Spielanalyse
Manchester City – auf Europas Thron angekommen
Wie Manchester City das Champions League Finale gewann
Marius Fischer
Marius Fischer, Redakteur der DFB-Trainerzeitschrift „Fußballtraining“, analysiert Qualitätsmerkmale im internationalen Fußball. Nebenbei ist er als Spielanalyst bei Viborg FF in der dänischen Superliga tätig.
Im siebten Anlauf gelang Pep Guardiola endlich der langersehnte Triumph in der Champions League mit Manchester City. Im Finale setzten sich die Blues gegen Inter Mailand mit 1:0 durch und machten damit sogar das Triple perfekt.
Ein ausgeglichenes Spiel
Aufstellungstechnisch gingen beide Mannschaft wie erwartet ins Spiel. Während Inter Mailand wie gewohnt im 5-3-2 bzw. 3-5-2 auflief, entschied sich Pep Guardiola für das 3-2-4-1-System mit Starstürmer Erling Haaland als einzige Spitze. Trotz der klaren Favoritenrolle von Manchester City entwickelte sich ein ausgeglichenes Spiel, in dem Inter in der Defensive etwas höher als gewohnt presste und dennoch durch eine hohe Kompaktheit nur wenige Chancen zuließ. In Ballbesitz schaffte es die Mannschaft von Simone Inzaghi immer wieder, die erste Pressinglinie von City zu überspielen und gefährlich vors Tor der Engländer zu kommen. Am Ende gelang Manchester City durch Rodri der einzige Treffer des Spiels, der letztlich für den ersten Champions League Titel in der Vereinsgeschichte reichte. Auffällig waren dabei vor allem zwei taktische Aspekte:
Mittelfeldraute
Guardiola, dem nach wichtigen Spielen des Öfteren "zu viele taktische Veränderungen" nachgesagt wurden, machte auch in diesem Finale eine interessante Anpassung: Seitdem er den nominellen Innenverteidiger John Stones vor drei Monaten ins zentrale Mittelfeld schob, baut City zumeist in einer 3-2-Struktur mit zwei flachen Sechsern und zwei hochstehenden Mittelfeldspielern auf. Gegen das 5-3-2 von Inter Mailand entschied sich Guardiola jedoch für eine eher rautenförmige Positionierung der vier Zentrumsspieler: Rodri agierte als alleiniger Sechser während Stones höher in die rechte Halbspur schob und das Pendant zu De Bruyne auf der linken Seite bildete. Gündogan sorgte dabei für die nötige Tiefe im Zentrum. Das sorgte dafür, dass die Innen- oder Flügelverteidiger von Inter deutlich höher und risikoreicher agieren mussten, wenn sie Citys Spieler in der Halbspur pressen wollten. Das verhalf Manchester zu einigen gefährlichen Durchbrüchen im Zentrum.
Aké passt zu Dias, der von Martínez angelaufen wird.
Dias spielt einen Vertikalpass in die Zentrumsspur auf Gündoğan, ...
... der aufdrehen und nach vorne andribbeln kann.
Aké passt in der linken Halbspur zu Rodri.
Rodri spielt einen Vertikalpass in die rechte Halbspur zu Stones, ...
... der an zwei Gegenspielern vorbeidribbelt ...
... und zu Gündoğan passt, der sich in guter Abschlussposition befindet.
Ein mutiger Torspieler
Ein Hauptgrund für den hervorragenden Saisonendspurt von Manchester City war das Pressing. Häufig liefen sie mit vier Spielern in vorderster Linie an und schafften es so, gleichzeitig Druck auf den Ball zu bekommen und dennoch die Passwege ins Mittelfeld zuzustellen. Dass Inter es trotzdem gelang, dieses Pressing regelmäßig zu überspielen, lag an Torhüter André Onana. Der Ghanaer verfügt über ein herausragendes Passspiel und konnte daher immer wieder die engen Passkorridore bespielen. Dieses Risiko wurde belohnt, da sich Inter hinter der Pressinglinie von City zumeist in Überzahl befand und im Spiel über den Dritten anschließend mit Tempo ins letzte Drittel andribbeln konnte, wo dann jedoch die letzte Zielstrebigkeit und Qualität im Torabschluss fehlten.
Onana befindet sich im Ballbesitz. Barella und Brozović bewegen sich in die Tiefe.
Onana spielt einen Vertikalpass auf Brozović, der in den Lauf von Barella klatschen lässt.
Barella dribbelt in den freien Raum.
Acerbi spielt einen Rückpass zu ...
... Onana, der unter Druck einen Vertikalpass auf Lukaku spielt.
Lukaku lässt in den Lauf von Mkhitaryan klatschen, der Raum zum Andribbeln hat.
Das Tor des Tages
In der 68. Minute schaffte es City eine der wenigen Male, sich weit in der Hälfte von Inter Mailand festzuspielen. Durch das tiefe Verteidigen der Italiener ergab sich viel Raum für Manchesters Innenverteidiger. Diesen nutzte Manuel Akanji für ein raumüberwindenes Dribbling mit anschließendem Tiefenpass auf Bernardo Silva. Dessen Flanke konnte Inter zwar zunächst klären – der Abpraller landete jedoch bei Rodri, der den Ball mit einem präzisen Innenspannstoß ins Tor beförderte.
Akanji wird in der Zentrumsspur angespielt und dribbelt nach vorne an.
Akanji spielt einen Schnittstellenpass auf Silva, ...
... dessen Flankenversuch in den Rückraum abprallt.
Rodri schießt den Ball aus 15 Metern ins Tor.
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