Talententwicklung

Individuelle Qualitäten im internationalen Vergleich

Talententwicklung

Permanente Analysen des DFB rund um WM- und EM-Turniere sowie die Auswertung vieler aktueller Youth Champions League-Spiele unterstreichen im Vergleich zur Weltspitze Defizite in der individuellen fußballerischen Qualität vieler U-Nationalspieler*innen.

In allen Altersklassen erreichen nur einzelne U-Nationalspieler*innen jeweils eine individuelle Qualität von internationalem Spitzenniveau. Mit Blick auf einen breiteren Kader fällt die durchschnittliche individuelle Qualität jedoch vergleichsweise zu stark ab! Vergleichsmaßstab sind dabei speziell die Perspektiv-Teams der Top-Nationen wie z.B. Spanien, die auch in Zukunft die Hauptkonkurrenten an der Spitze des Weltfußballs sein werden.

Es gibt in Deutschland zu wenige Spieler*innen mit herausragenden individuellen Qualitäten. Die Bolzplatzmentalität ist uns definitiv abhanden gekommen. Wir haben im Vergleich zur Konkurrenz zu wenige überragende Einzelspieler*innen!
Joti Chatzialexiou, Sportlicher Leiter Nationalmannschaften im Sportschau-Interview, April 2021

Im Vergleich zu Perspektivspieler*innen anderer Spitzennationen (z.B. Spanien) sind u.a. diese Defizite festzumachen:

Individuelle Klasse im Spiel nach vorne („Offensive Power“ und Durchschlagskraft)

1 gegen 1-Lösungen im vorderen Angriffsdrittel, insbesondere über die Außenpositionen

Das Lösen aus unmittelbaren Drucksituationen des/der Gegners/Gegnerin durch individuelle Aktionen (u.a. mit einem variablen 1. Kontakt nach Anspiel)

Erkennen und variables, autonomes Lösen von Herausforderungen im Spiel losgelöst von Trainer*innen-Interventionen von außen

Konstanz und Präzision hochwertiger Aktionen insbesondere in Stress- und Konflikt-Situationen

Spielaktivität in jedem Moment des Spiels

Zielorientierte Anschlussaktionen durch das rechtzeitige Vororientieren vor dem Anspiel

Geschicktes, taktisch cleveres 1 gegen 1 zum individuellen Erobern eines Balles (Keine Fouls!)

Und nicht zuletzt auch die „Siegermentalität“, d.h. unter dem Druck großer internationaler Turniere mit einer gewissen Cleverness, „Kaltschnäuzigkeit“ und inneren Überzeugung Spiele und letztlich Titel zu gewinnen!

Wir sehen, dass andere Nationen Spieler*innen mit einer gewissen Waffe und Stärke entwickeln, die spielentscheidend sein können - und das auch noch in einer größeren Breite.
Joti Chatzialexiou – Sportlicher Leiter Nationalmannschaften im kicker-Interview, September 2020