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Kleinfeldspielformen richtig modifizieren
Spielfeldgröße, Spieleranzahl und die Art der Torerzielung sind wichtige Stellschrauben bei einer technisch-taktischen Schwerpunktsetzung
- Eine Reduzierung der Spielfeldgröße führt zu mehr technisch-taktischen Handlungen auf individueller Ebene.
- Bei einer größeren Spielfeldfläche kommen gruppentaktische Maßnahmen eher zur Anwendung, weil auch die Abstände zwischen den Spielern zunehmen.
- Ein Überzahl-/Unterzahlspiel führt besonders bei der nummerisch unterlegenen Mannschaft zur vermehrten Torsicherung im Zentrum. Aus Sicht der Überzahlmannschaft stehen in der Offensive mehr Zeit für das Entscheidungshandeln und größere Abstände zwischen den Spielern zur Verfügung.
- Mehrtorespiele erhöhen die Anzahl an Torabschlüssen und vergrößern die Spielzeit auf den Außenbahnen (bei einer Torpositionierung nahe der Seitenlinie).
Abstract
Kleinfeldspiele werden als Trainingsmittel der Ausdauer bereits erfolgreich eingesetzt. Welche technisch-taktischen Konsequenzen jedoch die Modifizierung der Rahmenbedingungen von Kleinfeldspielen haben, ist bisher noch wenig erforscht. Eine aktuelle Übersichtsstudie hat nun den Einfluss der Veränderung der Spielfeldgröße, der Spieleranzahl und der Art der Torerzielung auf technisch-taktische Verhaltensweisen von Spielern und Teams untersucht. Die Ergebnisse sollen Trainern helfen, für den gewählten Trainingsschwerpunkt die richtigen Rahmenbedingungen zu wählen und gegebenenfalls das Kleinfeldspielformat durch geeignete Modifizierungen anzupassen.
An den richtigen Stellschrauben drehen
Soll sich die Physis der Spieler verbessern? Sollen bestimmte technische Fertigkeiten oder eher gruppentaktische Maßnahmen trainiert werden? Möchte der Trainer bestimmte Schwerpunkte setzen, kann er die Spielform unter verschiedenen Aufgabenstellungen und Bedingungen ansetzen. So kann er zum Beispiel Kleinfeldspiele (engl. small-sided games) dazu nutzen, um die Ausdauer zu trainieren oder das Passspiel zu verbessern. Welche technischen, individual- und kollektivtaktischen Auswirkungen jedoch die Veränderung von Spielbedingungen hat, ist bislang noch unzureichend geklärt.
Eine brasilianische Forschergruppe ist dieser Fragestellung in einer systematischen Übersichtsarbeit nachgegangen. Sie stellte fest, dass sich die meisten der eingeschlossenen Studien mit den technisch-taktischen Konsequenzen der Anpassung folgender Rahmenbedingungen beschäftigen:
- Spielfeldgröße,
- Spieleranzahl pro Team,
- Anzahl und Größe der Tore.
Häufigste Anpassung: Die Spielfeldgröße ändern
Fast alle Studien untersuchten den Einfluss einer geänderten Spielfeldgröße. Typischerweise gehen mit einer Änderung der Spielfläche auch Änderungen in den Abständen zwischen den Spielern innerhalb einer Mannschaft und zu den Gegenspielern einher.
In Studien mit vergrößertem Spielfeld wurden weniger Tore erzielt, weniger Dribblings durchgeführt und weniger Bälle nach Ballverlust zurückerobert [1, 2]. Bei einem kleineren Spielfeld kommen die Spieler häufiger in Ballkontakt. Das Spiel wird insgesamt dynamischer und zwingt die Spieler zu einer größeren Handlungsschnelligkeit.
Bezüglich des Defensivverhaltens führt eine Reduzierung der Spielfeldgröße zu einem dichteren Verteidigungsverbund mit engeren Abständen, in dem die Verteidiger aber insgesamt eine kleinere Fläche im Verhältnis zum Gesamtspielfeld abdecken als bei einer Vergrößerung des Spielfelds.
