Persönlichkeiten machen jeden einzelnen Lehrgang individuell und einzigartig!
Blogbeitrag von Lennart Claussen im Oktober 2022
- Trainerausbilder für B+, A und A+ Lizenz
- Co-Trainer der U15-Juniorinnen-Nationalmannschaft
- Fußball-Lehrer seit 2020
- Landestrainer und Verbandssportlehrer beim Landesfußballverband Mecklenburg-Vorpommern von 2012 bis 2019
Angetrieben von dem Anspruch, die Trainer*innen und ihre individuelle Entwicklung in den Mittelpunkt der Ausbildung zu stellen, wurde die Trainer*innen-Ausbildung in den vergangenen zwei Jahren umfänglich reformiert. Dabei spielen drei Bausteine eine wichtige Rolle:
- Die Trainer*innen-Persönlichkeit der Lehrgangsteilnehmer*innen!
- Die kompetenzorientierte Ausbildung!
- Die Rolle der Ausbilder*innen als Lernbegleiter*innen!
Wir begegnen Lehrgangsteilnehmer*innen vom Ausbildungsberuf bis zum Promotionsstudium, mit sportlichen Karrieren im Amateur- oder Profifußball, mit Trainer*innen-Tätigkeiten in kleinen, mittleren oder großen Fußballvereinen und Verbänden, als Junggesellen oder Eltern einer Großfamilie – und das zum Teil auch im Ausland. Auf Basis dieser individuellen Lebensläufe bringen die Lehrgangsteilnehmer*innen unterschiedliche Erfahrungen und Wertevorstellungen und somit ihre individuelle Persönlichkeit mit, die ihre Art „Trainer*in zu sein“, maßgeblich beeinflusst.
Die inhaltliche Grundlage für die Ausbildung bildet das Trainer*innen-Entwicklungsmodell. Im Mittelpunkt steht hierbei die Arbeit mit dem Menschen:
- sich selbst als Trainer*in
- die eigenen Spieler*innen bzw. eigene Mannschaft
- die internen Mitglieder der eigenen Organisation (z.B. Verein, Verband usw.)
- die externen Mitglieder des Systems „Fußball“
Die konkrete Ausprägung der Inhalte orientiert sich am Arbeitsumfeld der Trainer*innen. Dabei geht es nicht um eine reine Wissensvermittlung, sondern um das Erwerben von konkreten Kompetenzen. Auf der Basis von vermitteltem Wissen sollen die Lehrgangsteilnehmer*innen situationsadäquate Lösungen für typische Alltagssituationen in ihrem Verein oder Verband anwenden können. Es geht also um das praktische Tun im „echten“ Leben. Als Ausbilder*innen wollen wir die Trainer*innen-Persönlichkeiten dabei unterstützen, bessere Trainer*innen sein zu können!
Ein Beispiel zur Zusammenarbeit im Trainer*innen-Team auf dem Trainingsplatz soll das verdeutlichen. Die jeweiligen Cheftrainer*innen wollen gemeinsam mit ihrem Trainer*innen-Team das bestmögliche Training mit vielen Lerngelegenheiten und passendem Coaching für ihre Spieler*innen anbieten:
Max hat eine C-Lizenz und trainiert ehrenamtlich eine U11-Juniorinnen-Mannschaft mit 16 Kindern in einem kleinen Verein. Unterstützung erhält er bei seinen 2-mal wöchentlich stattfindenden Trainingseinheiten von einer Mama, die ihre Tochter begleitet. Die Mama hat selbst kein Fußball gespielt und auch keine Trainer*innen-Ausbildung.
Tom hat eine B-Lizenz und trainiert auf Honorarbasis eine U17-Junioren-Mannschaft mit 20 Kindern in einem ambitionierten Verein in der Verbandsliga. Unterstützung erhält er bei seinen 3- bis 4-mal wöchentlich stattfindenden Trainingseinheiten von seinem ehrenamtlichen Co-Trainer, der ebenfalls die B-Lizenz hat.
Marie hat die B+ Lizenz und trainiert immer montags am DFB-Stützpunkt mit 12 Kindern. Neben ihr sind noch zwei weitere DFB-Stützpunkttrainer*innen vor Ort, die ebenfalls in Besitz der B+ Lizenz sind.
Tilo hat die A+ Lizenz und trainiert hauptamtlich die U16 in einem anerkannten Leistungszentrum. Unterstützt wird er bei seinen 6- bis 7-mal wöchentlich stattfindenden Trainingseinheiten durch einen hauptamtlichen Co-Trainer, der die B+ Lizenz hat und viele Jahre in der Bundesliga als Stürmer aufgelaufen ist, einen hauptamtlichen Torwarttrainer, der eine Torwarttrainerausbildung durchlaufen und eine hauptamtliche Fitnesstrainerin, die ein sportwissenschaftliches Studium absolviert hat.
Der beschriebene Alltag stellt die Cheftrainer*innen mit Blick auf die Co-Trainer*innen (Anzahl, zeitliche Verfügbarkeit, Qualifikation) und Anforderungen (Anzahl Trainingseinheiten, Anzahl Spieler*innen, Leistungsniveau) vor unterschiedliche Herausforderungen, die gelöst werden müssen, um das bestmögliche Training für die Spieler*innen abzubilden. Alle Cheftrainer*innen müssen genau überlegen, wie sie das Training inhaltlich und organisatorisch aufbauen und welche Aufgaben sie selbst übernehmen wollen bzw. welche sie an die Co-Trainer*innen delegieren können.
Die Komplexität der Alltagssituation und dazugehörige Lösungen lassen sich in der Sportschule lediglich skizzieren und diskutieren, jedoch nicht realistisch abbilden. Daher führen die Lehrgangsteilnehmer*innen die entsprechenden Trainingseinheiten im Nachgang einer Präsenzphase mit ihren eigenen Mannschaften und ihrem eigenen Trainer*innen-Team in ihrem Arbeitsumfeld durch, um konkrete Lösungsmöglichkeiten anzuwenden. Die dann gefundenen Lösungen werden im Nachgang mit den Ausbilder*innen und anderen Lehrgangsteilnehmer*innen ausgewertet.
Am oben gezeigten Beispiel wird neben der Unterschiedlichkeit des Alltags aller Trainer*innen auch deutlich, dass es keine pauschalen Musterlösungen gibt. Ein typisches Beispiel dafür ist die Gestaltung einer Trainingsform: Wähle ich eine isolierte Technikübung oder eine Spielform in Gleichzahl, die das Spiel in seiner Komplexität mit Gegner-, Zeit- und Raumdruck abbildet? In der anschließenden Diskussion geht es dann nicht darum, welche Trainingsform besser oder schlechter ist, sondern vielmehr, welche Vor- und Nachteile die jeweiligen Trainingsformen mit sich bringen und ob sich das Trainingsziel damit erreichen lässt.
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