Spielanalyse

Manchester United – die Triplesieger

Wie Sir Alex Ferguson die Red Devils zu drei Titeln in einer Saison führte.

Manchester United feiert den CL-Sieg 1999.
  1. Marius Fischer

    Marius Fischer, Redakteur der DFB-Trainerzeitschrift „Fußballtraining“, analysiert Qualitätsmerkmale im internationalen Fußball. Nebenbei ist er als Spielanalyst bei Viborg FF in der dänischen Superliga tätig.

In unserer neuen Serie werfen wir einen Blick in die Vergangenheit und analysieren die besten Teams, Spieler und Trainer der letzten 50 Jahre. In diesem Teil analysieren wir Manchester United in der Saison 1998/99. Sie gewannen das Triple aus Meisterschaft, FA Cup und Champions League und waren damit die erste Mannschaft aus einer europäischen Topliga, der das gelang.

Die Ferguson-Ära

Sir Alex Ferguson war von 1986 bis 2013 Cheftrainer bei den Red Devils und gewann in diesen Jahren 13 Meisterschaften, fünf FA-Cups und zweimal die Champions League. Der Schotte prägte die erfolgreichste Ära der Vereinsgeschichte nachhaltig. Aus einer 4-4-2 Formation heraus agierte United gegen den Ball überaus aggressiv in allen Spielfeldbereichen und zeigte sich bei eigenem Ballbesitz sehr zielstrebig. Mit Spielern wie Gary Neville, Jaap Stam, David Beckham, Roy Keane oder Dwight Yorke besaß die Mannschaft sowohl eine große Menge an Führungsqualität als auch individueller Klasse.

Manchester Uniteds Stammformation in der Saison 1998/99.
Mit Flanken zum Erfolg

Mit Ryan Giggs auf links und David Beckham auf rechts besaß Manchester United zwei hervorragende Flügelspieler, die präzise und scharfe Flanken schlagen konnten. In Kombination mit den zwei kopfballstarken Mittelstürmern Dwight Yorke und Andy Cole sorgte dies für viele Tore nach hohen Hereingaben. Während andere Mannschaften bei kurz ausgeführten Abstößen oder Abschlägen den ersten Ball zumeist zum Innenverteidiger spielten, waren es bei United die Außenverteidiger, die von Torhüter Kasper Schmeichel angespielt wurden und anschließend die Flügelspieler in Szene setzten.

Doppelspitze

Die beiden Stürmer Dwight Yorke und Andy Cole harmonierten hervorragend miteinander. Während der spielstarke Yorke sich häufiger in tiefere Positionen fallen ließ (gegen Ende seiner Karriere agierte er sogar als defensiver Mittelfeldspieler), war Cole ein eiskalter Vollstrecker. Beide brachten die seltene Mischung aus körperlicher Robustheit und hoher Geschwindigkeit mit. Dadurch konnten sie sowohl als Wandspieler als auch als Ziel für Schnittstellenpässe eingesetzt werden. Zusammen erzielten sie in Fergusons Amtszeit 187 Treffer (Cole 121 und Yorke 66).

    1. Keane passt an die Strafraumgrenze zu Yorke.

    2. Yorke schirmt den Ball ab und passt in den Lauf von Solskjaer, ...

    3. ... der den Ball mit dem ersten Kontakt ins Tor schießt.

    1. Butt passt auf Cole. Yorke lässt den Ball durch seine Beine laufen und startet anschließend einen Tiefenlauf.

    2. Cole passt mit dem ersten Kontakt in den Lauf von Yorke.

    3. Yorke passt zurück auf Cole, der den Ball anschließend ins Tor schießt.

    1. Butt passt in der rechten Außenspur zu Beckham.

    2. Beckham flankt mit dem ersten Kontakt auf den ballnahen Pfosten in den Lauf von Yorke, ...

    3. ... der per Kopf ein Tor erzielt.

Aggressives Verteidigen

United versuchte stets, Druck auf den Ballbesitzenden zu erzeugen – vor allem nach eigenem Ballverlust. Dafür rückten selbst die Verteidiger situativ aus der Grundordnung heraus und pressten in einer deutlich höheren Position. Vor allem der niederländische Innenverteidiger Jaap Staam attackierte gegnerische Pässe im Halbraum sehr aggressiv. Dies beinhaltete ein gewisses Risiko, führte aber häufig zu zentralen Ballgewinnen, die United anschließend für schnelle Konter nutzte.

    1. Nach einem Ballverlust geht Beckham ins Gegenpressing. Der gegnerische Linksverteidiger (LV) passt zum zentralen Mittelfeldspieler (ZM).

    2. Der ZM wird sofort vom hochstehenden Rechtsverteidiger Neville unter Druck gesetzt und passt zum offensiven Mittelfeldspieler (OM).

    3. Die beiden zentralen Mittelfeldspieler (ZM) von United stehen versetzt zueinander. Der gegnerische OM spielt einen Vertikalpass.

    4. Der Passempfänger wird vom herausrückenden Innenverteidiger Stam sofort unter Druck gesetzt.

Champions League Finale

Das dramatische Highlight der Triplesaison war das Finale in der Champions League gegen Bayern München. Nach 90 Minuten führte Bayern durch ein Freistoßtor von Mario Basler mit 1:0, ehe zwei Tore in der Nachspielzeit durch Teddy Sheringham und Ole Gunnar Solskjaer das Spiel drehten und Manchester United den Titel brachten. Beide Treffer entstanden jeweils aus einem Eckball von David Beckham.

Solskjaer erzielte in der dritten Minute der Nachspielzeit den 2:1 Siegtreffer.
Viele unserer Siege kamen in den letzten Spielminuten zustande, nachdem wir unseren Gegner mürbe gespielt hatten. Im Fußball – genauso wie im Leben – geht es darum, auf die eine Chance zu warten und diese dann zu nutzen.
Sir Alex FergusonEhemaliger Trainer von Manchester United
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