3 FRAGEN AN

Jan-Ingwer Callsen-Bracker

Was kann Neurozentriertes Training bewirken?

Neurozentriertes Training
    • absolvierte 169-Bundesligaspiele für Bayer Leverkusen, Borussia Mönchengladbach und den FC Augsburg
    • hat während seiner Karriere selbst nach dem neurozentrierten Ansatz trainiert
    • verantwortet den Bereich Neurozentriertes Training in der DFB-Akademie

Immer mehr Fußballer*innen verbessern ihre Leistung mit der Hilfe neurozentrierten Trainings. Der frühere Innenverteidiger Jan-Ingwer Callsen-Bracker gehörte zu den Pionieren unter den Bundesligaspielern. Nun betreut er den Bereich als Experte innerhalb der DFB-Akademie und berät und trainiert die deutschen Nationalspieler*innen der A- und U-Mannschaften.

1) Inwiefern hast du während deiner Karriere von neurozentriertem Training profitiert?

Es hat mir sehr geholfen. Ich hatte nach einer Verletzung zu Beginn meiner Karriere längere Zeit Kompensationsmuster, die wiederkehrend zu muskulären Problemen geführt haben. Der Kontakt mit neurozentriertem Training war für mich dann ein Wendepunkt. Dadurch bin ich kräftiger, beweglicher und schmerzfrei geworden. Meine Leistungsfähigkeit hat sich aufgrund meiner erhöhten Bewegungsqualität deutlich verbessert. Diese Fortschritte haben mich angetrieben, das Training weiterzuführen und die Drills wurden Teil meines Alltags. Die Erfolge und das damit verbundene Gefühl der Selbstwirksamkeit haben mich motiviert, in das Thema tiefer einzusteigen und mich bereits zu meiner aktiven Zeit auf dem Gebiet weiterzubilden.

2) Welchen Stellenwert hat Neurozentriertes Training mittlerweile im Hochleistungsfußball?

Viele Spieler, die das Training täglich ausüben, spüren sofort einen Effekt und machen in der Regel weiter. Deshalb ist der Neurozentrierte Trainingsansatz zwar im Fußball angekommen, aber noch nicht vollständig etabliert. Wir beobachten aber ein steigendes Interesse in Spielerkreisen und innerhalb der Funktionsteams. Die Neugierde wächst und der Mehrwert, das eigene Training effizient zu unterstützen, wird immer mehr erkannt.
Mit der Nachfrage wird auch das Angebot für neurozentriertes Training immer größer. Um diesen Ansatz aber effektiv anzuwenden, braucht es zwei Dinge: ausgeprägtes und fundiertes Wissen über neuronale Zusammenhänge sowie die praktische Erfahrung. Beides muss sich erst über Jahre entwickeln. Die Ausbildung neuer Experten auf diesem Gebiet ist sehr wichtig, um das Bewusstsein für das Training und gleichzeitig auch dessen Qualität weiter zu stärken.

3) Wie sieht deine Arbeit innerhalb der DFB-Akademie genau aus?

Die Arbeit ist sehr vielfältig und abwechslungsreich. Ich bin inhaltlich für den Aufbau des Bereiches innerhalb der DFB-Akademie verantwortlich und Ansprechpartner. In dieser Funktion fungiere ich auch als Referent auf Fortbildungsformaten. Außerdem begleite ich als Experte und Praktiker Studien im Rahmen des PHD- Programmes „Neurozentriertes Training im Fußball“ in Kooperation mit den Universitäten Saarbrücken und Paderborn und verschiedenen Fußballmannschaften.
Aber auch die praktische Arbeit gehört zu meinem Aufgabengebiet. Zum Beispiel begleite ich die Frauen-Nationalmannschaft und mehrere U-Teams im weiblichen und männlichen Bereich auf Lehrgängen, Länderspielreisen und ins Trainingslager und entwickle in Workshops und Einheiten eine Akzeptanz und Sensibilität für das Thema. Ich unterstützte die Spieler*innen und gebe ihnen individuelle Drills mit.