3 Fragen an
das Kompetenzteam "Trainingsphilosophie Deutschland"
Hermann Gerland, Lars Bender und Sabine Loderer über die beste Trainingseinheit
- Das Kompetenzteam der "Trainingsphilosophie Deutschland" besteht aus: Hannes Wolf, Antonio Di Salvo, Sandro Wagner, Lars Bender, Hermann Gerland, Sabine Loderer, Lena Lotzen, Nikola Ludwig, Daniel Stredak und Hanno Balitsch
- Ziel ist es, dass Thema "Training" wieder in den Mittelpunkt zu rücken und ihm die gebührende Aufmerksamkeit zu geben.
1) Freude, Intensität und Wiederholung: Was genau verbirgt sich hinter diesen Schlagworten und wie sind sie in der Trainingsgestaltung zu berücksichtigen?
Hermann Gerland: Ein Jugendtraining dauert in der Regel 90 Minuten. Wenn die Kinder über die gesamte Zeit Spaß haben, sich verausgaben und ständig in Aktion sind, dann hat der Coach seinen Job mehr als erfüllt. Somit bieten die Parameter Freude, Intensität und Wiederholung bei der Trainingsplanung die passende Orientierung. Durch die Spielformen, die von der "Trainingsphilosophie Deutschland" empfohlen werden, sind alle Spieler*innen aktiv beteiligt und dürfen eigene Entscheidungen frei treffen. Kinder möchten Tore erzielen, Tore verteidigen und sich in Duellen auf dem Platz messen. Dadurch ist die Freude garantiert. Durch viele Aktionen unter hohem Zeit-, Raum- und Gegnerdruck ohne große Pausen wird auch eine hohe Intensität gewährleistet. Zudem können Trainer*innen von der Seitenlinie, durch vorher bereitgelegte Balldepots, schnell den nächsten Ball einspielen um das Spiel schnell fortsetzen zu können. Das bekannte Sprichwort "Übung macht den Meister" gilt insbesondere im Kinder- und Jugendfußball. Eine möglichst hohe Anzahl fußballrelevanter Aktionen für alle Spieler*innen, sollte ebenfalls jede Trainingseinheit garantieren.
2) In welchen Trainingsformen werden die drei Eigenschaften bestmöglich abgedeckt?
Lars Bender: Wir wollen den Fokus wieder auf das Spielen in Kleinformaten legen, damit jedes Kind noch mehr Ballaktionen hat. Man kann nie zu viel spielen und auch nicht zu viel üben. Das Üben liegt im Spielen selbst. Für die Spielformen gilt die Maxime: Je jünger die Kinder, desto weniger Spieler*innen pro Ball. Zwei bis acht Feldspieler sind ausreichend, angefangen vom 1 gegen 1 bis zum 4 gegen 4. Mit der Anzahl von maximal acht Kindern sind die Spieler*innen gemeint, die im Feld aktiv sind. Außen- oder Wandspieler*innen sind nicht mit eingerechnet. Allgemein gilt, je mehr und je länger Kinder Fußball spielen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie sich verbessern. Innerhalb der kleinen Spielformen wird den Kindern eine hohe Nettospielzeit garantiert, sodass sie sich stetig verbessern und ausprobieren können.
3) Warum ist eine hohe Nettospielzeit von so großer Bedeutung?
Sabine Loderer: Die Spielformen aus der "Trainingsphilosophie Deutschland" sollten das Herzstück einer jeden Trainingseinheit sein. Trainer*innen empfehlen wir, die Auf- und Umbauphasen idealerweise sehr kurz zu halten. Da Spiel- und Trainingszeit begrenzt sind, sollte zudem darauf geachtet werden, dass die Kinder keine Standzeiten haben und die Spieler*innenanzahl pro Spielform gering ist. Je weniger Kinder auf dem Feld stehen, desto höher ist die individuelle Aktionsrate. Ist die Anzahl an Spieler*innen zweistellig, lohnt sich bereits ein zweites Feld.
Insgesamt gilt für Trainer*innen die Devise: Es kann gar nicht lange genug im Training gespielt werden. Als Orientierung empfehlen wir eine Mindestdauer von 48 Minuten pro Spieler pro Woche vom 1 gegen 1 bis zum 4 gegen 4 bis zur U16. Ab der U17 sollten es dann mindestens 32 Minuten Nettospiezeit pro Woche sein. Nettospielzeit bedeutet, dass Trinkpausen, Wartezeiten oder Umbauphasen nicht eingerechnet werden. Mit den 48 bzw. 32 Minuten setzen wir eine Zeitangabe, in denen die Kinder und Jugendlichen dribbeln, schießen, passen, Zweikämpfe bestreiten dürfen. Diese Empfehlung darf aber gerne überschritten werden. Das langfristige Ziel muss es sein, die Freude am Spiel zu entfachen und über die Jahre sicherzustellen, dass sie erhalten bleibt.
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