Überzahl vs. Unterzahl
In allen untersuchten Studien wurde die Rahmenbedingung Spieleranzahl dahingehend verändert, dass sich ein nummerisches Ungleichgewicht zwischen den Teams ergab. Ein Team spielte also in Überzahl während das gegnerische Team in Unterzahl agieren musste. Diese Modifizierung führte zu neuen Verhaltensmustern, sowohl im taktischen Bereich als auch im Zusammenspiel allgemein. Eine Studie zeigte, dass während der Verteidigung in Unterzahl vor allem das Zentrum vor dem Tor verdichtet wurde und sich hier die Abstände zwischen den Verteidigungsspielern verkleinerten. Durch diese Zentrumssicherung konnte die Unterzahlmannschaft die gesamte Spielfeldbreite schlechter abdecken, sodass es der Überzahlmannschaft gelang, das Spiel in die Tiefe zu forcieren [3]. Darüber hinaus wurden in Überzahl bei Ballbesitz die Abstände zwischen den Mitspielern vergrößert, auch um längere Passwege zu erreichen und dadurch den gegnerischen Deckungsverbund auseinanderzuziehen [4, 5, 6].
Tor! Tore! Gar kein Tor!
Die Rahmenbedingung Tor wurde in den Studien auf dreierlei Art und Weise verändert: Torgröße, Toranzahl und Spiel ohne Tor (s. TAB. 01).
Zwei Studien hatten sich mit der Größe des Tors beschäftigt. Bei kleineren Toren (Reduzierung von 6x2m auf 3x2m) erhöhte sich die Anzahl der individuellen Offensivaktionen wie z. B. Dribbling in Richtung des gegnerischen Tors und auch Defensivaktionen wie Stellen des Angriffsspielers. Die Autoren führen diese Ergebnisse auf die kleinere Trefferfläche der Tore und einer damit verbundenen geringeren Anzahl an Torabschlüssen zurück [7].
In zwei weiteren Studien wurde die Zahl der Tore von zwei auf insgesamt sechs angehoben. In einem Fall führte es dazu, dass sich der Ball länger auf den Außenbahnen und im Verteidigungsdrittel aufhielt [8]. Die andere Studie, in der mehr als zwei Tore verwendet wurden, fand keine Hinweise auf ein zunehmendes Flügelspiel, kam aber zu dem Ergebnis, dass die Zahl der Torabschlüsse mit der Zahl der angebotenen Tore anstieg [9].
Lediglich eine Studie untersuchte die taktischen Folgen, die beim Fehlen von Toren und dem Ziel, möglichst lange im Ballbesitz zu bleiben, entstehen. Im Vergleich zum Spiel auf zwei Tore erhöhten sich die Ballbesitzzeit, die Anzahl der Spieler, die in der Offensive eingebunden waren, die Zahl der Ballberührung pro Spieler sowie die Anzahl der Pässe [10].
Die Kombination von mehreren Rahmenbedingungen
Einige der untersuchten Studien hatten zwei oder mehr Modifizierungen miteinander kombiniert und überprüft, wie diese sich auf die taktischen Verhaltensweisen der Spieler auswirkten. In den meisten Fällen wurde die Rahmenbedingung Spieleranzahl mit der Rahmenbedingung Spielfeldgröße kombiniert. Wenn das Spielfeld und die Spieleranzahl verringert wurden (Spielfläche wurde nicht proportional verkleinert, die Fläche pro Spieler war größer als zur Referenz), gab es mehr Aktionen des ballführenden Spielers in Richtung des Torraums sowie mehr defensive Aktionen (Stellen des Angreifers).
Darüber hinaus führte die Kombination aus Reduktion der Spieleranzahl und Spielfeldgröße zu mehr technisch-taktischen Handlungen auf individueller Ebene. Das heißt, die Spieler hatten mehr Ballkontakte, spielten mehr Pässe, gingen häufiger ins Dribbling und suchten häufiger den Abschluss [11-13]. Im umgekehrten Fall führte eine Erhöhung der Spieleranzahl bei gleichzeitiger Spielfeldvergrößerung zum vermehrten Einsatz von gruppentaktischen Maßnahmen wie der Förderung des Zusammenspiels, um in Ballbesitz zu bleiben und der kollektiven Balleroberung.
Die Inhalte basieren auf der Studie "How manipulating task constraints in small-sided and conditioned games shapes emergence of individual and collective tactical behaviours in football: A systematic review", die 2018 im „International Journal of Sports Science & Coaching" veröffentlicht wurde.
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Literatur
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