapien

Es gibt verschiedene alternative Therapiemöglichkeiten, deren Wirksamkeit sehr unterschiedlich ausfällt. In einigen Fällen sind die gegenwärtigen Forschungsergebnisse noch nicht valide genug, deshalb können nicht alle Therapien empfohlen werden. Letztendlich ist die Effektivität auch immer individuell von den Athlet*innen abhängig. Eine sorgsame Testung unter sportmedizinischer Begleitung ist erforderlich und sinnvoll für die bestmögliche Therapieauswahl.

    • Elektrotherapie
    • Akupunktur "dry needling"
    • Prolferationstherapie (Prolotherapie)
    • Flossing
    • Faszientherapie
    • Extrakorporale Stoßwellentherapie
    • Kryotherapie
    • Nervenblockaden

    • Traumeel
      vergleichbare Effektivität zu topischen NSAIDs

    • Ingwer
      potenzielle Muskelschmerzreduktion ab 2g & Tag und antiiflammatorisch und regenerationsfördernd

    • Glukokortikoide
      wird perspektivisch durch die WADA verboten

  1. Hypothese

    • körperliche Aktivität stimuliert das serotonerge System, das Endocannabinoidsystem und die Freisetzung endogener Opioide
    • schmerzhemmende Bahnen werden aktiviert

    Stellenwert

    • positive Effekte v.a. bei chronischen Schmerzpatienten
    • gilt möglicherweise nicht für muskuloskelettale Schmerzen
    • kann mit standardisierten Testverfahren nicht belegt werden
    • stark abhängig von psychosozialen Begleitfaktoren
    • kann einen günstigen Einfluss auf die körperliche Stärke haben
    • kann die Regenerationsfähigkeit fördern.

    • führt kurzfristig zur Schmerzreduktion und Funktionsverbesserung bei Knie- und Hüftschmerzen
    • maximale Dosierung pro Tag: 3 x 500mg Curucuma + 3 x 150mg Boswellia/Tag
    • keine langfristigen Effekte

Antonio Ruediger of Chelsea goes down injured during the Semi Final of the Emirates FA Cup match between Manchester City and Chelsea FC at Wembley Stadium on April 17, 2021 in London, England.
Interview

"Der Schmerz ist ein wichtiges Warnsignal"

Prof. Dr. Toni Graf-Baumann spricht im Interview über die Folgen von Medikamentenmissbrauch