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Subjektives Belastungsempfinden: Wie anstrengend war dein Training?
Der RPE-Wert ist ein geeigneter Indikator um die individuelle Beanspruchung im Fußballtraining abzubilden
- Beim Trainingsmonitoring wird zwischen äußerer Belastung und innerer Beanspruchung unterschieden.
Bei der RPE-basierten Methode stufen Sportler anhand einer Skala ein, wie anstrengend sie eine Übung bzw. eine Trainingseinheit (session-RPE) empfinden.
- Auch im Fußball stellt der s-RPE-Wert einen zuverlässigen Indikator für die individuelle Beanspruchung dar.
- Die RPE-basierte Methode kommt ohne kostenintensive und störanfällige Technik aus und kann das Herzfrequenzmonitoring sinnvoll ergänzen.
- Um die individuelle Beanspruchung mittels s-RPE zuverlässig abzubilden, ist eine Spieleraufklärung über die Items der Skala und Standardisierung im Zeitpunkt der Anwendung (z. B. 30 Minuten nach der Trainingseinheit) empfehlenswert.
Abstract
Um für jeden einzelnen Spieler den richtigen Trainingsimpuls zu finden, der fordert, aber nicht überfordert, sind Trainer auf ein zuverlässiges Beanspruchungs-Monitoring angewiesen. Mit physiologischen Messgrößen wie der Herzfrequenz lässt sich der Beanspruchungsgrad von Trainingseinheiten gut überwachen. Es gibt aber auch einfache und kostengünstige Verfahren zur Ergänzung: Zum Beispiel mithilfe des RPE-basierten Monitorings. Die RPE-Methode, die das subjektive Belastungsempfinden erfasst, hat sich auch im Fußball als praktische und robuste Alternative erwiesen.
Richtig belasten statt überbelasten
Das körperliche Leistungsniveau von Sportlern verbessert sich im Wesentlichen nur dann, wenn die Anforderungen der wiederholt ausgeübten Trainingseinheiten über einen gewissen Zeitraum stetig ansteigen. Ein optimales Training berücksichtigt bei jedem einzelnen Sportler, welcher Belastungsgrad in der aktuellen Phase für eine leistungssteigernde Entwicklung angemessen ist. Ist die Belastung zu gering, tritt der Sportler buchstäblich auf der Stelle, ist die Belastung hingegen zu hoch angesetzt („Übertraining“), riskiert der Trainer womöglich eine Verletzung. Für eine umsichtige Trainingssteuerung sind daher genaue Kenntnisse über die aktuelle Beanspruchung des Einzelsportlers durch ein Monitoring notwendig.
Belastung vs. Beanspruchung
Bei einem Trainingsmonitoring wird zwischen äußerer Belastung und innerer Beanspruchung unterschieden. Die äußere Belastung einer Trainingseinheit hängt von den „externen“ Vorgaben des Trainers ab (Umfang × Intensität; z. B. 6 × 30 m Sprint bei maximaler Intensität) und ist für jeden einzelnen Sportler gleich [1]. Je nach körperlicher Voraussetzung bzw. Fitnessstand wird aber ein und dieselbe Trainingseinheit von verschiedenen Spielern als unterschiedlich belastend empfunden. Diese „interne“ bzw. subjektiv wahrgenommene Belastung bezeichnet man als „Beanspruchung“.
Bei aeroben Trainingsformen im Ausdauersport hat sich die Herzfrequenz als valider Indikator für den Grad der Beanspruchung bewährt – auch weil die Herzfrequenzrate fast linear mit der Sauerstoffaufnahme korreliert [2, 3]. Wie lässt sich aber in Mannschaftssportarten wie dem Fußball die Beanspruchung der Spieler individuell, möglichst exakt und gleichzeitig möglichst unaufwendig überwachen? Obgleich einige Fußballvereine die Herzfrequenzmessung als Monitoringinstrument nutzen, ist sie mit verschiedenen Nachteilen verbunden: Das Sammeln und Auswerten der Daten bedarf der technischen Expertise des Trainers oder eines Mitarbeiters und stellt einen erhöhten Zeitaufwand dar. Technische Defekte oder Messfehler müssen stets berücksichtigt werden. Darüber hinaus fühlt sich der ein oder andere Spieler durch das Verrutschen des Brustgurts gestört.
RPE als Alternative?
