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Nahrungsergänzungsmittel: Gehen Frauen damit anders um?

Studie beleuchtet den Konsum von ergänzenden Nährstoffpräparaten bei Nationalspielerinnen

Eine Studie beleuchtet den Konsum von ergänzenden Nährstoffpräparaten bei Nationalspielerinnen.
    • Die große Mehrheit der befragten Spielerinnen nutzt mindestens ein Präparat. Nur 18% verzichten auf Nahrungsergänzungsmittel.
    • 80% der Befragten verwenden mehr als eine Art von Nahrungsergänzungsmitteln.
    • Im Durchschnitt nehmen die befragten Spielerinnen drei verschiedene Nahrungsergänzungsmittel zu sich.
    • Am häufigsten wird zu Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren und Proteinen gegriffen.
    • Die meisten fühlen sich über die Vor- und Nachteile von Nahrungsergänzungsmitteln gut informiert. Die am häufigsten genannte Informationsquelle ist der Mannschaftsarzt.
Abstract

Leistungssportler setzen auf verschiedenste Nahrungsergänzungsmittel, um ihre Leistung zu optimieren und die Regeneration zu verbessern. Warum und zu welchen Nahrungsergänzungsmitteln Männer greifen, ist gut untersucht. Über das Konsumverhalten von Frauen ist dagegen noch wenig bekannt. Eine Befragung von Profifußballerinnen zeigt nun: Frauen greifen ebenso häufig zu zusätzlichen Nährstoffprodukten wie Männer. Nur jede fünfte Befragte nutzt keine. Unter den Befragten waren die Konsumentinnen meist älter und hatten umfangreichere Trainingspläne als Nichtnutzerinnen. Die drei meist von Frauen genutzten Präparate sind Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren und Proteine.

Nahrungsergänzung im Fußball: Keine Frauensache?

2023 treten die Frauen zur Fußball-Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland an. Trainiert wird schon jetzt. Dazu gehört auch eine sportlergerechte Ernährung. Denn was Profisportler essen, entscheidet über die Leistungsfähigkeit im Training und im Wettkampf. Um den hohen körperlichen Anforderungen gerecht zu werden und bei guter Gesundheit zu bleiben, muss die Energie- und Nährstoffzufuhr optimal an Faktoren, wie Alter, Geschlecht, Körpergewicht und Trainingsaktivität angepasst sein. Viele Leistungssportler greifen auf Nahrungsergänzungsmittel zurück, um unter erhöhter Trainingsbelastung einen akuten Mangel an Nährstoffen auszugleichen oder ihre Leistung sowohl direkt als auch indirekt zu steigern. 

Während die Konsummuster bei Männern gut untersucht sind, ist wenig darüber bekannt, wie verbreitet Nahrungsergänzungsmittel unter Spitzensportlerinnen sind [1]. Wie oft greifen Frauen zu ergänzenden Nährstoffpräparaten, zu welchen Arten und zu welchem Zweck? Eine Studie, die zu dem Thema 184 Spielerinnen aus acht Frauenfußballnationalmannschaften (Australien, Dänemark, Island, Kanada, Niederlande, Norwegen, Portugal und Schweden) am Rande des Algarve Cups 2018 befragt hat, gibt Aufschluss: Demnach greifen Profifußballerinnen ebenso häufig zu Nahrungsergänzungsmitteln wie Männer [2]. 80% der Befragten gaben an, mehr als eine Art von zusätzlichen Nährstoffsubstanzen einzunehmen. Im Durchschnitt konsumiert eine Fußballspielerin drei verschiedene Mittel. Nur etwa jede fünfte befragte Spielerin (18%) verzichtet auf Nahrungsergänzungsmittel.

Nutzungsmuster im Detail

Ob Frauen zu Nahrungsergänzungsmittel greifen oder nicht, hängt weder vom Alter, dem Trainingsumfang auf dem Platz oder im Fitnessstudio ab. Interessant ist der Vergleich zwischen Nutzerinnen und Nichtnutzerinnen: Demnach sind die Konsumentinnen von Nahrungsergänzungsmitteln unter den befragten Spielerinnen meist älter (Ø 25 Jahre) und haben umfangreichere Trainingspläne als die Nichtnutzerinnen (Ø 23 Jahre).

