3 Fragen an

Nicklas Dietrich

Über die Bedeutung des Schlafs im Leistungsfußball

    • Studierte Sportwissenschaften und hat zahlreiche Zusatzqualifikationen absolviert, u.a. C-Trainerlizenz Leistungssport Leichtathletik und Ernährungs-Coach-Ausbildung
    • Seit September 2015 als Fitnesstrainer der A-Nationalmannschaft tätig
    • Arbeitete vorher u.a. bei der TSG 1899 Hoffenheim und bei RB Leipzig
1) Wie wird bei den Nationalmannschaften auf das Schlafverhalten geachtet?

Wenn die Spieler*innen zur Nationalmannschaft kommen, haben wir eine große Verantwortung. Die Spieler*innen sind in ihren Vereinen, durch die Reisen und unseren Lehrgängen einer hohen Belastung ausgesetzt. Umso mehr gewinnt der Faktor Regeneration und Schlaf an Bedeutung. Wir stellen das Thema in den Fokus, indem wir Informationen liefern und in zusätzlichen Workshops, beispielsweise auf die Schlafhygiene oder schlaffördernde Ernährung eingehen. Zudem fragen wir die subjektiven Schlafwerte ab und helfen bei der Optimierung der Örtlichkeiten. Kissen, Licht, Matratzen, die Räumlichkeit insgesamt aber auch die Frischluftzufuhr sind Punkte, die mitentscheidend sind, ob jemand "nur" gut oder besser schläft. Zusätzlich zu unseren Angeboten besteht in Einzelfällen auch die Möglichkeit der individuellen Betreuung. Gemeinsam mit unserer Schlafexpertin, Anna West, können die Spieler*innen dann auf ihre persönliche Situation eingehen und diese verbessern.

2) Wie wird vorgegangen, wenn Spieler*innen kein gutes bzw. unruhiges Schlafverhalten haben?

Insgesamt gilt, dass wir unsere Spieler*innen bestmöglich fördern möchten. Dies beinhaltet auch den Regenerationsprozess, sodass wir all unseren Spieler*innen anbieten sich mit uns über ihr Schlafverhalten auszutauschen. Für den Fall, dass Spieler*innen auf uns zukommen und über ein ungutes Schlafverhalten klagen, helfen wir natürlich. Die allgemeinen Gegebenheiten, die den Schlaf positiv beeinflussen können, müssen vorab natürlich stimmen und prinzipiell eingehalten werden. Haben kleinere Anpassungen keinen Erfolg, werden in individuellen Coachings den Spieler*innen Orientierungspunkte gegeben. Während des Lehrgangs beobachten wir nun die Schlafqualität und das Schlafverhalten. Sollte sich herausstellen, dass die Qualität, beispielsweise aufgrund von Stressfaktoren, leidet, wird einer unserer Sportpsychologen hinzugezogen.

3) Was empfiehlst du Spieler*innen, wenn sie ihren Schlaf optimieren möchten?

Wenn Spieler*innen mit dem Ziel auf uns zukommen, ihren Schlaf optimieren zu wollen, erörtern wir in einem persönlichen Gespräch, ob dies überhaupt notwendig ist. Das subjektive Gefühl, schlecht geschlafen zu haben, kann auf vielen Ursachen basieren. In Einzelgesprächen reflektieren wir den Alltag, die Belastung auf und neben dem Platz und weitere individuelle Komponenten, die Auswirkungen auf das Schlafverhalten haben können. Sollten sich dabei Verbesserungspotentiale zeigen, werden in einem nächsten Schritt Lösungsansätze herausgearbeitet. Anhand dieser werden Hilfestellungen gegeben und erste, neue Rituale etabliert. Die neuen Gewohnheiten sind eng an unsere Empfehlungen zur Schlafhygiene gekoppelt. Zu diesem Zweck haben wir zehn Empfehlungen herausgegeben, die den Schlaf optimieren und an denen sich unsere Talente orientieren können.

3 Umsetzungstipps

  • Im Vorfeld:
    Berücksichtige die Punkte Regeneration und Schlaf in der Trainingsarbeit und sensibilisiere die Spieler*innen für dieses wichtige Thema.
  • Im Verlauf:
    Signalisiere den Spieler*innen Gesprächsbereitschaft und frage in Einzelgesprächen regelmäßig danach, wie die Spieler*innen ihren Schlaf selbst einschätzen. Leistungsschwankungen können beispielsweise auch auf mangelnder Schlafqualität basieren.
  • Im Fortgang:
    Das subjektive Gefühl, schlecht geschlafen zu haben, kann immer wieder auftreten und viele Ursachen haben. Informiere die Spieler*innen auch über mögliche "Wechselwirkungen", die etwa durch die Nahrungsaufnahme vor dem Zubettgehen entstehen können.