Eine alternative und relativ einfache Strategie, um das Belastungsempfinden (=Beanspruchung) zu erfassen, ist die so genannte RPE-Methode (Received Perception of Exertion) nach Foster et al. [4]. Anhand einer elfstufigen Skala (s. TAB. 01) geben die Sportler dabei den Grad ihres subjektiven Belastungsempfindens als Zahlenwert an. Der session-RPE berechnet sich aus dem RPE-Wert, der mit der Dauer der Trainingseinheit (in Minuten) multipliziert wird. Beispielsweise ergibt ein RPE-Wert von 5 bei einer Trainingsdauer von 90 Minuten ein s-RPE von 450 Einheiten. Erhebt man den s-RPE systematisch nach jeder Trainingseinheit und jedem Spiel, so lässt sich auch das Verhältnis aus kurzfristiger und langfristiger Beanspruchung („acute/chronic workload ratio (ACWR)) feststellen (s. ABB. 01).
Das Forscherteam um Franco Impellizzeri hat erstmals überprüft, ob sich die s-RPE-basierte Methode auch für das Monitoring der individuellen Trainingsbeanspruchung bei Fußballspielern eignet. Um die Validität der Methode einschätzen zu können, ermittelten die Forscher die Herzfrequenz von 19 Nachwuchsspielern eines Teams und verglichen sie mit den jeweiligen s-RPE-Werten. Um sicher zu stellen, dass die Spieler nicht nur den zuletzt durchgeführten Teil einer Trainingseinheit bewerteten, sollten diese den Grad der empfundenen Belastung anhand der RPE-Skala (auf die Frage: „Wie war dein Training?“) mit einem Abstand von 30 Minuten nach jedem Training angegeben. Die Forschergruppe sammelte über sieben Wochen hinweg aus 476 Trainingseinheiten jeweils Trainingsempfindungsdaten (s-RPE) sowie Beanspruchungsdaten auf Basis der Herzfrequenz.
Valides Belastungsempfinden
Der Vergleich der s-RPE-Werte und der Herzfrequenzwerte zeigte einen statistisch eindeutigen (signifikanten) Zusammenhang. Die Korrelation dieser beiden Werte fiel jedoch etwas geringer aus als sie bei vorhergehenden Studien an Ausdauersportlern festgestellt worden war [5]. Impellizeri und Kollegen führen die vergleichsweise höheren s-RPE-Werte der Fußballspieler auf einen erhöhten anaeroben Anteil beim Fußballtraining zurück. Gerade während des Fußballtrainings kommt es häufig zu einem Wechsel zwischen aerober (z. B. Traben) und anaerober (z. B. Sprinten) Tätigkeit [6]. Vorangegangene Studien konnten zeigen, dass Sportler anaerobe Trainingseinheiten als etwas beanspruchender empfinden, die Herzfrequenzrate im Vergleich aber nicht im selben Maße ansteigt [7].
Weil s-RPE- und Herzfrequenz-Werte grundsätzlich dennoch gut korrelieren und der RPE abbildet, wie Sportler sowohl körperlichen als auch mentalen Stress wahrnehmen, lässt sich festhalten: Der s-RPE-Wert kann insgesamt als zuverlässiger Indikator für die individuelle (Trainings-)Beanspruchung bei Fußballern angesehen werden. Da das RPE-basierte Beanspruchungsmonitoring zudem ohne technischen Aufwand auskommt, empfehlen die Studienautoren es als nützliche, einfache und kostengünstige Methode.
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Literatur
- Impellizzeri, F. M., Rampinini, E., Coutts, A. J., Sassi, A. L. D. O., & Marcora, S. M. (2004). Use of RPE-based training load in soccer. Medicine & Science in sports & exercise, 36(6), 1042-1047.Studie lesen
Borg Skala - Abschätzung des subjektiven Belastungsempfindens
Zur WebseiteAchten, J. & Jeujendrup, A. E. (2003). Heart rate monitoring: applications and limitations. Sports Med. 33:517–538.
Gilman, M. B. (1996). The use of heart rate to monitor the intensity of endurance training. Sports Med. 21:73–79.
Foster, C., Hector, L. L., Welsh, R., Schrager, R., Green M. A. & Snyder A.C. (1995). Effects of specific versus cross-training on running performance. Eur. J. Appl. Physiol. Occup Physiol. 70: 367–372.
Foster, C. (1998). Monitoring training in athletes with reference to overtraining syndrome. Med. Sci. Sports Exerc. 30:1164–1168.
Bangsbo, J. (1994). The physiology of soccer: with special reference to intense intermittent exercise. Acta Physiol. Scand. Suppl. 619:1– 155.
Drust, B., Reilly T. & Cable N. T. (2000). Physiological responses to laboratory-based soccer-specific intermittent and continuous exercise. J. Sports Sci. 18:885-892.
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