Was verwenden Frauen am häufigsten? 

Am häufigsten nehmen Frauen Vitamin D ein (52% der befragten Spielerinnen), gefolgt von Omega-3-Fettsäuren (49%) und Protein (45%), was den Konsummustern bei Männern durchaus ähnelt [3]. Nicht gefragt hat die Studie nach der Dosierung und der Verabreichungsform der eingenommenen Präparate. Dass Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren die Liste der meist verwendeten Nährstoffprodukte anführen, begründen die Studienautoren damit, dass gerade diese beiden Nährstoffe in den letzten Jahren im Fokus der Diskussion über deren vorteilhafte Wirkung für Leistungssportler standen. So wird z. B. Omega-3-Fettsäuren nachgesagt, die Laufleistung von Fußballspielern bei hoher Intensität zu verbessern [4].

Warum greifen Frauen zu Nahrungsergänzungsmitteln?

Interessanterweise steht die Verbesserung der sportlichen Leistungsfähigkeit erst an vierter Stelle der in der Umfrage genannten Gründe. Das unterscheidet die Motive der befragten Fußballerinnen für das Einnehmen von Nahrungsergänzungsmitteln deutlich von denen männlicher Fußballspieler [2], bei denen die Leistungssteigerung an erster Stelle steht. Frauen legen demnach vielmehr mehr Wert darauf, mithilfe von ergänzenden Präparaten ihre allgemeine Gesundheit zu erhalten. An zweiter Stelle steht die Beschleunigung der Regeneration, gefolgt von der Absicht, die Energiekapazität zu steigern bzw. die Müdigkeit zu verringern.
Es haben vor allem diejenigen Gesundheit und Regeneration als Gründe für die Nahrungsergänzung genannt, die vergleichsweise mehr Stunden pro Woche im Fitnessstudio trainieren und ein höheres Trainingsvolumen mit hoher Intensität absolvieren, was eine schnelle Erholungsfähigkeit erfordert.

Wie informieren sich Frauen über Nahrungsergänzungsmittel? 

Rat holen sich die befragten Spielerinnen am häufigsten bei ihrem Mannschaftsarzt (46%), gefolgt vom Ernährungsberater oder Diätassistenten (43%) und dem Trainer (41%). Dass Frauen sich vornehmlich von Medizinern und ausgebildeten Fachkräfte beraten lassen, bevor sie zu einem Nahrungsergänzungsmittel greifen, werten die Studienautoren so: Frauen scheinen die Gefahr, die mit der unbedachten Einnahme von solchen Produkten verbunden ist, ernst zu nehmen und ein höheres Bewusstsein für die gesundheitliche Bedeutung des Themas zu haben. Das deckt sich mit dem Befund aus Befragungen, dass Frauen, die sich in der Frage mit anderen Spielerinnen austauschen, vergleichsweise weniger trainieren, als Frauen, die hochintensiv trainieren.

Woher beziehen Frauen Nahrungsergänzungsmittel?

In welchem Bewusstsein entsprechende Produkte genutzt werden, hat auch etwas damit zu tun, wie einfach sie zu beziehen sind und wie gut die Beratung ist, etwa was die Dosierung angeht. Die in der Befragung am häufigsten genannte Bezugsquelle sind Fachgeschäfte für Nahrungsergänzungsmittel, gefolgt von Sponsoren und Apotheken sowie Drogerien. Nach den Gründen für den bevorzugten Bezugsort hat die Studie jedoch nicht gefragt. Darüber mehr zu wissen, könnte wichtig sein, um Sportlerinnen und Sportler künftig besser zu unterstützen, informierter einzukaufen und sich für oder gegen einzelne Präparate wissenschaftlich fundiert zu entscheiden.

Nahrungsergänzungsmittel richtig nutzen

Dass das Training im Leistungssport und die lange Wettkampfsaison im Fußball einen Mehrbedarf an Energielieferanten erfordert, ist erwiesen. Aber auch andere Bausteine, wie Fette, Proteine, Vitamine und Mineralien tragen zur sportlichen Leistungsfähigkeit bei, weil sie z. B. regenerative Prozesse und den Aufbau von Muskeln entscheidend beeinflussen. Allerdings gilt auch im Hochleistungssport: Wer sich bedarfsgerecht und ausgewogen gesund ernährt, muss nicht zwangsläufig zusätzliche Nährstoffpräparate zu sich nehmen. Eine sinnvolle Supplementierung genau zu ermitteln, ist äußerst schwierig, weil viele Faktoren, wie Körpergewicht, Trainingsgepflogenheiten, Wettkampftaktung und Ähnliches eine Rolle spielen.

Dennoch boomt der Markt für Nahrungsergänzungsmittel. Wer allerdings zu viel Nahrungsergänzungsmittel konsumiert und die maximale tägliche Gesamtzufuhr eines Nährstoffs über längere Zeit überschreitet, kann seinem Körper mehr schaden als helfen. Deshalb sind sportmedizinische Betreuer, aber auch Trainer gefragt, sich entsprechend zu schulen.

Gefährlich ist es auch, wenn Leistungssportlerinnen und Leistungssportler Präparate nutzen, bei denen nicht ganz klar ist, was drin ist. Immerhin 10-20% der Nahrungsergänzungsprodukte im Sportbereich weisen Substanzen auf, die auf der Dopingliste stehen. Das belegt eine Studie der Sporthochschule Köln [5]. Diese Stoffe können während des Produktionsprozesses entstanden sein oder aus den Rohstoffen stammen. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann sich bei der Auswahl von Präparaten zur Nahrungsergänzung auf die sogenannte Kölner Liste stützen. Die Service-Plattform des Olympiastützpunkts Rheinland listet Produkte, die auf Dopingsubstanzen getestet wurden und für Leistungssportler als unbedenklich gelten können. 

Die Inhalte basieren auf der Studie „Dietary supplements usage by elite female football players: an exploration of current practices”, die 2021 im „Scandinavian Journal of Medicine & Science in Sports” veröffentlicht wurde.

Literatur

  1. Oliveira, C. B., Sousa, M., Abreu, R., Ferreira, ., Figueiredo, P., Rago, V., Teixeira, V. H., & Brito, J. (2022). Dietary supplements usage by elite female football players: an exploration of current practices. Scandinavian Journal of Medicine & Science in Sports, 32(Suppl 1), 73-80.
    Studie lesen
    1. Sundgot-Borgen, J., Berglund, B., & Torstveit, M. K. (2003). Nutritional supplements in Norwegian elite athletes--impact of international ranking and advisors. Scandinavian Journal of Medicine & Science in Sports, 13(2), 138-144.

    2. Knapik, J. J., Steelman, R. A., Hoedebecke, S. S., Austin, K. G., Farina, E. K., & Lieberman, H. R. (2016). Prevalence of dietary supplement use by athletes: systematic review and meta-analysis. Sports Medicine (Auckland, N.Z.), 46(1), 103-123.

    3. Aljaloud, S. O., & Ibrahim, S. A. (2013). Use of dietary supplements among professional athletes in Saudi Arabia. Journal of Nutrition and Metabolism, 2013, 245349.

    4. Philpott, J. D., Witard, O. C., & Galloway, S. (2019). Applications of omega-3 polyunsaturated fatty acid supplementation for sport performance. Research in Sports Medicine, 27(2), 219-237.

    5. Mareck, U., Geyer, H., Schertel, T., Petring, S., Krug, O., & Thevis, M. (2021). Detection of undeclared doping substances in nutritional supplements in the context of follow-up investigations concerning adverse analytical findings. Drug Testing and Analysis, 13(11-12), 1911-1914.

    6. de Sousa, M. V., Lundsgaard, A. M., Christensen, P. M., Christensen, L., Randers, M. B., Mohr, M., Nybo, L., Kiens, B., & Fritzen, A. M. (2022). Nutritional optimization for female elite football players-topical review. Scandinavian Journal of Medicine & Science in Sports, 32(Suppl 1), 81-104.